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    Senat will Zahl der bürgernahen Polizeibeamten halbieren

    Angeblich kein Zusammenhang mit Etatkürzungen – Einsparungen durch Fusion von Wachen und geringere Zuschüsse für Polizeiorchester

    Die Sparmaßnahmen des Senats werden den Bereich Innere Sicherheit treffen: Hauptmaßnahme wird die Zusammenlegung von Polizeikommissariaten und Feuerwachen sein, flankiert von einer Reihe kleinerer Maßnahmen, wie die WELT erfuhr. Damit wäre die Behörde aber weniger stark als andere Ressorts betroffen.

    Denn Personalmaßnahmen, wie die Verlängerung der Arbeitszeit der Polizisten, sollen vom Tisch sein. Auch die Bürgernahen Beamte (BünaBe)der Polizei werden nicht in die Sparmaßnahmen mit einbezogen, wie zu erfahren ist. Dennoch soll es Veränderungen bei den Bürgernahen Beamten geben, jedoch abseits der aktuellen Sparrunde.

    Schon länger plant die Polizei, das Konzept der BünaBes zu reformieren, da deren Einsatz zwar populär, aber wenig effizient sein soll. 256 Bürgernahe Beamte gibt es derzeit in Hamburg. Die Innenbehörde weiß, dass bloße Streichungen in diesem Bereich äußerst unpopulär wären. Deshalb soll für die Bürgernahen Beamten ein neues Konzept ausgearbeitet werden, dass dann losgelöst von der aktuellen Spardiskussion präsentiert wird, wie zu erfahren ist. Angeblich steht die Hälfte der 256 Stellen zur Disposition.

    Seinen Sparbeitrag leisten wird dagegen das Polizeiorchester müssen, bei dem zwar keine Millionen eingespart werden können, aber doch Hunderttausende. Dieses Orchester, das nicht nur Polizisten, sondern auch fest angestellte Musiker beschäftigt, kostet rund 1,2 Millionen Euro im Jahr, bringt aber nur 30 000 Euro an Einnahmen. Hier macht der Senat die Auflage, künftig weit mehr einzunehmen, etwa durch Konzerte oder CD-Verkäufe.

    Der Bereich Innere Sicherheit soll aber nicht nur von tiefen Schnitten verschont werden, weil er zu den Prioritätsbereichen des Senats gehört. Ihm zugerechnet wird, dass die Innenbehörde zusätzliche Einnahmen verbuchen kann: Aus den Rettungsdiensten fließen 15 Millionen Euro in die Kasse, die in der Sparliste gegen gerechnet werden.

    Die aktuellen Sparvorschläge stehen noch unter Vorbehalt der November-Steuerschätzung. Große Änderungen sind davon aber nicht zu erwarten, wie zu erfahren ist: „Damit das Sparkonzept komplett umgeworfen wird, müsste sich bei der Steuerschätzung schon ein sehr negativer Betrag ergeben, und danach sieht es bisher nicht aus“, sagt ein Beamter.

    Doch nicht alle sind davon überzeugt, dass der Sparbeitrag in der Inneren Sicherheit der Richtige ist. „Es gibt bereit zahlreiche Einsparungen die wir hinnehmen mussten“, sagt der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders. Dazu gehöre die Auflösung der Präsenzschichten oder die bisherigen Wachzusammenlegungen. „Man muss sich die Frage stellen, wie die Innenbehörde den jetzt geplanten sicherheitspolitischen Offenbarungseid der Bevölkerung erklären will.“ Lenders befürchtet noch drastischere Einschnitte. Neben Schnitten bei den Bürgernahen Beamten führt er die Erhöhung der Wochenarbeitszeit an. Darin solle nach internen Berechnungen ein Sparpotenzial von 380 Stellen stecken.

    Die SPD ist der Ansicht, dass die Schließung der Kommissariate schlicht falsch sei. SPD-Innenexperte Andreas Dressel fordert Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) auf, angesichts des offenbar immensen Kürzungsdrucks bei der Polizei sein „persönliches Steckenpferd Reiterstaffel“ zur Disposition zu stellen. Besser als ein „Reiterdenkmal“ sei es, Polizeistellen zu erhalten.