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So heiß wird der 1. Mai!

Hamburg steht in diesem Jahr ein besonders heißes 1.-Mai-Wochenende bevor: Neben den zu erwartenden Krawallen in der Schanze gibt es vier Veranstaltungen, die die Polizei zusätzlich in Atem halten werden.

– Freitag, 30. April, Sternschanze: In der Walpurgisnacht wird es wohl rund um die „Rote Flora“ am Schulterblatt auch in diesem Jahr zu Ausschreitungen zwischen Autonomen und der Polizei kommen. 2009 wurden bei dem Randale-Ritual sechs Polizisten verletzt und 23 Krawallmacher festgenommen.

– Sonnabend, 1. Mai, 11 Uhr, St. Georg: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) veranstaltet am Besenbinderhof seine alljährliche 1.-Mai-Demo. Im Museum für Arbeit (Wiesendamm, Barmbek) gibt es anschließend (13 Uhr) eine Kundgebung.

– Sonnabend, 1. Mai, 12 Uhr, Billstedt: Die Betreiber der Kneipe

„Place“ (Everlingweg) laden zum „Spring-Bike-Day“ ein. Der Laden gilt als Stammkneipe der Rockergruppe Hells Angels. Versprochen werden „Barbecue, Drinks, Musik und Spaß“. Jeder sei „willkommen“. Dass es bei der Veranstaltung zu Ärger kommen wird, ist eher unwahrscheinlich. Dennoch wird der „Spring-Bike-Day“ unter verschärfter Beobachtung der Polizei stehen.

– Sonnabend, 1. Mai, 15.30 Uhr, Volkspark: Beim Bundesligaspiel des HSV gegen Abstiegskandidat Nürnberg ist eigentlich nicht mit Ausschreitungen zu rechnen. Trotzdem wird die Polizei auch hier mit ausreichend Personal vor Ort sein müssen.

– Sonnabend, 1. Mai, 18 Uhr, Bahnhof Altona: Das „revolutionäre 1.-Mai-Bündnis“ ruft zur Anti-Kapitalismus-Demonstration auf. Unter dem Motto „Kapitalimus bedeutet Krieg und Krise“ wollen die Veranstalter auf Missstände im deutschen Sozial- und Wirtschaftsystem aufmerksam machen. Anschließend soll es ein Konzert von Deichkind geben. Auf linken Internetseiten freuen sich viele Teilnehmer schon auf die Demo: „Erst die Bullen stressen und später beim Deichkind-Konzert auschillen“, schreibt einer von ihnen.

Verschärft wird die Situation durch einen angekündigten Naziaufmarsch in Berlin, bei dem vermutlich auch Hamburger Beamte im Einsatz sein werden (siehe Text rechts). Eine offizielle Einschätzung der Polizei zum 1. Mai gibt es noch nicht. Für eine verlässliche Beurteilung der Lage sei es noch zu früh. Man werde „die Situation bis zuletzt auswerten“, heißt es. Deutlicher wird Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG): „Dieses Wochenende wird eine extrem hohe Belastung für die Polizei mit sich bringen. Die Einsatzlage ist angespannt.“

Stürmt der Mob den Frühlings-Dom?

Alarmstufe Rot vor dem St. Pauli-Spiel gegen Rostock. So schätzen Schausteller, Polizei und Experten die Lage ein

St. Pauli gegen Hansa Rostock ­ wenn die beiden Zweitligisten aufeinandertreffen, sorgt das stets für Zündstoff. Das Spiel an diesem Sonntag steht unter besonderer Hochspannung, weil dem Gegner aus Ostdeutschland wegen der befürchteten Krawalle nur 500 Karten zur Verfügung gestellt wurden (MOPO berichtete).

Die hat der Verein aus Protest zurückgewiesen, Fans riefen per Flyer zum Randale-Trip nach Hamburg auf. Vor allem auf dem Dom herrscht nun Nervosität, denn das Volksfest neben dem Stadion haben die Gewaltbereiten speziell im Visier.

„Sonntag 13.12 Uhr ­- Spuk unterm Riesenrad“. Den aufrührerischen Flyer der Rostocker Fans kennt auf dem Heiligengeistfeld jeder. Jeder Imbissbesitzer, jeder Autoscooter-Betreiber, jeder Schießstand-Inhaber. Sie alle sind verunsichert.

