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Farbanschlag auf Büro der Polizeigewerkschaft

Farbanschlag auf die Geschäftsstelle der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) am Holzdamm: In der Nacht zum Montag warfen bislang unbekannte Täter mit schwarzer Farbe gefüllte Gläser gegen das Gebäude, in dem sich das Büro der Gewerkschaft befindet. Die Gläser zerplatzten an der roten Tür und der historischen Fassade. Außerdem wurden Papierschnipsel wie Konfetti vor der Tür verteilt. Darauf waren Sprüche gegen die Polizei, die Gewerkschaft und die in Hamburg stattfindende Innenministerkonferenz abgedruckt.

Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes ermittelt. Dort geht man davon aus, dass der oder die Täter der linksautonomen Szene zuzurechnen sind. Konkrete Spuren gibt es nicht. Niemand hatte den Farbanschlag bemerkt, der sich in unmittelbarer Nähe zum Hotel „Atlantic“ abspielte. „Wir gehen davon aus, dass es höchstens zwei Täter waren“, sagt ein Beamter.

Bei den Betroffenen hat die Tat wenig Eindruck hinterlassen. „Ein typischer feiger und hinterhältiger Anschlag“, sagt Joachim Lenders, Landeschef der DPolG. „Wir lassen uns nicht beirren und nicht unter Druck setzen. Wer das glaubt, hat sich mächtig geschnitten. Unsere Linie behalten wir bei.“ Bei der DPolG lief am Montag laut Lenders das Tagesgeschäft normal weiter.

Teeflaschen gegen Gewerkschaft

Unbekannte haben einen Anschlag auf die Landesgeschäftsstelle der Deutschen Polizeigewerkschaft am Holzdamm in Hamburg-St. Georg verübt. In der Nacht zu Montag warfen sie zwei mit Teer gefüllte Flaschen gegen die Eingangstür sowie eine Scheibe des Gebäudes. Die Täter hinterließen mit Parolen beschriebene Zettel. Die Ermittler wollen nun die Aufnahmen der Überwaschungskamera des benachbarten Hotels „Atlantic“ sichten.

Teer Anschlag auf Polizei

Gegenüber dem Atlantic-Hotel haben Unbekannte in der Nacht zu gestern einen Anschlag verübt – auf die Geschäftsstelle der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) am Holzdamm. Die Täter warfen zwei Glasflaschen, die offenbar mit Teer gefüllt waren, gegen die Tür und ein Fenster. Zudem ließen sie Zettel mit der Aufschrift „Fight Cops“ zurück. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Besonders ärgerlich: Die Fassade wurde gerade erst renoviert.

Teeflaschen gegen Gewerkschaft

Unbekannte haben einen Anschlag auf die Landesgeschäftsstelle der Deutschen Polizeigewerkschaft am Holzdamm in Hamburg-St. Georg verübt. In der Nacht zu Montag warfen sie zwei mit Teer gefüllte Flaschen gegen die Eingangstür sowie eine Scheibe des Gebäudes. Die Täter hinterließen mit Parolen beschriebene Zettel. Die Ermittler wollen nun die Aufnahmen der Überwaschungskamera des benachbarten Hotels „Atlantic“ sichten.

So heiß wird der 1. Mai!

Hamburg steht in diesem Jahr ein besonders heißes 1.-Mai-Wochenende bevor: Neben den zu erwartenden Krawallen in der Schanze gibt es vier Veranstaltungen, die die Polizei zusätzlich in Atem halten werden.

– Freitag, 30. April, Sternschanze: In der Walpurgisnacht wird es wohl rund um die „Rote Flora“ am Schulterblatt auch in diesem Jahr zu Ausschreitungen zwischen Autonomen und der Polizei kommen. 2009 wurden bei dem Randale-Ritual sechs Polizisten verletzt und 23 Krawallmacher festgenommen.

– Sonnabend, 1. Mai, 11 Uhr, St. Georg: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) veranstaltet am Besenbinderhof seine alljährliche 1.-Mai-Demo. Im Museum für Arbeit (Wiesendamm, Barmbek) gibt es anschließend (13 Uhr) eine Kundgebung.

– Sonnabend, 1. Mai, 12 Uhr, Billstedt: Die Betreiber der Kneipe

„Place“ (Everlingweg) laden zum „Spring-Bike-Day“ ein. Der Laden gilt als Stammkneipe der Rockergruppe Hells Angels. Versprochen werden „Barbecue, Drinks, Musik und Spaß“. Jeder sei „willkommen“. Dass es bei der Veranstaltung zu Ärger kommen wird, ist eher unwahrscheinlich. Dennoch wird der „Spring-Bike-Day“ unter verschärfter Beobachtung der Polizei stehen.

– Sonnabend, 1. Mai, 15.30 Uhr, Volkspark: Beim Bundesligaspiel des HSV gegen Abstiegskandidat Nürnberg ist eigentlich nicht mit Ausschreitungen zu rechnen. Trotzdem wird die Polizei auch hier mit ausreichend Personal vor Ort sein müssen.

