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    Gewerkschafter wirft Polizei „Nepp“ vor

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    Es ist ein Schildbürgerstreich, was sich die Polizei mit ihrem Nachwuchs in Sachen Wohnraum leistet – findet jedenfalls Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Konkret geht es um das Polizeiwohnheim. Vor allem Polizeischüler, die am Anfang ihrer Berufslaufbahn rund 900 Euro pro Monat bekommen, greifen gern auf die mit 202,50 Euro günstige Unterkunft zurück. Jetzt wurden die Mietverträge befristet. Und zwar auf sechs Monate.

    Hintergrund ist laut Lenders die hohe Nachfrage nach diesen Apartments. Man möchte potenziellen Bewerbern auf dem heiß umkämpften Wohnungsmarkt eine attraktive Lösung bieten. Für Lenders ist das jetzt nur noch ein reines „Lockangebot“, das gut unter das Motto „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ passt. „Es ist unverantwortlich, die Polizeischüler zu ’shanghaien‘ und sich anschließend um deren soziale Probleme nicht mehr zu kümmern“, findet Lenders. Zudem meint der Polizeigewerkschafter, dass sich die Masche zu einem Bumerang entwickelt. „So etwas spricht sich schnell herum. Das wird die Attraktivität der Hamburger Polizei nach zahlreichen anderen Einschnitten noch einmal absenken“, so Lenders.

    Schon jetzt seien die Bewerberzahlen für den Polizeinachwuchs drastisch eingebrochen. Nicht umsonst bemühe sich die Polizei mit einer eigens kreierten Werbekampagne um Nachwuchs. Dass coole Sprüche allein nicht reichen, musste laut Lenders die Polizei beim letzten Einstellungstermin feststellen. „Eine Vielzahl von Bewerbern mit Einstellungszusage hat kurz vor dem Termin Hamburg einen Korb gegeben, weil sie hier keinen bezahlbaren Wohnraum fanden“, sagt Lenders. Er verlangt jetzt von der Polizeiführung und der Innenbehörde Lösungen, die zumindest Wohnraum für die zweijährige Ausbildungszeit sichern. Dazu sollten sich die Verantwortlichen mit Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften an einen Tisch setzen.