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    Polizeigewerkschafter Lenders rechnet mit ruhigem Schanzenfest

     

     Rückgang der Gewalt in den vergangenen Jahren

    Anders als in den vergangenen Jahren rechnet Polizeigewerkschafter Joachim Lenders 2012 mit einer ruhigen Lage rund um das Hamburger Schanzenfest. Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass es am Samstag (25. August) zu Ausschreitungen kommen könnte, sagte der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) im dapd-Interview. Gewöhnlich finde vor dem Fest in Internetforen eine Mobilisierung in der linksautonomen Szene statt. Einen solchen Aufruf gebe es 2012 nicht, sagte Lenders. Folglich plant die Polizei in diesem Jahr mit weniger Einsatzkräften.

    Alljährlich kommt es in der Nacht nach dem Schanzenfest rund um den Autonomentreff Rote Flora zu Straßenschlachten zwischen Polizei und Randalierern. 2010 etwa wurden 42 Personen festgenommen und mehr als 10 Menschen verletzt. Das linksalternative Schanzenfest selbst, bei dem seit 1988 Anwohner und Besucher miteinander feiern, verläuft stets friedlich. Auch in diesem Jahr werden Tausende Gäste erwartet.

    Für dieses Jahr hat die Polizei Lenders zufolge drei Hundertschaften aus Schleswig-Holstein zur Verstärkung der Hamburger Kräfte angefordert. Demnach seien am Samstag insgesamt 13 Hundertschaften im Einsatz. Eine Hundertschaft besteht aus etwa 120 Polizisten.

    Mit dem diesjährigen Aufgebot liege die Polizei deutlich unter dem der vergangenen Jahren, wo bis zu 18 Hundertschaften im Einsatz waren, sagte Lenders. 2011 ging die Polizei mit 2.100 Einsatzkräften und drei Wasserwerfern gegen die Randalierer vor. „Sollte es wider Erwarten hoch her gehen, sind wir dennoch gut aufgestellt“, sagte der Polizeigewerkschafter. Der Einsatz kostet nach Schätzungen von Lenders etwa 350.000 Euro, 2011 waren es rund 750.000 Euro.

    Allerdings registriere er in den vergangenen Jahre eine Abnahme der Gewalt nach dem Schanzenfest. Lenders begründet die Tendenz mit der erfolgreichen Strategie der Einsatzkräfte. Die starke Polizeipräsenz habe sich bewährt und die „Gewalt im Keime ersticken lassen“.

    Hinzu kommt nach Angaben des Gewerkschafters, dass viele Autonome in diesem Jahr offenbar nach Rostock ziehen. Dort soll am Wochenende an den Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Lichtenhagen vor 20 Jahren erinnert werden. Vom 22. bis 24. August 1992 waren die in einem Wohnhaus untergebrachten Asylbewerber – vorwiegend Sinti und Roma – von einem immer größer werdenden Mob belagert worden, ohne dass die Polizei einschritt. Als Wohnungen in Brand gesetzt wurden, gerieten mehr als 100 Bewohner in Lebensgefahr.