„Ich habe Angst“, sagt Bierzelt-Inhaber Thomas Lübcke. Vor allem um seine Zwillinge, zwei 14-jährige Mädchen, die für die Zeit des Frühlingsdoms mit ihm und seiner Frau im Wohnwagen auf dem Platz leben, macht der 42-Jährige sich Sorgen. „Ich werde sie am Sonntag nicht aus dem Wagen lassen.“ Auch Adolf Fischer (73) von „Elektronikschießen Koken“ fühlt sich nicht wohl: „Was da auf uns zukommt, da kann einem angst und bange werden!“

Um eine komplette Eskalation zu verhindern, hat Dom-Referatsleiter Michael Jenke vorgeschlagen, die Schausteller sollten alle beweglichen Gegenstände vor ihren Buden wegräumen, damit sie nicht von den Hooligans als Wurfgeschosse eingesetzt werden können. Thomas Lübcke findet das gut: „Ich werde die Blumenvasen und Aschenbecher reinstellen.“ Adolf Fischer wird die Infrarot-Gewehre auf den Boden legen. Nur Yvonne Vorlop von der „Bowling-Bahn“, die um ihr Geschäft fürchtet, weil am Sonntag vermutlich weniger Menschen auf den Dom kommen, meint: „Es ist nicht unsere Sache, für Sicherheit zu sorgen, sondern die der Polizei.“

Das meint auch Andy Grote (SPD Mitte): „Damit werden die Schausteller verantwortlich gemacht, dabei ist die Polizei zuständig. Der Dom muss in die Bannmeile rund um das Stadion miteinbezogen werden.“ Nach MOPO-Informationen werden rund 250 gewaltbereite Pauli-Fans und 300 bis 500 Hansa-Hooligans erwartet. Hinzu kommen etwa 250 Anhänger des SV Babelsberg 03. Die Potsdamer pflegen aufgrund ähnlicher politischer Ansichten eine Fan-Freundschaft mit dem FC St. Pauli. Sie sollen offenbar bei möglichen Krawallen mit den eher rechten Rostock-Hools „aushelfen“.

„Das ist eine schwierige Situation. Es gibt Anzeichen für eine sogenannte dritte Halbzeit mit Ausschreitungen“, sagt Joachim Lendersvon der Polizeigewerkschaft. Die Polizei wird mit rund 800 Beamten im Einsatz sein.

Am Sonntagnachmittag ist es Rostock-Fans verboten, sich zwischen Schanze, Reeperbahn, Messe und Heiligengeistfeld aufzuhalten. „Da es keine Tickets für Gäste gibt, gibt es für Rostocker Fußball-Fans auch keinen Grund, sich in der Nähe des Millerntors aufzuhalten“, so Polizeisprecher Ralf Meyer. Wer sich nicht daran hält, muss mit Platzverweis und Ingewahrsamnahme rechnen.

Es gibt auch friedliche Signale von der Ostsee. Ex-Hansa-Spieler Stefan Beinlich forderte die Rostocker auf, nicht nach Hamburg zu reisen: „Alles andere wäre mehr als kontraproduktiv.“

Riesenwirbel um Verbotsdrohungen

Zündelt der Bezirks-Chef in der Schanze? Jürgen Warmke-Rose will gegen Straßenfest vorgehen. Alle Parteien sind darüber empört

Kurz nach Mitternacht ließ Altonas Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose (parteilos) die Bombe im „Elysee“-Hotel platzen: Wenn sich auch diesmal beim Schanzenfest kein Veranstalter meldet, will der Bezirkliche Ordnungsdienst das Fest nicht mehr dulden. Seine Drohung: Die Stände der friedlichen Teilnehmer werden abgeräumt. Die CDU ging gestern auf Distanz zu Warmke-Rose.

