Zum Hauptinhalt springen

Die Welt: Ausschreitungen nach dem Straßenfest


Zuerst wurde friedlich gefeiert, dann kam es zu den traditionellen Krawallen. Doch Polizei und Politik schauen fast zufrieden auf die Ausschreitungen.

Wasserwerfereinsatz, Brandstiftungen, 31 Festnahmen, fünf leicht verletzte Polizisten, tonnenweise Müll – und doch macht sich am Tag nach den Schanzenkrawallen so etwas wie Zufriedenheit breit. Schließlich blieben – nachdem bis zu 10.000 Menschen am Nachmittag friedlich gefeiert und auf dem Flohmarkt gefeilscht hatten – die Ausschreitungen am Abend im Vergleich zu den Vorjahren gering. Innensenator Michael Neumann (SPD) lobte die „hervorragende Einsatztaktik“ der Polizei.

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Uwe Kossel, sprach den Anwohnern seine „Hochachtung“ aus, weil sie versucht hatten, Brandstiftungen und Randale zu verhindern. Zunächst sah es so aus, als würde das Fest nicht in einer Straßenschlacht enden. Aber gegen 22.30 Uhr brannten doch die ersten Feuer vor der Roten Flora. „Anwohner sind immer wieder hingegangen und haben auch selbst gelöscht“, sagt Streiber.

Die Polizei, die die Nachwirkungen des Straßenfestes mit 2100 Beamten „begleitete“, hielt sich zurück. Als die Flammen drei Meter hoch schlugen und die ersten Krawallmacher mit einem als Rammbock benutzten Pfeiler die mit schweren Rollläden verrammelte Haspa an der Ecke Juliusstraße stürmen wollten, war mit der Zurückhaltung Schluss.

Mit Wasserwerfern und Schlagstöcken sorgten die Einsatzkräfte für eine „Zerstreuung“ der Szene. Es folgten Scharmützel in der benachbarten Susannenstraße. „Wir haben angemessen und konsequent reagiert“, sagt Streiber. Ein 21-Jähriger, der an der Haspa randalierte und später Einsatzkräfte mit Flaschen bewarf, kam vor den Haftrichter. Schwerer Landfriedensbruch lautet der Vorwurf.

„Unser Konzept ist aufgegangen“, sagt Streiber. „Ein Teil des Erfolges ist auch auf das Verhalten der Anwohner zurückzuführen, die versucht haben, auf Chaoten einzuwirken.“ Auch die Einrichtung des Gefahrengebietes, Gefährderansprachen und Aufenthaltsverbote hätten sich bewährt.

„Ich möchte den Bewohnern des Schanzenviertels auch meine Hochachtung aussprechen und einen ganz scharfen Trennungsstrich zwischen diesen und den Randalierern ziehen“, sagt Hamburgs GdP-Chef Kossel. „Das wäre nicht fair, alle in einen Topf zu werfen.“

Innensenator Neumann ist nicht ganz so glücklich. Er habe kein Verständnis dafür, dass es im Anschluss an ein friedliches Stadtteilfest auch in diesem Jahr wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen sei. Sachbeschädigungen, Brandlegungen und Steinwürfe auf Polizisten durch eine Minderheit von Krawallmachern seien durch nichts zu rechtfertigen.

Nicht glücklich ist auch der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders. „Es ist ja schon bezeichnend, dass man froh ist, wenn nach dem Schanzenfest Krawalle so ablaufen wie sie abgelaufen sind“, sagt er. Letztendlich sei der Tag aber eben nicht friedlich verlaufen.

Bild Hamburg: Bereitschaftspolizist erklärt in Bild seine Ausrüstung

So wappne ich mich fürs Schanzenfest

Am Wochenende drohen in Hamburg wieder schlimme Krawalle, rund 2500 Polizisten sind im Einsatz. Einer von ihnen ist Polizeikommissar Gerhold B. In BILD erklärt er, wie er sich für den Einsatz in der Schanze rüstet und sich schützt.

Der 43-Jährige ist seit 1987 bei der Polizei, seit 21 Jahren bei der Bereitschaftspolizei und Kommandant eines Wasserwerfers. Er ist Mitglied der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), verheiratet, hat drei Söhne. Der älteste wird ebenfalls Polizist.

