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    Kriminalitäts-Talk bei „Hart aber fair“

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    Die Zahlen bei der Einbruchskriminalität kennen nur eine Richtung – steil nach oben!

    Im letzten Jahr registrierte die Polizei im Bundesgebiet über 150.000 Einbrüche, so viele wie seit 60 Jahren nicht mehr. Was die Bürger besonders verunsichert: nur ein Bruchteil der Delikte wird aufgeklärt, die Quote liegt bei mageren 15,5 Prozent. Bei Hart aber fair ging es am Montagabend um das Thema Sicherheit. Motto der Sendung: 

    Ängstliche Bürger, hilflose Polizei: Wer schützt gegen Einbruch und Trickbetrug?

    „Irene Mihalic, Sprecherin für Innere Sicherheit bei den Grünen, ehemalige Polizeioberkommissarin Egbert Bülles, ehemaliger Oberstaatsanwalt in Köln • Fritz Pleitgen, Journalist und UN-Botschafter gegen Rassismus • Joachim Lenders, Hamburg-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft und CDU-Politiker • Reinhold Gall, SPD-Innenminister von Baden-Württemberg. Die Talk-Runde mit (v.l.n.re.) Irene Mihalic, Reinhard Gall, Fritz Pleitgen, Joachim Lenders, Egbert Bülles und Frank PlasbergStatistisch gesehen wird in Deutschland alle dreieinhalb Minuten eingebrochen. Für die Opfer bedeutet das neben materiellen Schäden vor allem psychisches Leid – das Gefühl, im eigenen zu Hause nicht mehr sicher zu sein. Oft sind die Täter nicht allein, gehen in organisierten Banden-Strukturen vor – die Nationalität wird dabei in der Polizeistatistik nicht erfasst. Und genau um diesen Fakt entbrannte in Plasbergs Talkrunde heftiger Streit.

    Steigende Einbruchszahlen, verunsicherte Bürger: ist Deutschland auf dem Weg in die Zwei-Klassen-Gesellschaft? Das befürchtet zumindest der Polizeigewerkschafter Joachim Lenders. „Der Staat muss die Sicherheit garantieren, es darf nicht so weit kommen, dass der Geldbeutel darüber entscheidet“, sagt er. Es drohe eine Spaltung – in Menschen, die sich zusätzliche Sicherheit erkaufen könnten.

    Und den Rest, der dafür das Geld nicht habe. Es sei Aufgabe der Politik, die Polizei entsprechend auszustatten und die Beamten nicht bei unnötigen Einsätzen aufzureiben. Lenders: „Jedes Wochenende sind tausende Beamte bei Risikospielen im Fußball eingesetzt, und das auch noch völlig umsonst – das Personal fehlt dann bei der Verbrechensbekämpfung“, so der Gewerkschafter. Der ehemalige Oberstaatsanwalt Egbert Bülles wird deutlicher: „Der Staat versagt, die Polizei kapituliert vor den steigenden Einbruchszahlen“, wirft er der Politik vor. Doch wären die Täter vorsichtiger, wenn ihnen heftigere Strafen drohten? Dazu interviewte Plasberg den Ex-Kriminellen Hammed Khamis. Dieser sei, sagt Plasberg, „gefängniserfahren“, saß wegen Körperverletzung. Er hat mehr als 50 Einbrüche hinter sich hat – und wurde dabei nicht einmal erwischt wurde.Inzwischen hat Khamis der kriminellen Laufbahn abgeschworen, arbeitet heute mit Jugendlichen im Berliner Problemstadtteil Wedding. Der Berliner stammt aus einer Großfamilie mit 14 Geschwistern. „Natürlich geht es um Geld und Statussymbole“, sagt er. Er spricht sich zur Abschreckung für härtere Strafen aus. Und er fügt hinzu: Wenn der Staat härter durchgreifen würde, überlegten sich Täter einen Einbruch genauer. Er selbst sei übrigens selbst Opfer eines Einbruchs geworden. So gefährlich ist es in Deutschland.

    Neue Kriminalstudie zeigt Polizei kann nur jeden 38. Einbruch aufklären.

    Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Doch die Aufklärungsquote liegt gerade mal bei 3 zu 100. Einbruchs-Report Räuber-Republik Deutschland. Doch wer sind die Täter, die hinter den steigenden Zahlen stecken, woher kommen sie und sollte das überhaupt eine Rolle spielen?Beispiel Berlin: in der Hauptstadt gibt es 478 Intensivtäter, davon sind 60 Prozent Deutsche, 40 Prozent Ausländer. Betrachtet man allerdings auch die Elterngeneration, so haben 71 Prozent der Täter einen Migrationshintergrund.

    Polizeigewerkschafter Lenders fordert, dass die Polizei auch die Nationalität der Täter erfassen sollte. „Wir erfassen auch das Alter und differenzieren danach, warum sollte man das bei der Herkunft nicht tun?“, fragt er.

    Die Grünen-Politikerin Irene Mihalic hält dagegen. „Was hat die Polizei davon, wenn sie die Nationalität kennt?“, fragt sie. Auch der Journalist Fritz Pleitgen widerspricht. „Was Sie vorschlagen, zielt auf Diskriminierung ab!“, schimpft er. So mache man weitere Menschen zu Opfern – in dem man ihnen pauschal bestimmte Verhaltensmuster zuschreibe. Kriminalität gehe auf soziale Ursachen zurück wie Ausgrenzung und Armut.

    Doch Lenders bleibt dabei: „Man muss die Dinge beim Namen nennen und darf keine Angst vor Beifall von der falschen Seite haben“.

    Auch Ex-Staatsanwalt Bülles sagt unumwunden: „Bei bestimmten Delikten wie Eigentumskriminalität oder Betrügerei gibt es viele ausländische Täter“. Wer Clan-Strukturen verstehen wolle, müsse die sozialen und kulturellen Hintergründe der Täter kennen – Denk- und Redeverbote seien der falsche Weg.

    Gewerkschafter Lenders legt nach: es gebe Menschen, die bewusst nach Deutschland kämen, um Straftaten zu verüben. Dass die Polizei so wenig dagegen machen könne, sei für die Beamten zermürbend. Doch was genau die Bürger davon haben, wenn bekannt ist, dass es sich bei dem Täter um einen Türken, Kosovo-Albaner oder Deutschen handelt, konnten weder Lenders noch Büll überzeugend erklären.

    Journalist Pleitgen findet: „Mit Ihren Thesen stärken Sie nur die Pegida-Bewegung“. Hitzige Debatte bei Frank Plasberg: zu den sozialen Ursachen von Kriminalität und wie man sie verhindern kann, hat die Runde allerdings nicht viel beigetragen. Auch die politischen Konsequenzen aus den nach oben schnellenden Einbruchszahlen blieben offen – dabei sind es doch die Innenminister, die die Polizei personell und materiell ausrüsten.