Auch Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) hörte bei der Veranstaltung der Landespressekonferenz im Hotel „Grand Elysee“ die vollmundige Ankündigung Warmke-Roses, nahm sie offenbar nicht ernst. Gestern ließ seine Pressestelle verlauten, die Innenbehörde wisse von nichts. Bei NDR 90,3 konkretisierte der Bezirkschef dann sein Vorhaben: „Stadtteilfeste ohne Anmeldung und damit auch ohne Verantwortliche vor Ort können nicht mehr geduldet werden.“ Der parteilose Verwaltungschef erklärte weiter: „Aus dem Schanzenfest heraus kommt es ja immer wieder zu unerträglichen Gewaltanwendungen.“ Man habe in den Vorjahren immer wieder versucht, im Vorfeld durch Gespräche Krawalle zu verhindern – ohne Erfolg.

Die CDU in Altona reagierte überrascht. Der Präsident der Bezirksversammlung Altona, Andreas Grutzek: „Das ist ein Alleingang, der nicht abgestimmt ist und ohne Not zur Eskalation beitragen kann.“ Auch die GAL, die in Altona mit der CDU koaliert, distanzierte sich.

Die SPD Altona griff Warmke-Rose scharf an. Fraktionschef Thomas Adrian: „Diese Entscheidung birgt die Gefahr, die Bewohner im Schanzenviertel in die Arme gewaltbereiter Hooligans zu treiben.“ Er forderte einen Runden Tisch, um eine Strategie zu entwickeln, die eine Eskalation wirkungsvoll verhindert. Warmke-Rose dagegen würde nur „Öl ins Feuer gießen“.

Zustimmung bekam Warmke-Rose dagegen von Joachim Lenders, dem Hamburger Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Für die Polizei würde das größere Handlungs- und Rechtssicherheit bringen. Die Chaoten hätten das Problem, dass sie sich nicht mehr hinter den friedlichen Besuchern des Festes verstecken können.“

DNA-Dusche: Hightech-Flüssigkeit markiert Räuber und Einbrecher

Nach großen Erfolgen in Großbritannien wird auch in Hamburg über die Einführung sogenannter DNA-Duschen nachgedacht. Die künstliche DNA schreckt Kriminelle ab.

Großbritannien feiert sie bereits als „Wunderwaffe“ gegen Überfälle: künstliche DNA. Laut Polizei schreckt die synthetische Flüssigkeit die dortigen Kriminellen derart ab, dass die Zahl der Überfälle auf Geschäfte und Tankstellen schlagartig gesunken ist. Jetzt wird auch in Hamburg über die Einführung sogenannter DNA-Duschen nachgedacht.

Das Ganze funktioniert so: Über dem Eingang des Geschäfts wird ein schuhkartongroßer Kasten angebracht. Inhalt: 140 Milliliter künstliche DNA (Info-Kasten). Wird der Laden überfallen, sprühen die am Boden des Kastens installierten Drüsen den flüchtenden Täter mit der farblosen Lösung ein. Die Anlage kann auf zwei Arten scharf gestellt werden: Entweder der Angestellte aktiviert das System per Knopfdruck oder aber das Geschäft verfügt über eine „intelligente Kasse“, die, wenn sie auf einen Schlag komplett entleert wird, automatisch Alarm auslöst.

Die Substanz hält mindestens eine Woche auf der Haut. Der Räuber kann sich so oft waschen, wie er will – die DNA-Spuren bleiben. Sinn der Sache: Die Polizei kann bei der Überprüfung von Verdächtigen mithilfe spezieller UV-Taschenlampen sofort erkennen, ob es sich um den Täter handelt. Selbst wenn der Räuber die Beute längst versteckt oder verprasst hat, kann ihm die Tat nachgewiesen werden.

Die Technik stammt aus England. Nach Polizeiangaben ist dort seit ihrer Einführung im Jahr 2001 die Anzahl der Raubüberfälle in einigen Städten um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. In Deutschland gibt es die Duschen bislang nur in Bremen. Das Bundesland wurde auserkoren, ein Pilotprojekt zu starten. Hintergrund: In keiner anderen deutschen Stadt wird statistisch gesehen so viel eingebrochen und geraubt wie in Bremen. Günther Wiechert vom Bremer LKA: „Die Anlagen haben vor allem präventiven Charakter. Wenn ein potenzieller Täter das Warnschild sieht, überlegt er es sich zwei Mal, ob er einen Raub begeht.“ Zwei besonders von Überfällen geplagte Bremer Tankstellen haben die Duschen seit drei Monaten in Betrieb. „Seitdem hatten wir keinen einzigen Überfall mehr,“ sagt deren Sprecher Willi Winckel.