„Auch nach 21 Jahren ist meiner Frau immer noch mulmig, wenn ich solche Einsätze habe. Keiner weiß, was uns erwartet. Die Hemmschwelle, Beamte anzugreifen, sie zu verletzten oder zu beschimpfen, ist in den letzten fünf Jahren immer niedriger geworden“, so der Polizist.

Um sich vor Angriffen zu schützen, trägt Gerhold B. seinen Spezial-Anzug mit Helm, Schlagstock und Pistole. Allein seine Ausrüstung wiegt rund 15 Kilogramm.

Er schleppt sie mit sich herum, um Hamburg und seine Bürger zu schützen. Dafür an dieser Stelle: DANKE!

BILD: Krawall-Wochenende in der Schanze kostet 750000 Euro!

Hamburg droht durch das Schanzenfest ein schlimmes und vor allem teueres Krawall-Wochenende!

Allein der Einsatz von rund 2500 Beamten kostet nach Schätzungen der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) rund 750000 Euro.

Joachim Lenders, Landesvorsitzender der DPolG: „In den Abendstunden und in der Nacht werden wir es mit einer Problemklientel aus gewaltbereiten Linksautonomen und erlebnisorientierten jungen Menschen zu tun haben.“

Die Polizeigewerkschaft kritisiert, dass beim Schanzenfest am Sonnabend nicht auf die Reiterstaffel zurückgegriffen werden soll. Lenders befürchtet weiter, dass Chaoten versuchen könnten, das Radrennen „Cyclassics“ am Sonntag zu stören. Das Schanzenviertel gilt von Sonnabend (23 Uhr) bis Sonntag (5 Uhr) als Gefahrengebiet. Jederzeit können so Kontrollen durchgeführt werden. Vier Randalierer wurden bereits Aufenthaltsverbote erteilt. 60 weitere Krawallmacher bekamen Hausbesuch von der Polizei wurden in „Gefährderansprachen“ ermahnt

Hamburger Morgenpost: Reiterstaffel beim Schanzenfest – Pferde zu ängstlich für Randale?

Können Vierbeiner die Chaoten stoppen? Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert den Einsatz der Reiterstaffel beim Schanzenfest am Sonnabend. Doch das Präsidium wiegelt ab – und setzt auf eine Kontroll-Strategie. Die MOPO klärt die wichtigsten Fragen. Wie bereitet sich die Polizei auf das Schanzenfest vor?

Die Polizeiführung hat das Schanzenviertel und die umliegenden Straßenzüge für die Nacht zum Sonnabend zum „Gefahrengebiet“ erklärt. Dadurch wird es für die Beamten leichter, mögliche Krawallmacher zu durchsuchen und Platzverweise zu erteilen. Insgesamt werden etwas weniger Polizisten als im vergangenen Jahr eingesetzt. Knapp 2500 Beamte sind am Sonnabend vor Ort. Der Einsatz wird laut Polizeigewerkschaft 750000 Euro kosten.

Warum wird auch der Einsatz von Polizeipferden gefordert? Die Reiterstaffel könnte Straßen absperren und Chaoten einschüchtern, glaubt Joachim Lenders von der Deutschen Polizeigewerkschaft. „600 Kilogramm Lebendgewicht verscheuchen jeden Randalierer.“ Und: Bei den schweren Krawallen in London haben sich die Polizeipferde bewährt. Sie konnten schnell auf Plünderungen reagieren und flüchtende Randalierer einfangen.

Was spricht dagegen? Bei der Hamburger Reiterstaffel kommen recht junge Tiere zum Einsatz. Der älteste der elf Wallache ist zwölf Jahre alt. Bei Feuern und extremen Tumulten besteht die Gefahr, dass die Pferde in Panik geraten. So geschah es auch beim Staffeleinsatz bei der Facebook-Party von Thessa aus Bramfeld. Das Schanzenfest könnte die Tiere erst recht überfordern. So abgeklärt wie die Londoner Polizeipferde sind sie (noch) nicht.

Was sagt die Polizei zu der Gewerkschafts-Forderung? Gestern stellte Polizeisprecher Mirko Streiber klar: „Die Reiterstaffel wird definitiv nicht beim Schanzenfest zum Einsatz kommen.“ Es sei möglich, dass die Tiere durch das Training inzwischen auch mit Extremsituationen umgehen könnten. Aber: „Pferde sind schlicht nicht das richtige Mittel für diesen Einsatz.“ Wenn es zu Krawallen kommen sollte, seien Ross und Reiter durch herumfliegende Steine und Flaschen besonders gefährdet. Auf der anderen Seite brächte der Einsatz der Pferde aber kaum Vorteile.

