Skip to main content

    St.-Pauli-Fans attackieren Polizisten

     

     

    Protest gegen Kartenverbot: Gewalt geht nicht von den Rostocker, sondern von den Hamburger Anhängern aus

    Der für den Sonntag im Zusammenhang mit dem Spiel des FC St. Pauli gegen Hansa Rostock befürchtete Krawall ist eingetreten – jedoch anders als erwartet. Nicht die mit einem Stadionverbot belegten Fans von Hansa Rostock, sondern Anhänger der Kiez-Kicker lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Einsatzkräfte setzten Schlagstöcke und Wasserwerfer ein. Zwei Beamte mussten in Krankenhäuser gebracht werden – einen hatte eine Flasche am Kehlkopf getroffen, der andere war auf seinem Dienstmotorrad angegriffen worden.

    Dabei war der Tag scheinbar gut angelaufen. Schon die Anreise von etwa 1000 Rostockern per Zug verlief laut Bundespolizei ohne Zwischenfälle. Friedlich hatten dann die rund 1700 Anhänger des Vereins im Bereich Altona demonstriert. Vom Bahnhof zogen sie lautstark bis an den Rand des Kiezes und zum Ausgangspunkt zurück. Einziger Vorfall während des gesamten Aufzuges: Der Wurf eines Knallkörpers an der Straße Pepermölenbek. Kurz darauf holten Polizisten den Böllerwerfer aus der Menge. Seine Personalien wurde festgestellt, um gegen ihn ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten. Auch in dieser Situation blieb es friedlich.

    Ganz anders lief es später rund um das Millerntorstadion. Schon während des Spiels hatten Anhänger des Vereins ein Transparent mit dem Text „Ganz Hamburg hasst die Polizei“ ausgerollt, die Parole wurde später vor dem Stadion aus vielen Kehlen gegrölt. Dann kam es gegen 15 Uhr zu ersten Auseinandersetzungen mit der Polizei vor der Gaststätte „Knust“ am Neuen Kamp, in dem das Fußballspiel auf einer Leinwand übertragen wurde. Flaschen flogen auf Polizisten, und auch Polizeipferde wurden mit Wurfgeschossen angegriffen.

    Zu diesem Zeitpunkt war der Aufzug der Fans aus Rostock bereits beendet. „Ich bin sehr zufrieden und stolz auf die Jungs“, sagt der Anmelder des Aufzuges und Vorsitzende der Fanszene Rostock, Roman Päsler. „Niemand außer uns hat damit gerechnet, dass das so friedlich über die Bühne geht.“ Die Fans hätten gewusst, worum es geht. Zudem hätten sie, anders als in der Vergangenheit häufig dargestellt, keine rechtsradikale Gesinnung. Einen Teil des Erfolges schreibt sich auch die Polizei auf die Fahnen. „Wir waren ausreichend präsent“, sagt Polizeisprecher Mirko Streiber. „Das hat sicher dabei geholfen, dass es friedlich bleibt.“ So hatte die Polizei den Aufzug der Rostock-Fans eng an beiden Seiten begleitet.

    Rund um das Millerntorstadion eskalierte dagegen die Situation. Vor dem Lokal „Jolly Rogers“ an der Budapester Straße wurde die Polizei massiv mit Flaschen, Steinen und Böllern beworfen. „Die Randalierer kamen aus Richtung Stadion und griffen unvermittelt wahllos Polizeikräfte an“, sagt ein Augenzeuge. „Eine Fahrzeugkolonne der Polizei wurde aus einer Seitenstraße heraus beworfen. Da flogen selbst Bistromöbel auf die Autos.“

    Vom Bahnhof Altona, wo sich die Fans aus Rostock nach der 0:3-Niederlage ihres Vereins schnell zerstreuten, rasten Mannschaftswagen mit Blaulicht Richtung Millerntorstadion. „Es gab mehrere Festnahmen“, so Polizeisprecher Streiber. Einige Beamte hatten Augenreizungen, weil sie Pfefferspray abbekamen. Ob es auch schwerer Verletzte bei den Auseinandersetzungen gab, stand zunächst nicht fest.

    Nach der Straßenschlacht auf der Budapester Straße zogen die Krawallmacher in Gruppen von bis zu 50 Personen zum Kiez. Dort traf es den „Sportpub Tankstelle“ an der Gerhardstraße. Fensterscheiben gingen zu Bruch. Die Kneipe ist ein Treffpunkt für HSV-Fans, mit denen die Anhänger der Kiez-Kicker eine Feindschaft verbindet. Später rotteten sich Krawallmacher in der Brigittenstraße zusammen und zündeten Mülltonnen an. „Man kann sich nur an den Kopf fassen“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, der vor Ort war. „Hier war man ganz gezielt einfach nur auf Randale aus. Und das war ausschließlich eine Sache von Anhängern von St. Pauli.“