So entschärfte die Polizei die Krawalle
Lage im Schanzenviertel schnell unter Kontrolle. Innensenator Vahldieck: „Die Taktik war goldrichtig.“ Trotzdem gab’s elf verletzte Beamte.
Sie blieben ruhig, nahmen vieles hin. Die Pöbeleien, die gereckten Stinkefinger, einige geworfene Feuerzeuge. Erst als schließlich Steine flogen, rückte die Polizei mit aller Härte im Schanzenviertel ein – und konnte die Lage noch vor Mitternacht weitestgehend unter Kontrolle bringen. Politiker sind sich sicher: Die Strategie der Polizei ist aufgegangen.
„Die Taktik hat sich als goldrichtig erwiesen“, lobt der neue Innensenator Heino Vahldieck (CDU). Vor allem die vielen Personenkontrollen am frühen Abend und gezielte Ansprachen an potenzielle Gefährder hätten Wirkung gezeigt. „Dank gebührt auch der Feuerwehr, die den schwierigen Einsatz im Schanzenviertel mit Bravour gemeistert hat.“
Statt direkt vor der Roten Flora in der Schanze präsent zu sein, hatten die rund 2300 Polizisten aus dem ganzen Bundesgebiet zunächst einen weiten Ring um das Viertel gebildet. Dann wurde das Zentrum des Krawalls am Schulterblatt mit Wasserwerfern schnell geräumt und mit Polizeiketten abgesichert, die kleinen Scharmützel mit Autonomen wurden gemieden.
Polizeisprecher Andreas Schöpflin: „Das übliche Katz-und-Maus-Spiel der vergangenen Jahre ist in diesem Jahr zum Glück ausgeblieben.“ Dennoch zählte die Polizei am Ende der Krawalle elf Verletzte in ihren Reihen. SPD-Innenxperte Andreas Dressel will deshalb mit einer Anfrage an den Senat klären, wie die Strategie der Polizei für das Schanzenfest verbessert werden kann. „Wir müssen weiter alles versuchen, aus diesem alljährlichen Gewaltritual herauszukommen.“
Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert unterdessen erneut schärfere Strafen für Attacken auf Polizisten und die Feuerwehr. „Den Diskussionen zu diesem Thema müssen jetzt auch die entsprechenden Rechtsnormen folgen“, sagt der Landesvorsitzende Joachim Lenders. Die „Bürger in Uniform“ müssten aushalten, was in der Gesellschaft aus dem Ruder gelaufen ist. Lenders: „Die Hoffnung auf ein friedliches Schanzenfest haben zumindest wir Polizisten bereits aufgegeben. Wir müssen den Kopf hinhalten – vermutlich auch im nächsten Jahr.“