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    Geht draußen feiern nur noch mit Hunderten Polizisten?

    Es war noch früh am Silvesterabend, als sich auf dem Jungfernstieg Hunderte junge Männer versammelten, die nicht nur auf die anwesenden Polizisten aggressiv reagierten. Böller seien in die Menge geworfen worden, in der auch Kinder standen, so Augenzeugen. Erst als gegen 22 Uhr eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei an der Binnenalster aufmarschierte, beruhigte sich die Situation.

    Ähnlich aggressive Gruppen traten auch in der Großen Freiheit auf. Die Polizei resümierte daraufhin: Ihr Einsatzkonzept sei zwar aufgegangen, aber auch notwendig gewesen. Weshalb ein fahler Beigeschmack bleibt, ungeachtet der anderen mehrere Zehntausend Menschen, die friedlich feierten. Wer sich aggressiv gebärdete, festgenommen wurde oder in Gewahrsam kam, ob es Flüchtlinge waren oder Deutsche mit Migrationshintergrund, ist noch nicht analysiert.

    „Wir brauchen mehr sichtbare Polizeipräsenz“

    Es erstaunt, dass erneut solch aggressive Gruppierungen auftraten, so wie im vergangenen Jahr, und möglicherweise nur die massive Polizeipräsenz dafür sorgte, dass sich die Bilder nicht wiederholten. Welche Lehren daraus insbesondere für andere Großveranstaltungen zu ziehen sind, wird derzeit bundesweit diskutiert, insbesondere nachdem sich ähnliche Phänomene auch in anderen Großstädten gezeigt hatten. Während CDU und Polizeigewerkschaft DPolG mehr Polizeipräsenz fordern, verweisen Polizei und Innenbehörde darauf, dass jede Veranstaltung einer eigenen Lagebeurteilung unterzogen werden müsse.

    „Wir brauchen bei solchen und ähnlichen Feierlichkeiten mehr sichtbare Polizeipräsenz in der Öffentlichkeit. Und wir brauchen ein klares, unmittelbares Einschreiten der Polizeikräfte vor Ort und nicht erst, wenn es zu Straftaten gekommen ist, etwa, indem Platzverweise erteilt werden“, sagte Joachim Lenders, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und CDU-  Bürgerschaftsabgeordneter. „Probleme, wie sie sich im Speziellen an Silvester zeigen, passieren das ganze Jahr, etwa zum Hafengeburtstag, wenn junge Männer sich zusammenrotten und in den Nachtstunden die Sau raus lassen.“

    Immer wieder hätten Polizisten „wie Pappkameraden“ dagestanden, weil sie zu schlecht aufgestellt waren. „Weil sie nicht in der notwendig gebotenen Stärke vor Ort waren. Probleme, wie sie sich im Speziellen an Silvester zeigen, passieren das ganze Jahr, etwa zum Hafengeburtstag, wenn junge Männer sich zusammenrotten und in den Nachtstunden die Sau raus lassen. Wenn es kein Umdenken in den Köpfen gibt, dann werden auch die künftigen Silvesterfeiern und andere Großveranstaltungen ähnlich gesichert werden müssen.“

     Ähnlich äußerte sich der CDU-Innenexperte Dennis Gladiator: „Die erhöhte Polizeipräsenz und das konsequente Vorgehen gegen Straftäter war also richtig und erforderlich, in Hamburg wie auch in anderen Städten.“ Der Rechtsstaat müsse konsequent vorgehen. Dazu gehöre auch, dass es kein Bleiberecht für „solche Straftäter“ geben dürfe.

    Behörde will jeweilige Lagebeurteilung abwarten

    „Natürlich werden die Erfahrungen aus der Silvesternacht in die polizeiliche Arbeit und Konzeption kommender Großveranstaltungen einfließen“, betonte hingegen Polizeisprecher Ulf Wundrack. „Dennoch ist jede Veranstaltung ein Einzelfall und wird einer genauen Lagebeurteilung unterzogen. Den Schluss, dass jetzt jede Großveranstaltung von uns mit ähnlich großem Aufwand begleitet werden wird, kann man nicht ziehen. Das kann man nicht einmal für das kommende Silvester sagen, da wir die Rahmenbedingungen in einem Jahr noch gar nicht kennen.“

    Die Polizei habe die richtigen Schlüsse für Silvester gezogen, betonte auch Innenbehördensprecher Frank Reschreiter. Ob diese aber auch für kommende Großveranstaltungen zu ziehen sind, hänge vor allem von der Lagebeurteilung ab. „Zumal sich im vergangenen Jahr ähnliche Phänomene außerhalb von Silvester nicht gezeigt haben.“