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    Die Welt: Der Schanze drohen neue Krawalle

    Für den Sonnabend stellt sich die Polizei nach einem Flohmarkt auf Gewalttaten ein

    Sieben Hundertschaften kommen aus anderen Bundesländern zum Schanzenfest nach Hamburg

    Polizei kündigt Einrichtung eines Gefahrengebiets an. Die Pferdestaffel kommt aber nicht

    Petrus ist in diesem Jahr für die Polizei kein guter Verbündeter. Nach einem verregneten Sommer ist es laut Vorhersage ausgerechnet am kommenden Wochenende warm und trocken – und dann ist auch das Schanzenfest, jene Veranstaltung also, die niemand anmeldet und nach der es in den vergangenen Jahren regelmäßig Krawall gab. Gutes Wetter heißt viele Besucher in der Schanze, und auch der Abend könnte damit heiß werden. Die Polizei bereitet sich entsprechend vor. Neben der gesamten Bereitschaftspolizei, den Alarmhundertschaften und vielen Zusatzkräften werden auch sieben Hundertschaften aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei eingesetzt. Streit gibt es um die Reiterstaffel. Während Polizeigewerkschafter den Einsatz fordern, lehnt die Polizeiführung das ab.

    Bislang ist es ungewohnt ruhig vor dem Schanzenfest. Die beiden Autos, die in der Nacht zum Mittwoch am Berner Heerweg und am Erich-Ziegel-Ring in Steilshoop angesteckt wurden, haben nach Einschätzung der Polizei nichts mit dem bevorstehenden Schanzenfest zu tun. Der Staatsschutz ermittelt bislang lediglich nach einem unspektakulären Farbanschlag und einer Fälschungsaktion, bei der Polizeiplakate täuschend echt nachgemacht wurden, die die Einrichtung eines Gefahrengebietes für die Zeit des Schanzenfestes in dem Stadtteil ankündigen. Das passt zu dem Tenor der anmelderlosen Veranstaltung. „Gegen Mietwahnsinn und Gefahrengebiete“ lautet er in diesem Jahr. Damit liegt man voll im Trend. Die Polizei hat am Mittwoch angekündigt, dass das Gebiet von Sonnabend, 23 Uhr, bis Sonntag, 5 Uhr, zum Gefahrengebiet erklärt wird. Immerhin rechnet der Staatsschutz mit bis zu 3000 Linksautonomen, von denen bis zu 450 gewaltbereit sind. Auch etwa 300 „erlebnisorientierte Jugendliche“, die für besonders zügellosen Krawall bekannt sind, werden zum Schanzenfest von der Polizei als „Gegenüber“ eingeplant.

    Warum die Polizei ein Gefahrengebiet braucht, erklärt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Natürlich müssen wir zum Schanzenfest in dem Bereich ein Gefahrengebiet einrichten“, sagt Lenders. „Wir haben damit dort beste Erfahrung am 1. Mai gemacht. Es erleichtert die Arbeit der Polizei ungemein, weil mehr Möglichkeiten bestehen, Personen und mitgeführte Sachen zu kontrollieren oder Platzverweise auszusprechen.“ Lenders will auch die hoch gelobte Pferdestaffel möchte Lenders in der Schanze sehen. Doch die wird nicht kommen. „Die Pferdestaffel ist ein hervorragendes Einsatzmittel, wenn es darum geht, Menschenmassen zu kanalisieren und in eine Richtung zu lenken“, so Polizeisprecher Streiber. „Sie ist aber nicht geeignet, um nachts in so einem Viertel gegen Kleinstgruppen vorzugehen.“

    Unterdessen geht das Bezirksamt Altona davon aus, dass es tagsüber ruhig und geordnet zugeht. „Es gab keine Anmeldung, aber wir werden das Fest dulden“, sagte eine Sprecherin. Das Straßenfest und der Flohmarkt enden um 18 Uhr, für Sicherheitsfragen und die öffentliche Ordnung sei im Anschluss die Innenbehörde verantwortlich. Trotzdem wird der Bezirk das Fest nicht unbeobachtet lassen. „Wir entsenden Lebensmittelkontrolleure, die die angebotenen Waren überprüfen werden“, sagte die Sprecherin. „Die Besucher sollen ja nichts Gefährliches essen oder trinken.“

    Schon das kann Konfliktpotenzial bergen. Denn warum das Schanzenfest nicht angemeldet wird, kann Rechtsanwalt Marc Meyer erklären, der die Initiatoren vertritt. Eine Anmeldung sei nicht das, was den Vorstellungen der Veranstalter entspreche. Man habe den Standpunkt, dass man das Recht habe, ein Fest selbst zu organisieren, denn mit den Behörden kämen auch die vielen Auflagen, die mit lästigen Kosten und obendrein mit Haftungsproblemen verbunden seien. „Das passt schlecht zu dem nicht kommerziellen Charakter des Festes“, sagt Meyer. Dann müsste man auch Gebühren für die Stände nehmen. Das sei nicht gewollt. Was die Sicherheit angeht, hat er keine Bedenken. Rettungswege, Bühnensicherheit – dafür gebe es ein „Problembewusstsein“. Der offiziell nicht existente Veranstalter ist „immer darauf bedacht, dass das Fest sicher ist.“