BILD: Polizei erklärt Schanzen-Viertel zum Gefahrengebiet

Die Polizei rüstet sich für mögliche Ausschreitungen beim Schanzenfest – und erklärt das Viertel zum Gefahrengebiet!

In diesem Bereich können Polizisten auch ohne Verdacht kontrollieren, Platzverweise erteilen. Das Gefahrengebiet gilt in der Zeit zwischen
Sonnabend (23 Uhr) und Sonntag (5 Uhr) grenzt im Norden an die Fruchtallee, Schröderstiftstraße, im Osten an die Karolinenstraße, Feldstraße
Budapester Straße, im Süden an die Simon-von-Utrecht-Straße sowie im Westen an die Holstenstraße, Stresemannstraße.

Der Landes-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Joachim Lenders, fordert unterdessen den Einsatz der Reiterstaffel beim Schanzenfest.
Laut Lenders sind 2500 Polizisten am Sonnabend im Einsatz.

 

Die Welt: Der Schanze drohen neue Krawalle

Für den Sonnabend stellt sich die Polizei nach einem Flohmarkt auf Gewalttaten ein

Sieben Hundertschaften kommen aus anderen Bundesländern zum Schanzenfest nach Hamburg

Polizei kündigt Einrichtung eines Gefahrengebiets an. Die Pferdestaffel kommt aber nicht

Petrus ist in diesem Jahr für die Polizei kein guter Verbündeter. Nach einem verregneten Sommer ist es laut Vorhersage ausgerechnet am kommenden Wochenende warm und trocken – und dann ist auch das Schanzenfest, jene Veranstaltung also, die niemand anmeldet und nach der es in den vergangenen Jahren regelmäßig Krawall gab. Gutes Wetter heißt viele Besucher in der Schanze, und auch der Abend könnte damit heiß werden. Die Polizei bereitet sich entsprechend vor. Neben der gesamten Bereitschaftspolizei, den Alarmhundertschaften und vielen Zusatzkräften werden auch sieben Hundertschaften aus anderen Bundesländern und von der Bundespolizei eingesetzt. Streit gibt es um die Reiterstaffel. Während Polizeigewerkschafter den Einsatz fordern, lehnt die Polizeiführung das ab.

Weiterlesen

Hamburger Morgenpost: Kann das gut gehen? Reiterstaffel beim Schanzenfest

Schon der Einsatz der Hamburger Reiterstaffel auf dem Kiez sorgte für Aufregung. Doch wenn es nach Joachim Lenders, dem Landesvorsitzenden der deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), gehen soll, wird die Reiterstaffel auch beim Schanzenfest am kommenden Sonnabend eingesetzt.

„Wo sonst mindestens 60 Beamte für eine Absperrung benötigt werden, reichen 15 Reiter“, erklärte Lenders. Die Pferde sollen außerdem abschreckend auf die Randalierer wirken. „600 Kilogramm Lebendgewicht verscheuchen jeden Randalierer“, sagte der Landesvorsitzende. Das Argument, eine Reiterstaffel wegen des unwägbaren Geländes im Zusammenhang mit dem Schanzenfest nicht einsetzen zu wollen, greife nicht. So seien die Straßen gut ausgeleuchtet, sagte der Landesvorsitzende. Außerdem könnten Pferde schneller zu den Einsatzorten gelangen als Mannschaftsbusse oder Beamte zu Fuß.

Die Reiterstaffel ist der Stolz der Hamburger Polizei. Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) hat sie gegen alle Widerstände gegründet. Seit September sind die acht kräftigen Wallache bei Demos, Großevents und Fußballspielen im Einsatz.

Da das Pferd aber ein Fluchttier ist, kann auch mal was schief gehen. Jüngstes Beispiel: Der Einsatz der Reiterstaffel auf der Facebook Geburtstags-Party der jungen Hamburgerin Thessa in Bramfeld. Hier musste der Einsatz der Spezialeinheit gegen betrunkenen Jugendliche abgebrochen werden, weil die Pferde durchdrehten.

