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    MOPO: Ver.di-Boss Rose am SPD-Pranger

    Gewerkschafter fordern seinen Rücktritt

    Genossen gegen Genossen: Die Gewerkschaften sind sauer auf die SPD. Die hat Mittwochabend die Gehaltskürzungen bei Beamten abgenickt- und kassiert jetzt wüste Attacken. Ver.di-Chef Wolfgang Rose (SPD) ließ sich von der Abstimmung befreien. Jetzt wird er zum Rücktritt aufgefordert.

    „Sie sollten sich überlegen, warum sie noch Mitglied einer Gewerkschaft sind!“ beschimpft der Beamtenbund (dbb) die Gewerkschafter in der SPD. Andrè Schulz, Bundeschef im Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert Roses Rücktritt: „Hätte er Mumm gehabt, hätte Rose gegen die Kürzungen gestimmt. Ich erwarte, dass er sein Amt zur Verfügung stellt.“

    Wie man sich in einer solchen Situation fühlt, weiß Joachim Lenders, Chef der Polizeigewerkschaft DPolG. Vor acht Jahren stimmte er als CDU-Abgeordneter gegen Kürzungen beim Weihnachtsgeld- und gegen seine Fraktion. Im Gegenzug wurde er von der Partei nicht wieder aufgestellt. Lenders: „Aber ich bin nicht ausgewichen, habe nicht gekniffen. Ich wusste, wo ich stehe. Nur muss man in Kauf nehmen, keine Diäten mehr zu beziehen. “

    Die MOPO fragte Rose wie er zu der Kritik steht:

    MOPO: Herr Rose, einfacht nicht abstimmen, was sollte das denn?

    Rose: Ich habe maßgeblich dazu beigetragen, dass mehr als die Hälfte der ursprünglich geplanten Kürzungen zurückgenommen wurden, und zwar in meiner Rolle als ver.di-Landesvorsitzender. Mehr war nicht möglich. Deshalb habe ich gesagt, dass ich als Abgeordneter nicht an der Abstimmung teilnehmen kann.

    Sie hatten doch eine Meinung?

    Klar, aber meine gewerkschaftliche Funktion stand hier im Vordergrund.

    Kann der Wähler nicht erwarten, dass Politiker gemäß ihrer Meinung abstimmen?

    Im Prinzip ja. Aber Beispiele von Befangenheit gibt es viele, oft wirtschaftlicher Natur. In diesem Fall sind sie organisatorischer Natur.

    Wie war denn Ihre Meinung?

    Als Gewerkschafter war ich gegen den Beschluss. Die Abkopplung der Beamtenbesoldung von den Tarifabschlüssen ist ein Missbrauch des Beamtenrechts.

    Jetzt gibts Rücktrittsforderungen.

    Das geht an der Sache völlig vorbei. Ich habe mit dafür gesorgt, dass die Einschnitte zu großen Teilen zurückgenommen wurden. Der BDK sollte sich mit den wirklichen Gegener auseinandersetzen.