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    Der Jugendschutz ist abkommandiert

    Die DPolG fordert: „Der Jugendschutz muss unantastbar sein“

    Neuallermöhe. Der Jugendschutz der Polizei im Stadtteil ist stark ausgedünnt. Eine geplante Umorganisation soll die Beamten entlasten, stößt aber auf Widerstand der Polizeigewerkschaft: Sie befürchtet, dass die Jugendschützer als Personalreserve enden.
     
    „Wir brauchen dringend einen zweiten Straßensozialarbeiter in Neuallermöhe“, hieß es zuletzt auf die Stadtteilkonferenz in der „Festeburg“. Die Forderung wiederholt sich gebetsmühlenartig, doch diesmal will man der Polizei zur Seite springen, denn deren Jugendschutz ist komplett ausgedünnt: Von den 17 Beamten, die beim „Jugendschutz Süd“ in Harburg zentral angesiedelt sind, waren vier für den Bezirk Bergedorf zuständig, meist im Schlosspark und in Neuallermöhe unterwegs. Seit längerer Zeit aber müssen zwei von ihnen nach Auto-Brandstiftern fahnden (im April gab es noch sechs Taten in Hamburg), die beiden anderen werden von Donnerstag bis Sonnabend an der Binnenalster eingesetzt.
    „Wir reagieren auf die aktuellen Entwicklungen, auch Jugendliche aus Bergedorf verabreden sich bei schönem Wetter in der Innenstadt“, sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin.
    Doch damit ist der Situation in Neuallermöhe nicht gedient: „Hier ist es zwar längst nicht mehr so problematisch, wie es mal war. Aber viele Jugendliche hängen in der Luft, also auf der Straße“, sagt der bürgernahe Beamte Andreas Schweitzer, der auch als „Cop4You“ an den Schulen arbeitet. Der Jugendschutz sei derzeit „ein bisschen dünn“, zumal die beiden Kollegen auch abends im Einsatz sind, ständig Kontakt zu den Jugendclubs im Stadtteil halten.
     
    Es gebe mehrere kleine Störergruppen von 16- bis 25-Jährigen, die kaum greifbar seien, klagt die Stadtteilkonferenz: „Die sind immer nur auf Putz auf, schmeißen mit Flaschen, pinkeln herum und lungern besoffen vor dem Bürgerhaus“, sagt dessen Leiter Uwe Jensen, der die Gruppen fotografiert –„dann hauen sie nämlich sofort ab“. Jensen bedauert, dass die acht Leute der Präsenzgruppe der Polizei abgezogen wurden – und jetzt eben auch der Jugendschutz.
    Fraglich ist, ob sich die Situation bessern wird, wenn die polizeiliche Neuausrichtung „ProMod“ greift, für deren Umsetzung Bergedorfs Kommissariatsleiter Bernd Krösser als Projektleiter auserwählt ist. Ein mögliches Model sieht vor, den Jugendschutz zu dezentralisieren, an acht künftigen „Leit-PK“ anzusiedeln.
    Damit solle doch bloß fehlendes Personal kaschiert werden, läuft die Polizeigewerkschaft (DPolG) Sturm. Landesvorsitzender Joachim Lenders warnt: „Wenn die Jugendschutzkollegen künftig flächig in den Regionen verteilt werden, besteht die Gefahr, dass sie den Personalmangel ausgleichen müssen und nur als Reservetopf gesehen werden. So geschieht es nämlich schon gerade auf der Wache in Lagenhorn, wo die Dienstgruppe Fahndung aushelfen muss, wenn ein Streifenwagen nicht besetzt ist, aber ein Verkehrunfall aufgenommen werden muss.“
    Man dürfe aber keine Aufgaben vernachlässigen: „Der Jugendschutz muss unantastbar sein“, fordert Lenders, der seit 33 Jahren im Polizeidienst ist und viele Zentralisierungen und Dezentralisierungen erlebt habe.
     
    Allein: Da der Bezirk Bergedorf nur eine Wache hat, würde sie automatisch zu einem „Leit-PK“ eingestuft, hätte also den Jugendschutz direkt vor Ort (nicht mehr in Harburg). Das könne allerdings nur in Bergedorf vorteilhaft sein, viele andere Hamburger Wachen müssten Nachteile fürchten, betont die Polizeigewerkschaft, die lieber an anderer Stelle Kapazitäten schaffen will, Lenders: „Warum etwa muss denn die Begleitung von Schwersttransporten eine Polizeiaufgabe sein?“