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    DNA-Dusche: Hightech-Flüssigkeit markiert Räuber und Einbrecher

    Nach großen Erfolgen in Großbritannien wird auch in Hamburg über die Einführung sogenannter DNA-Duschen nachgedacht. Die künstliche DNA schreckt Kriminelle ab.

    Großbritannien feiert sie bereits als „Wunderwaffe“ gegen Überfälle: künstliche DNA. Laut Polizei schreckt die synthetische Flüssigkeit die dortigen Kriminellen derart ab, dass die Zahl der Überfälle auf Geschäfte und Tankstellen schlagartig gesunken ist. Jetzt wird auch in Hamburg über die Einführung sogenannter DNA-Duschen nachgedacht.

    Das Ganze funktioniert so: Über dem Eingang des Geschäfts wird ein schuhkartongroßer Kasten angebracht. Inhalt: 140 Milliliter künstliche DNA (Info-Kasten). Wird der Laden überfallen, sprühen die am Boden des Kastens installierten Drüsen den flüchtenden Täter mit der farblosen Lösung ein. Die Anlage kann auf zwei Arten scharf gestellt werden: Entweder der Angestellte aktiviert das System per Knopfdruck oder aber das Geschäft verfügt über eine „intelligente Kasse“, die, wenn sie auf einen Schlag komplett entleert wird, automatisch Alarm auslöst.

    Die Substanz hält mindestens eine Woche auf der Haut. Der Räuber kann sich so oft waschen, wie er will – die DNA-Spuren bleiben. Sinn der Sache: Die Polizei kann bei der Überprüfung von Verdächtigen mithilfe spezieller UV-Taschenlampen sofort erkennen, ob es sich um den Täter handelt. Selbst wenn der Räuber die Beute längst versteckt oder verprasst hat, kann ihm die Tat nachgewiesen werden.

    Die Technik stammt aus England. Nach Polizeiangaben ist dort seit ihrer Einführung im Jahr 2001 die Anzahl der Raubüberfälle in einigen Städten um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. In Deutschland gibt es die Duschen bislang nur in Bremen. Das Bundesland wurde auserkoren, ein Pilotprojekt zu starten. Hintergrund: In keiner anderen deutschen Stadt wird statistisch gesehen so viel eingebrochen und geraubt wie in Bremen. Günther Wiechert vom Bremer LKA: „Die Anlagen haben vor allem präventiven Charakter. Wenn ein potenzieller Täter das Warnschild sieht, überlegt er es sich zwei Mal, ob er einen Raub begeht.“ Zwei besonders von Überfällen geplagte Bremer Tankstellen haben die Duschen seit drei Monaten in Betrieb. „Seitdem hatten wir keinen einzigen Überfall mehr,“ sagt deren Sprecher Willi Winckel.

    Auch in Hamburg wird über die Einführung von DNA-Duschen nachgedacht. Joachim Lenders, Hamburg-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Ich halte das für eine revolutionäre Sache und eine tolle Idee. Die Technik ist eine entscheidende Neuerung bei der Beweissicherung.“ Bei der Innenbehörde gibt man sich zurückhaltender. „Wir müssen erst einmal den Abschlussbericht abwarten. Dann sehen wir weiter“, sagt Sprecher Ralf Kunz.

    Das Bremer Pilotprojekt läuft noch bis November. Wenig später könnten dann auch in Hamburg die ersten DNA-Duschen montiert werden.

    Info:

    Künstliche DNA

    Künstliche DNA ist eine farb- und geruchlose Substanz, die nur unter ultraviolettem Licht sichtbar wird. Die Flüssigkeit besteht aus Wasser, einem UV-Indikator und künstlicher DNA. Mit dem Erbgut von Lebewesen hat die Labor-Flüssigkeit allerdings nichts gemein. Die Bezeichnung „DNA“ hat lediglich etwas mit der Einzigartigkeit zu tun: Der Code der Flüssigkeit ist in jedem Fläschchen einzigartig und kann so dem Herkunftsort zugeordnet werden. Die Substanz ist nicht gesundheitsschädlich.

    Zitat:

    „Das ist eine revolutionäre Sache und eine tolle Idee“ J. Lenders, Polizeigewerkschaft