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    Angriffe auf Polizisten erreichen neue Dimension

    Revierbeamte werden in lebensgefährliche Falle gelockt, dann brennen Peterwagen – Offenbar koordinierte Aktion

    Bei dem massivsten Angriff auf Polizisten seit Jahren ist vor der Wache Lerchenstraße ein Peterwagen in Flammen aufgegangen. Die Attacke einer Gruppe Vermummter war offensichtlich Teil einer breiter koordinierten Aktion. In Hammerbrook gingen später Autos des Zolls in Flammen auf. Auch in Berlin gab es offensichtlich abgesprochene Aktionen. Die Polizei spricht von einer neuen Qualität der Gewalt.

    Es waren offenbar fingierte Hilferufe, mit denen Polizisten gegen 23 Uhr aus der Wache Lerchenstraße gelockt wurden. Einen Beamten, der aus der Garage kam, empfingen die Vermummten mit einem Steinhagel. Gleichzeitig versuchte einer der Angreifer die Tür der Wache mit einem Kettenschluss zu verriegeln, durch die eine Polizistin wollte. Steine flogen in die Tür und in die Scheiben zweier Peterwagen. Dann ging ein Fahrzeug in Flammen auf. Auch der zweite Peterwagen wurde schwer beschädigt. Ein in den Innenraum geschleuderter Brandsatz zündete nicht richtig. Dann flüchteten die Täter, dabei verstreuten sie sogenannte Krähenfüße, in die anrückende Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge fahren sollten.

    Die Polizei zog Einsatzkräfte aus ganz Hamburg zusammen. Täter konnten nicht festgenommen werden.

    Gegen 2.40 Uhr entdeckte eine Polizeistreife in der Sachsenstraße zwei brennende Autos. Der BMW-Kombi und der VW Polo waren im Bereich des Motors angesteckt worden. Die Fahrzeuge standen auf dem Gelände des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge. „Dieser Angriff stellt eine bisher nicht da gewesene Gewalt gegen Menschen dar, die mich fassungslos macht“, sagt Polizeipräsident Werner Jantosch. Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), spricht von einem Mordversuch. „Die Tat zeigt einmal mehr, dass billigend in Kauf genommen wird, dass Menschen schwer verletzt oder sogar getötet werden.“ Uwe Kossel, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sprach von einem „feigen Angriff“. Innensenator Christoph Ahlhaus nannte die Tat einen „extremistischen Angriff auf unsere Demokratie“. „Von diesen hinterhältigen Taten lassen wir uns in keinster Weise einschüchtern“, so Ahlhaus. Olaf Scholz sprach von einer „erschreckenden Dimension der Gewalt“. „Erschreckend ist auch, dass sich Straftäter jetzt schon trauen, Polizeiwachen anzugreifen. Das sind Vorfälle, die wir aus Hamburg wie aus ganz Deutschland bisher nicht kennen“, sagte der SPD-Landesvorsitzende.

    „Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes arbeitet mit Hochdruck, um diese Tat so schnell wie möglich aufzuklären“, kündigt Polizeipräsident Jantosch an. Auch die GdP übt sich in Zuversicht. „Wir gehen davon aus, dass die Täter schnell gefasst werden und eine entsprechende Strafe erhalten“, sagt Uwe Koßel, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. Woher der Optimismus stammt, ist offen. Konkrete Hinweise auf die Identität der Täter gibt es nicht.

    Wie wenig erfolgreich die Polizei auf dem Sektor ist, zeigt die Vergangenheit. Kaum eine der schweren politisch motivierten Straftaten durch Linksextremisten konnte aufgeklärt werden. Den Sicherheitsbehörden ist es nicht gelungen, die Netzwerke der gewaltbereiten linken Gruppen zu unterwandern. Bislang hatte man sich damit getröstet, dass autonome Kleinstgruppen die Taten verübten, die sich nach außen völlig abschotten können. Aber auch der Angriff auf die Wache Lerchenstraße während des „Schanzenfestes“, in dessen Umfeld über 100 Randalierer gezielt das Gebäude attackierten, Scheiben zerschlugen oder aufhebelten und Böller in die Wache warfen, konnte nicht aufgeklärt werden.