Auch in Hamburg wird über die Einführung von DNA-Duschen nachgedacht. Joachim Lenders, Hamburg-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Ich halte das für eine revolutionäre Sache und eine tolle Idee. Die Technik ist eine entscheidende Neuerung bei der Beweissicherung.“ Bei der Innenbehörde gibt man sich zurückhaltender. „Wir müssen erst einmal den Abschlussbericht abwarten. Dann sehen wir weiter“, sagt Sprecher Ralf Kunz.

Das Bremer Pilotprojekt läuft noch bis November. Wenig später könnten dann auch in Hamburg die ersten DNA-Duschen montiert werden.

Info:

Künstliche DNA

Künstliche DNA ist eine farb- und geruchlose Substanz, die nur unter ultraviolettem Licht sichtbar wird. Die Flüssigkeit besteht aus Wasser, einem UV-Indikator und künstlicher DNA. Mit dem Erbgut von Lebewesen hat die Labor-Flüssigkeit allerdings nichts gemein. Die Bezeichnung „DNA“ hat lediglich etwas mit der Einzigartigkeit zu tun: Der Code der Flüssigkeit ist in jedem Fläschchen einzigartig und kann so dem Herkunftsort zugeordnet werden. Die Substanz ist nicht gesundheitsschädlich.

Zitat:

„Das ist eine revolutionäre Sache und eine tolle Idee“ J. Lenders, Polizeigewerkschaft

„Nachts wache ich schreiend auf“

Christian S. (36) erzählt im Polizeipräsidium vom schlimmsten Tag seines Lebens. Er hat in Notwehr einen Menschen erschossen – und wird damit nicht fertig.

Der 5. März 2009 war der Tag, der das Leben des Polizisten Christian S. für immer veränderte. Es war der Tag, an dem der 36-Jährige auf dem Kiez einen Menschen erschoss. Eindeutig in Notwehr – daran besteht kein Zweifel. Doch der Beamte der Davidwache leidet bis heute unter dem Vorfall, hat Albträume. Gestern sprach er im Polizeipräsidium dazu erstmals vor einem größeren Publikum.

Anlass war die Fachtagung „Gewalt gegen Polizeibeamte“ der Deutschen Polizeigewerkschaft. In den vergangenen zehn Jahren haben sich Gewaltakte gegen Ordnungshüter in Hamburg auf knapp 1200 Delikte jährlich fast verdoppelt. Etwas unsicher, ja verletzlich wirkt der Streifenbeamte, als er die Zuhörer begrüßt: „Schönen guten Tag an alle.“ Als der 36-Jährige den Abend des 5. März schildert, ist es mucksmäuschenstill im überfüllten großen Tagungssaal.

Der Einsatz an der Hamburger Hochstraße war eigentlich Polizei-Alltag: Ein offenbar verwirrter 24-Jähriger hatte über 110 angerufen und seinen Selbstmord angekündigt. Christian S. geht mit einer Kollegin (35) in das Mietshaus. „Wir entschieden uns, Kontakt mit dem Mann aufzunehmen, und klopften. Doch nichts passierte“, so S. Dann sprechen die beiden Polizisten mit einem Nachbarn, als sie plötzlich an der Tür des 24-Jährigen ein Geräusch hören und instinktiv zurückweichen.

Christian S.: „Was dann geschah, ist schwer in Worte zu fassen. Das muss man erlebt haben. Die Tür wurde aufgerissen, und der Mann kam mit einem hoch erhobenen großen Fleischermesser auf uns zugestürmt. Wie in einem Horrorfilm. Alles, was ich noch weiß, ist, dass ich mehrfach geschossen habe und der Mann zusammengebrochen ist.“

Sekundenlang starrt Christian S. den 24-Jährigen an: „Ich hatte Angst, dass er wieder hochkommt.“ Dann blickt der Polizist auf seine Pistole: Sie ist leer geschossen. Er hat acht Mal gefeuert. Vier Kugeln haben den Angreifer getroffen. Ein Treffer in die Brust ist tödlich. Kollegen bringen den Polizisten zur Davidwache. „Ich wollte nicht viel reden, hatte Angst um meine Zukunft. Am nächsten Tag geht er trotzdem wieder zum Dienst: „Ich wollte nicht allein zu Hause sein. Ich wäre dort die Wände hochgegangen.“

