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    Späte Karriere: Amtseinführung am Geburtstag

    Feierliche Amtseinführung durch Innensenator Michael Neumann im Rathaus. Der Polizei stehen tief greifende Veränderungen bevor

    Sein 63. Geburtstag am Mittwoch, 18. Januar 2012, wird Wolfgang Kopitzsch wohl für immer genau und durchaus angenehm in Erinnerung bleiben. An diesem Tag erfüllte sich sein Traum, den er selbst als „Krönung seines beruflichen Lebens“ bezeichnet. Innensenator Michael Neumann (SPD) ernannte ihn zum Polizeipräsidenten der Freien und Hansestadt Hamburg und damit zum obersten Ordnungshüter und Chef von mehr als 9800 Mitarbeitern. Mit dem Einzug Kopitzschs in die fünfte Etage des sternförmigen Polizeipräsidiums in Alsterdorf ist auch ein Umbruch verbunden. Die Polizei soll wieder dezentralisiert werden. Damit sind bereits in den nächsten Monaten tief greifende Änderungen in dem Apparat zu erwarten.

    Offen, dynamisch, selbstbewusst – zu seinen Amtsantritt hat Wolfgang Kopitzsch sich nicht unbedingt in hanseatischem Understatement geübt. Als SPD-Parteibuchinhaber und Genosse unter Filzverdacht – und von der Opposition nicht gerade als qualifiziert hingestellt – muss er in die Fußstapfen eines Präsidenten treten, der aus dem „Stall“ Polizei kam und schon von daher als kompetent, gut vernetzt und akzeptiert galt. So stellte Kopitzsch, der sich durch seinen beruflichen Werdegang in keiner Weise in der Reihe der Hamburger Polizeipräsidenten verstecken braucht, nicht nur seine, sondern auch die hohe Affinität der Familie zur Polizei in den Vordergrund. „Wir haben 47 Jahre Polizeierfahrung“, so Kopitzsch. Sein Vater war Revierführer in Altona. Er selbst war für die Aus- und Fortbildung der Hamburger Ordnungshüter als Leiter der Polizeischule verantwortlich, bevor er 2009 zum Bezirksamtsleiter in Nord gewählt wurde.

    Dass er viele Polizisten kannte, die unter dem Nazi-Regime im KZ gesessen hatten und in den Nachkriegsjahren den Apparat prägten, mag eine persönliche Bereicherung sein. Dass ihm dieses Thema am Herzen liegt, zeigt seine Vita. Unter „wissenschaftlichen Tätigkeiten“ ist die Mitarbeit an zahlreichen Ausstellungen vermerkt, die sich mit der Polizei im Dritten Reich beschäftigen.

    Heute teilt Kopitzsch mit dem Innensenator den ewigen Traum der Innenpolitiker von mehr Polizeipräsenz auf der Straße. „Wir sind da auf einer Linie“, sagt Kopitzsch. Das ist auch der Grund, warum er Polizeipräsident wurde. Denn mehr Geld und mehr Personal, das weiß Kopitzsch, wird es nicht geben. So müssen Veränderungen her, die den Apparat umorganisieren, um mehr Beamte dorthin zu bekommen, wo man sie haben will. Für Kenner der Polizei bewegt man sich da an der Grenze zur Zauberei. Nichts, das zeigte sich immer wieder in der Vergangenheit, ist so bockig und behäbig wie ein Beamtenapparat, der sich eingerichtet hat und Veränderungen als Bedrohung sieht. So gibt sich Kopitzsch diplomatisch. An den Veränderungen sollen „alle“ beteiligt werden, er sei für „offenen und ehrlichen Umgang“. „Ich pflege nicht zu zerschlagen“, sagt Kopitzsch über sich. „Ich verändere.“

    Was dann so verändert wird, ist, größtenteils, noch sein Geheimnis. Es sind mehr Kleinigkeiten, die er preisgibt. Etwa, dass er von der gemeinsamen Ausbildung mit dem Sicherheitsgewerbe nichts hält und dass er „kreative Wege“ gehen will, um mehr junge Menschen für den Polizeiberuf zu begeistern. Bei diesem Punkt wird er dann auch wieder ganz SPD-Mann und nennt billigen Wohnraum als einen der wichtigen Punkte, damit die Polizisten in der Stadt wohnen bleiben können. Auch das ist so ein Klassiker, der aber an der Realität vorbeigeht. Viele Polizisten ziehen das Eigenheim im Umland der Wohnung im Neubaugebiet vor, nicht einmal die Hälfte der Ordnungshüter ist in Hamburg gemeldet.

    Über die wirklichen Veränderungen sagt Kopitzsch lediglich, dass sie für einen Behördenapparat flott umgesetzt werden sollen. „Wir werden viele Dinge zügig umsetzen müssen“, sagt er. „Es wird garantiert kein Jahr vergehen.“ Schon bis zur Sommerpause soll einiges bewegt werden.

    Die Zeichen für schnellen Erfolg stehen derzeit nicht gerade gut. Joachim Lenders, Vorsitzender der mitgliederstärksten Polizeivertretung DPolG: „Ohne neue Stellen und ohne zusätzliches Geld läuft das auf ein Ausquetschen der Polizei hinaus.“ Die Hamburger Polizei schiebt aktuell den höchsten Überstundenberg aller Zeiten vor sich her. Hinzu kommen personalintensive Daueraufgaben wie die Bewachung der ehemals Sicherheitsverwahrten auf Schritt und Tritt.