Polizei bündelt Kampf gegen Einbrecher
Nicht einmal mehr jeder zehnte Einbruch wird in Bergedorf und in Hamburg aufgeklärt.
Die steigende Zahl von Einbrüchen und die geringe Aufklärungsquote zwingen Hamburgs Polizei, eine Ermittlungsgruppe zu gründen.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist in Hamburg auf absolutem Höchststand. Die Polizei will mit einer Spezialtruppe gegenhalten. 80 Beamte werden aus verschiedenen Bereichen in der City-Nord zusammengezogen, sollen im August die Arbeit aufnehmen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisiert: Allein in Bergedorf fehlten fünf Zivilfahnder, in ganz Hamburg 47 – daran ändere die neue Truppe nichts. Die Ausgangslage: In Hamburg gab es 2014 insgesamt 7490 Wohnungseinbrüche, eine Steigerung um 8,2 Prozent zum Vorjahr. Die Aufklärungsquote verbesserte sich nur wenig, von 7,2 auf 8,3 Prozent. Im Bezirk Bergedorf sank sie sogar – von 13,8 auf 7,3 Prozent. Derweil blieb im Bezirk die Zahl der Einbrüche mit 384 in beiden Jahren identisch.
Polizeipräsident Ralf Meyer ist der Trend ein Dorn im Auge. Er hat eine Besondere Aufbauorganisation (BAO) angekündigt, die den Tätern auf die Spur kommen soll. Die Polizei-Pressestelle will sich dazu nicht äußern, verweist auf eine Pressekonferenz im August. Die Planungen für die Ermittlungsgruppe sind weit fortgeschritten. Die BAO soll ins sogenannte Shell-Haus am Überseering ziehen. Die Leitung übernimmt Alexandra Klein, die bislang das Mobile Einsatzkommando leitete. Das MEK wird sich für die Ermittlungsgruppe zur Verfügung halten – etwa für Observationen. Dazu kommen zwei Züge Bereitschaftspolizei, die auf Abruf bereit stehen. Das Landeskriminalamt (LKA) stellt 32 Sachbearbeiter ab, 16 Zivilfahnder kommen aus Kommissariaten in den Stadtteilen – darunter ein Fahnder aus Bergedorf. Freddi Lohse, Vize-Landeschef der DPolG, begrüßt zwar, dass die BAO auf diese Weise mit ortskundigen und erfahrenen Fahndern versorgt wird. Aber: „In Bergedorf gibt es zehn Zivilfahnder-Stellen, von denen momentan vier ohnehin unbesetzt sind.“ Wenn man die Aufklärungsquote wirklich effektiv verbessern wolle, „braucht man mehr Zivilfahnder“: In Hamburg seien 47 von 196 Stellen vakant. Die neue Spezialtruppe ist für Lohse nicht mehr als ein guter Ansatz: „Dauerhaft wird das jedoch keine Lösung sein.“ Schon jetzt fehlten 110 Kräfte auf den Streifenwagen im Stadtgebiet. 50 ausgebildete Polizisten würden zur Objektbewachung – etwa vor Konsulaten oder Flüchtlingsheimen eingesetzt. Dafür könnten auch Vollzugskräfte mit einer schnellen, dreimonatigen Ausbildung eingesetzt werden, so Lohse. Das Geld habe die Stadt zur Verfügung gestellt, schöpfe es jedoch seit zwei Jahren nicht aus. Einen Personalbedarf von mehreren Hundert Polizisten, vor allem Kriminalbeamten, sieht auch Jan Reinecke, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). „Wir sind personell am Ende.“ Die BAO sei der „nächste Strohhalm, den man zu greifen versucht“. Dennoch sei dies das richtige Zeichen an die Täter, vor allem das organisierte Verbrechen. „Die BAO darf nicht gleich wieder kassiert werden“, so der BDK-Chef. Immerhin: Laut einer Senatsantwort auf eine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion ist eine zeitliche Befristung für die Spezialabteilung nicht geplant. Gerhard Kirsch, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), erhofft sich von der BAO viel, besonders beim Kampf gegen organisierte Banden, etwa aus Südost-Europa. „Der einheimische Junkie, der in einen Kiosk einbricht, ist nicht unser Problem. Die Herbstoffensive gegen Einbrüche ist gescheitert, weil man dabei reisende Tätergruppen vernachlässigte“, betont Kirsch. Mit der BAO werde es eine „hochmotivierte Truppe“ geben, die die Informationen auch aus Nachbarländern wie Schleswig-Holstein und Niedersachsen bündelt. Kirsch: „Der Ansatz ist richtig“ – schließlich machen Banden nicht an Landesgrenzen halt.