Christian S. bekommt Albträume. Immer wieder erschießt er einen Menschen, wacht schreiend auf. Ein Mal träumt er, dass er einen Tankstellenpächter für ein Überraschungsei erschießt. Bekannte reagieren unsensibel. Der Polizist bekommt zu hören, so schlimm sei das doch nicht, das sei doch schließlich sein Beruf. „Das hat mich getroffen. Ich war natürlich froh, überlebt zu haben, doch dann kam die tiefe Traurigkeit dazu, einen erst 24 Jahre alten Menschen getötet zu haben.“ Christian S. wünscht, dass auch die Kollegin geschossen hätte: „Dann hätte ich die Schuld mit jemandem teilen können.“

Im Dienst ist er überängstlich, zieht oft die Pistole, um sich sicherer zu fühlen. Er geht zum Polizei-Psychologen: „Herrn Sch. habe ich es zu verdanken, dass ich heute wieder wie früher meinen Dienst machen kann. Ich bin seit neun Jahren bei der Polizei und hoffe noch auf viele schöne Jahre.“ Es klingt ein wenig wie eine Bitte. Und dann folgt eine Anklage: „Ich hätte mich damals über einen Anruf von der Polizeiführung gefreut, das hätte mir gutgetan.“

Tief betroffen hört Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) den 15-minütigen Vortrag, sagt: „Es zeigt ein Stück Hamburger Polizeikultur, dass Christian S. hier offen über seine Probleme reden kann. Und nicht als Weichei bezeichnet wird, sondern verdienten Beifall für seinen Mut bekommt.“

Polizisten sauer über das „Kopf-Kondom“

Kopfbedeckung: Gewerkschaft will eine Wollmütze, der Polizeipräsident beharrt auf einer Fleece-Kappe, auch „Kopf-Kondom“ genannt.

Es ist kalt, auch die 5000 Hamburger Streifenpolizisten frieren. Darüber herrscht Einigkeit zwischen Polizeipräsident Werner Jantosch und Klaus Vöge, dem stellvertretenden Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft. Doch darüber, wie die Ohren der Ordnungshüter warm gehalten werden sollen, ist es zu einem skurrilen Mützenkrieg gekommen: Die Gewerkschaft will eine Wollmütze, doch Jantosch beharrt auf einer Fleece-Kappe, die die Beamten abschätzig als „Kopf-Kondom“ bezeichnen.

Widerwillig stülpt sich Klaus Vöge das „Kopf-Kondom“ über. Dann setzt der 50-jährige Hauptkommissar seine Dienstmütze drüber. Nein, toll sieht das wirklich nicht aus. Der Hauptkommissar: „Wir machen uns damit zum Gespött der Öffentlichkeit. Die Einführung dieses Teils ist an Schwachsinn nicht zu überbieten.“

Neben der Geschmacksfrage gibt es auch einen handfesten Grund, die Fleece-Kappe abzulehnen. Vöge: „Das Ding trägt auf, die Dienstmütze passt nicht mehr. Viele Kollegen haben sich deswegen schon eine zweite Dienstmütze anschaffen müssen.“ Oder sie haben sich verbotenerweise bereits die Wollmütze mit Polizeistern besorgt. Das Teil ist in fast allen Bundesländern in Gebrauch. Nur Hamburgs Polizeipräsident Werner Jantosch lehnt es strikt ab. Sein Sprecher Andreas Schöpflin: „Das Mützenproblem ist keines. Wir haben uns einvernehmlich mit dem Personalrat geeinigt. Im Übrigen ist die Unterziehmütze weltweit bei diversen Polizeien eingeführt.“

Kurios: Wasserschützer auf Booten, die Bereitschaftspolizei bei Großeinsätzen und Schutzleute im Wachdienst brauchen das „Kopf-Kondom“ nicht überzuziehen. Sie dürfen die Wollmütze tragen. Die hat gegenüber der Unterziehmütze einen weiteren Vorteil: Sie ist mit knapp sechs Euro gegenüber 25,90 Euro fürs „Kopf-Kondom“ deutlich billiger.