Laut Lenders werden am Sonnabend knapp 2.500 Polizisten im Einsatz sein, darunter Einheiten aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Zudem wird die Hamburger Polizei von Beamten der Bundespolizei unterstützt.

Im vergangenen Jahr wurden aufgrund der Ausschreitungen 42 Personen festgenommen. Mindestens 14 Menschen wurden verletzt.

Hamburgs Einbruchsstatistik: Schlimmer als New York

Dramatisch: Vor allem in Marmstorf, Sinstorf und Eißendorf werden oft Wohnungen leer geräumt

Hamburg ist ein heißes Pflaster: Denn in der Elbmetropole gibt es in Relation zur Einwohnerzahl durchschnittlich mehr Wohnungseinbrüche als in New York, Los Angeles oder London. Vor allem Sinstorf, Marmstorf und Eißendorf sind bei Langfingern beliebt. Auch der Landkreis Harburg sticht heraus – jedoch im positiven Sinne. Hier ist die Aufklärungsquote enorm hoch.

In ganz Hamburg wird im Schnitt in jede 119. Wohnung eingebrochen. Das geht aus einer Studie des Verbraucherportals geld.de für 2010 hervor. Damit liegt die Hansestadt 68 Prozent über dem Durchschnitt der Studie, die für 93 Städte in Deutschland, Schweiz und Österreich erhoben wurde. Selbst im berüchtigten New York wird „nur“ jede 164. Wohnung leer geräumt, in Los Angeles jede 171. Wohnung. Selbst London steht besser da – ist doch „lediglich“ jede 389. Wohnung betroffen. In München etwa wird sogar nur jede 712. Wohnung heimgesucht.

Die Schäden sind immens: 20 Millionen Euro Schaden sind durch Einbrüche in Hamburg entstanden. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten Christiane Schneider (Linke) hervor. Zum Vergleich: 2009 waren es 15 Millionen und 2005 sogar „nur“ zehn Millionen Euro gewesen.

In Hamburg gab es 2010 genau 7536 Einbrüche – viele davon in Harburger Stadtteilen. Während die Häufigkeitszahl – Taten in Relation zur Einwohnerzahl, errechnet auf 100 000 Einwohner – im Hamburger Durchschnitt bei 425 lag, kam Eißendorf auf 503, Sinstorf auf 608 und Marmstorf sogar auf 668. Das könne damit zusammenhängen, dass hier vermögendere Bürger wohnen, und es auch hohe Hecken vor Einfamilienhäusern gebe, die tagsüber unbewohnt seien, so Klaus Vöge, Hamburgs stellvertretender Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft.

Auch der Landkreis Harburg ist bei Einbrechern offenbar beliebt. Die Zahl der Einbrüche lag 2010 bei 282 – fast genau soviel wie durchschnittlich im Bezirk Bergedorf. Die Schadenssumme lag 2010 bei zwei Millionen Euro, 2007 waren es noch 1,1 Millionen Euro gewesen. Um hier gegenzusteuern, hat die Polizei 2009 eine Ermittlungsgruppe eingesetzt – offenbar mit Erfolg. Denn die Aufklärungsquote bei Einbrüchen lag 2010 bei 32 Prozent. 2007 waren es nur 25 Prozent. In der Polizeidirektion Lüneburg, die sich von Stade bis Lüchow-Dannenberg und Celle erstreckt, lag die Aufklärungsquote 2010 bei 23 Prozent. In Hamburg dagegen nur bei 6,8 Prozent. „Die hohe Quote kommt durch viel Personal zustande, aber auch durch viele kleine Tipps von Bürgern, die sind enorm wichtig“, so Michael Düker, Sprecher der Polizei im Landkreis Harburg.

Übrigens: Besonders unsicher leben die Schweizer: In Zürich und Genf wird statistisch gesehen jede 27. Wohnung aufgebrochen.

