Verdruss und Freude bei den Beamten
Wasserschutzpolizei: Wache wurde gestern geräumt
„Peinlich und unwürdig.“ „Die Kollegen mussten ihre Wache fluchtartig verlassen“, erklärt Thomas Jungfer von der DPolG in Hamburg. Hintergrund: Am 2. Juli hatten die Beamten der Hansestadt erfahren, dass sie seit dem Vortag gar nicht mehr für die Elbe zwischen Geesthacht und Schnackenburg zuständig seien. Künftig betreut die niedersächsische Polizei die Elbe in dem rund 100 Kilometer langen Abschnitt. Von einer Wache in Lüneburg aus. Und zusätzlich zu einem 120 Kilometer langen Stück des Elbe-Seiten-Kanals und des Mittellandkanals.
„Ich hoffe, dass unter dieser neuen Regelung nicht die Qualität der Sicherheit leidet“, sagt Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede: „Die Beamten der Station kannten ihr Revier aus dem Effeff.“
Dass die Sicherheit wie gewohnt ohne einen zusätzlichen Stützpunkt an der Elbe gewährleistet bleibt, dürfte von Lüneburg aus nicht zu schaffen sein, meinen Experten. Zuletzt hatte 2011 die Entscheidung, aus Kostengründen eine Ölwehr in Lauenburg aufzulösen, für Verärgerung gesorgt. Dank privater Spenden konnte der Erhalt der Technik für die Bekämpfung von Gewässerverunreinigungen gesichert werden.
Im Dezember 2012 hatten sich die Innenminister der drei Länder auf ein neues Elbe-Abkommen verständigt. Thiede: „Das Ergebnis hat uns damals sehr überrascht.“ Schon seit Jahrzehnten gab es in Lauenburg eine Station der Wasserschutzpolizei. Erst am Lösch- und Ladeplatz, dann am Bahnhof, zuletzt am Borkeplatz. Seit dem Zweiten Weltkrieg betreute Hamburg die Elbe bis Schnackenburg mit, setzte dafür bis zu zehn Beamte ein. Die wurden von der Schließung ihrer Station völlig überrascht und packten nun gestern ihre Sachen. Künftig möchte Hamburg die Polizisten im Hafen der Hansestadt einsetzen. Doch damit sind längst nicht alle Betroffenen einverstanden. „Ich gebe mein Versetzungsersuchen nachher in Hamburg ab“, berichtete gestern Thomas Schacht. Er arbeitete seit mehr als zehn Jahren in Lauenburg, hatte sich in der Region sein soziales Umfeld aufgebaut. „Nach Hamburg zu pendeln ist für mich keine langfristige Alternative“, sagte er. Er hofft deshalb, in Niedersachsen unterkommen zu können. Schacht: „Da werden ja dringend Kollegen für das neue Zuständigkeitsgebiet, das einiges an Spezialwissen erfordert, gesucht.“
Sein Kollege Axel Eschke freut sich unterdessen auf seinen neuen Arbeitsplatz am Revier in Harburg. „Da habe ich schon einige Jahre gearbeitet, ich komme in eine tolle Schicht“, so Eschke.
„Unsere Lauenburger Kollegen wussten, was auf sie zukommt. Was sich jedoch keiner vorstellen konnte, ist die Art und Weise, wie die Außenstelle abgewickelt wird. Ohne Zeitplan, ohne eine vorherige polizeiliche und organisatorische Übergabe muss aufgrund ministerieller, nicht nachvollziehbarer Entscheidungen die Außenstelle ad hoc geräumt werden“, erklärt Thomas Jungfer.
Die Immobilie an der Elbstraße 2 hat das Jugendherbergswerk gekauft, das nebenan die „Alte Zündholzfabrik“ betreibt. In den Räumen der Wasserschutzpolizei werden ein Fahrradkeller, ein Seminarraum und Personalwohnungen untergebracht.