Mit Angst durchs Nadelöhr
Probleme mit kriminellen Flüchtlingen: Anwohner fordern mehr Polizei-Präsenz
Die Klagen über kriminelle jugendliche Flüchtlinge rund um das Aufnahmeheim Feuerbergstraße in Alsterdorf nehmen kein Ende – im Gegenteil: Mit der steigenden Zahl der – wie sie im amtsdeutsch genannt werden –
„unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge“ nimmt auch die Zahl der Straftaten wie Einbrüche, Diebstähle und Überfälle zu – besonders auffällig allerdings in den Stadtteilen St. Georg und St. Pauli.
Auf einer kürzlich einberufenen Nachbarschaftsversammlung im Gebäude des Kinder- und Jugendnotdienstes (KJNT) betonte Heimleiterin Isabe von der Decken zwar erneut, dass es sich bei diesen Problem-Flüchtlingen lediglich um eine kleine Gruppe der jugendlichen Heimbewohner handelt – die anwesenden gut 30 Anwohner konnte sie damit allerdings nicht beruhigen. Die gründeten jetzt sogar eine Bürgerinitiative.
Kriminelle Minderjährige
Erst am vergangenen Mittwoch hat die Polizei wieder drei Jugendliche bzw. Kinder bei einem Einbruch in eine Gartenlaube an der Bebelallee festgenommen. Die „unbegleiteten Flüchtlinge“ waren 12, 13 und 15 Jahre alt, in ihren Taschen fanden die Beamten Handys und Schmuck – vermutlich Diebesgut aus anderen, vorausgegangenen Straftaten.
Anwohner im Bereich des Heimes Feuerbergstraße fordern mittlerweile schon seit Jahren mehr Sicherheit. „Besonders für unsere Kinder ist es eine Zumutung, den Weg zur Bugenhagen-Schule an der Alsterdorfer Straße alleine anzutreten“, beklagt sich Werbekaufmann Tom K. (46). Ebenso beträfe es Kinder, die in die Grundschule am Ballerstaedtweg müssen. Besonders problematisch sei dabei die schmale, nur spärlich beleuchtete Brücke über die U-Bahn-Gleise, die zum Alsterdorfer Markt führt. Sie ist ein Treffpunkt für die jugendliche Heimbewohner, die hier rauchen, trinken – und nicht selten auch die vorüber gehenden Passanten anpöbeln und bedrängen. „Von mir hat eine Gruppe Jugendlicher schon Wegezoll gefordert, als ich zum Supermarkt gehen wollte“, berichtet Julia S. (47). Sie hat Anzeige erstattet, ein Täter konnte allerdings nicht ermittelt werden.
Auch Julia S.‘s Partner Tom K. tritt den Weg über diese Brücke mit gemischten Gefühlen an, seitdem er von einem Jugendlichen mit einer Bierflasche angegriffen wurde.
Sicherheitsdienst nicht lang genug da
Seine Tochter Mia (9) geht ohnehin nur noch gemeinsam mit anderen Kindern zur Schule, obwohl die Brücke morgens und nachmittags in der Regel, aber leider nicht verlässlich durch einen Sicherheitsdienst bewacht wird. „Die sind dort aber viel zu kurz präsent!“, klagt eine andere Mutter. „Einige Kinder werden nach dem Unterricht noch in der Schule betreut. Wenn die dann später über die Brücke gehen, ist keine Security mehr da!“
Ende September stellte der Bürgerschaftsabgeordnete Klaus Peter Hesse (CDU) im Senat eine Kleine Anfrage zum Thema „Jugendkriminalität im Bereich Feuerbergstraße“. Danach wurden bis zum 26. September diesen Jahres 1.250 Kinder und Jugendliche beim KJND Feuerbergstraße in Obhut genommen. 1.464 Inobhutnahmen wurden in diesem Zeitraum beendet, unter ihnen waren 924 jugendliche Flüchtlinge, meist aus Nordafrika, Syrien und Afghanistan. Der größte Teil von ihnen – 864 – blieb nur maximal 20 Tage im Aufnahme-Heim, bevor sie auf andere Betreuungsgruppen aufgeteilt wurden.
„Sozialbehörde gefordert“
Bedenklich und problematisch ist dabei mit weit über 400 die hohe Zahl der Flüchtlinge, die keine anschließende Hilfe erhalten. Wo bleiben die, was wird aus denen? Nach Einschätzung der Polizei sind viele jugendliche Flüchtlinge in der Stadt schlicht untergetaucht, die Anzahl der schwerkriminellen Intensivtätern unter ihnen ist nicht unerheblich. Auch Joachim Lenders, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in Hamburg, fordert angesichts der zunehmenden Kriminalität durch jugendliche Flüchtlinge konsequentes Handeln, vor allem auf Seiten der Sozialbehörde: „Es kann doch nicht angehen, dass am Ende immer die Polizei den Schwarzen Peter zugeschoben bekommt. Diese Probleme lassen sich nur mit erzieherischen Mitteln lösen. Wenn diese kriminellen Flüchtlinge erfahren, dass sie mit ihren Taten keine Repressalien zu befürchten haben, wird es in Zukunft noch schlimmer werden!“
Kristina C. (34) lebt mit ihrem Mann Jan (34) und den beiden Kindern (neun und vier Jahre alt) in der Feuerbergstraße, nur 200 Meter vom Heim entfernt. Sie sagt: „Wir sind nicht gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, im Gegenteil! Aber es kann doch nicht angehen, dass wir dadurch in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden und Umwege gehen müssen, weil die Sicherheit an der Brücke zum Markt nicht garantiert werden kann.“ Ihr Vorschlag: „Im besten Fall sollte die Polizei dort einen Container aufstellen und rund um die Uhr präsent sein …!“
Sorge auf dem Weg zum U-Bahnhof
Nach Wochenblatt-Informationen läuft aber auch bei Mitarbeiterinnen des Krankenhauses der Evangelischen Stiftung die Angst mit, wenn diese nach ihren Schichten abends oder nachts zur U-Bahnstation Sengelmannstraße müssen.