Die Welt: Nur jeder sechste Gewalttäter muss in Haft

Die meisten kommen mit Bewährung davon – Gesamtzahl der Verurteilungen geht deutlich zurück

Fast alle 18- bis 20-Jährigen wurden nach dem milderen Jugendstrafrecht verurteilt

Klarer Rückgang der Jugendgewalt wird auch von der Polizeistatistik bestätigt

Der Anteil der Jugendlichen und Heranwachsenden an der Gruppe der verurteilten Gewalttäter ist im vergangenen Jahr in Hamburg erheblich zurückgegangen. Das geht aus den Erhebungen des Statistikamtes Nord hervor. Danach waren im Jahr 2010 genau 43 Prozent der Verurteilten zwischen 14 und 20 Jahre alt. Im Vorjahr waren es noch 51 Prozent gewesen. Die Entwicklung korrespondiert mit der Kriminalstatistik der Polizei, die auf 2010 einen Rückgang der jugendlichen Tatverdächtigen um 5,9 Prozent ausweist.

Auch insgesamt ist die Zahl der verurteilten Gewalttäter in Hamburg von 2009 auf 2010 zurückgegangen – um sechs Prozent auf jetzt 1281 Verurteilungen. Von den schuldig Gesprochenen erhielten lediglich 16 Prozent eine Freiheits- oder Jugendstrafe. Für mehr als die Hälfte der Angeklagten war es nicht die erste Konfrontation mit der Justiz. Sie waren bereits vorbestraft. 30 Prozent der Angeklagten hatten keine deutsche Staatsbürgerschaft.

Nicht einmal jeder sechste verurteilte Täter, der 2010 in Hamburg wegen Gewaltdelikten verurteilt wurde, musste deswegen eine Haftstrafe antreten. „Lediglich 16 Prozent der Angeklagten, 203 Personen, erhielten eine Freiheits- oder Jugendstrafe ohne Bewährung“, heißt es von einem Mitarbeiter des Statistikamtes. In 35 Prozent der Fälle wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. 403 Täter kamen so um eine Inhaftierung herum. In 16 Prozent der Fälle verhängten die Richter eine Geldstrafe. In 33 Prozent der Fälle setzte das Gericht auf eine „erzieherische Sanktion des Jugendstrafrechts“. Dahinter verbergen sich Maßnahmen wie Arbeitsleistungen oder die Teilnahme an einem sozialen Training. 2009 war noch in 41 Prozent der Fälle auf „erzieherische Sanktionen“ gesetzt worden.

Die Statistik offenbart auch: Wer in Hamburg als Heranwachsender wegen Gewalttaten vor Gericht steht, kann fast immer mit einer Verurteilung nach dem wesentlich milderen Jugendstrafrecht rechnen. In 97 Prozent der Verurteilungen von 18- bis 20-Jährigen war das der Fall. Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben.

„Die Statistik zeigt angesichts der vielen Verurteilten mit Vorstrafe und der hohen Zahl von Heranwachsenden, die nach dem Jugendstrafrecht belangt werden, dass junge Gewalttäter damit rechnen können, milde Richter zu finden“, sagt der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders. Das sei in ganz Deutschland, aber insbesondere in Hamburg so. Lenders: „Das fördert am Ende gerade bei jüngeren Leuten die Akzeptanz von Gewalt mit manchmal, wie sich in London zeigt, verheerenden Konsequenzen.“

Die Welt: Hamburg richtet Haftplatz ein, Sicherungsverwahrte nach Fuhlsbüttel

In der Frage der Sicherungsverwahrung von Straftätern liegt jetzt ein gemeinsamer Lösungsvorschlag für die sechs norddeutschen Bundesländer vor. Drei Länder wollen Plätze für Sicherungsverwahrte einrichten und Insassen aus weiteren drei Ländern aufnehmen – darunter auch Hamburg mit dem Standort im Gefängnis Fuhlsbüttel. Diese Entscheidung war schon vor einem Monat im Gespräch, damals hatte Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) noch gesagt, dass weiterer Redebedarf bestehe. Einrichtungen sind außerdem in Niedersachsen und Brandenburg geplant, wie Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) sagte. Mecklenburg-Vorpommern könne seine Sicherungsverwahrten in jeder dieser drei Einrichtungen unterbringen. Auch Schleswig-Holstein und Bremen könnten Plätze belegen. Die Unterbringung der Sicherungsverwahrten werde nach bisherigen Schätzungen 400 bis 500 Euro pro Tag und Person kosten. Das sei unter anderem den umfangreichen, individuellen Therapieangeboten geschuldet, die nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gemacht werden müssen. Bis Mai 2013 muss die Sicherungsverwahrung neu organisiert sein.

Weiterlesen