– Sonnabend, 1. Mai, 18 Uhr, Bahnhof Altona: Das „revolutionäre 1.-Mai-Bündnis“ ruft zur Anti-Kapitalismus-Demonstration auf. Unter dem Motto „Kapitalimus bedeutet Krieg und Krise“ wollen die Veranstalter auf Missstände im deutschen Sozial- und Wirtschaftsystem aufmerksam machen. Anschließend soll es ein Konzert von Deichkind geben. Auf linken Internetseiten freuen sich viele Teilnehmer schon auf die Demo: „Erst die Bullen stressen und später beim Deichkind-Konzert auschillen“, schreibt einer von ihnen.

Verschärft wird die Situation durch einen angekündigten Naziaufmarsch in Berlin, bei dem vermutlich auch Hamburger Beamte im Einsatz sein werden (siehe Text rechts). Eine offizielle Einschätzung der Polizei zum 1. Mai gibt es noch nicht. Für eine verlässliche Beurteilung der Lage sei es noch zu früh. Man werde „die Situation bis zuletzt auswerten“, heißt es. Deutlicher wird Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG): „Dieses Wochenende wird eine extrem hohe Belastung für die Polizei mit sich bringen. Die Einsatzlage ist angespannt.“

Koalition diskutiert Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen

GAL plädiert dafür, ehemalige Lagerinsassen nach Hamburg zu holen – Meinungen in der CDU geteilt – Innensenator hält sich bedeckt

Im schwarz-grünen Senat bahnt sich ein Streit über eine Aufnahme ehemaliger Insassen des US-Gefangenenlagers Guantánamo in Hamburg an. Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Antje Möller, sagte der WELT, sie plädiere dafür, frühere Häftlinge des Lagers in Deutschland aufzunehmen. Auch Hamburg müsse sich dann an der Aufnahme beteiligen. „Entscheidend wird sein, den Bundesländern deutlich zu vermitteln, dass es keine Risiken für sie gibt“, sagte Möller.

CDU-Innenpolitiker André Trepoll dagegen fehlt „jegliches Verständnis“ für diese Aufnahmebereitschaft. „Ich sehe das sehr kritisch und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es in der Fraktion auf breite Zustimmung stößt. Ich sehe keinen Grund, warum Hamburg diese Menschen aufnehmen sollte.“

Auslöser der Diskussion ist ein Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach drei der noch 183 Insassen des US-Gefangenenlagers auf Kuba nach Hamburg kommen sollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe darüber mit Bürgermeister Ole von Beust gesprochen, so „Bild“. Bei den Männern soll es sich um zwei Palästinenser und einen Syrer handeln.

Senatssprecherin Kristin Breuer dementierte gestern zwar das angebliche Gespräche zwischen Bürgermeister und Kanzlerin: „Weder hat es ein Gespräch zwischen Herrn von Beust und Frau Merkel zu diesem Thema gegeben, noch gibt es eine offizielle Anfrage, noch hat sich der Hamburger Senat damit befasst.“ Zu der Frage, ob eine Aufnahme in Hamburg grundsätzlich denkbar sei, mochte sich jedoch niemand aus dem Senat äußern. Auch Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) beließ es gestern bei der Feststellung, ihm liege keine offizielle Anfrage des Bundes vor.

Inoffiziell verlautete derweil aus der Innenbehörde, dass man von den sehr konkreten Ankündigungen überrascht worden sein. „Dass es da Gespräche gibt, ist ja schon eineinhalb Jahre bekannt“, sagte ein Beamter. „Da ging es aber nicht konkret um Hamburg.“ Ohnehin könne sich die Stadt voraussichtlich nicht gegen den Zuzug von Ex-Guantánamo-Insassen wehren. „Es sind ja keine Asylbewerber. Diese Leute würden eine Duldung bekommen. Damit können sie auch selbst entscheiden, ob sie nach Hamburg wollen oder nicht.“ Mehr noch: In einigen Jahren können sie dann die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen. Das Hamburg jetzt so konkret ins Spiel gebracht wurde, ist für Insider ein Hinweis darauf, dass es bereits konkrete Äußerungen der Noch-Häftlinge geben könnte, wo sie in Deutschland leben wollen. Hier würden sie zunächst nicht als „Gefährder“ oder Unterstützer der islamistischen Szene eingestuft. „Wir haben über diese Leute keine Informationen. Die Amerikaner werden kaum die Akten über sie mitschicken“, hieß es. Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft und früherer Bürgerschaftsabgeordneter der CDU, sagte, er sei „strikt“ gegen eine Aufnahme. „Man kann nicht mal ernsthaft über eine solche Möglichkeit nachdenken“, so Lenders. „Diese Leute hier zu haben birgt Risiken, die wir nicht brauchen können. Wir haben auch so schon genug Problemfälle in der Stadt. Es gibt für ganz Deutschland keinen Grund, amerikanische Gefangene zu nehmen. Vor allem, weil die USA selbst noch keinen der Häftlinge aufgenommen haben.“

Der Hamburger CDU-Partei- und Fraktionschef Frank Schira mochte sich gestern nicht zu einer inhaltlichen Positionierung bei dem Thema durchringen. Bisher sei ja nicht einmal klar, ob Deutschland Guantánamo-Insassen aufnehme, wie viele kämen und wie sie auf die Länder verteilt würden, hieß es aus der Partei. Dabei räumen führende CDU-Mitglieder ein, dass eine Aufnahme vor allem für die eigene Klientel sehr problematisch sei. Nicht alle aber lehnen eine Aufnahme rundweg ab. Der Bürgerschaftsabgeordnete Klaus-Peter Hesse etwa sagte der WELT, es gehe dabei vor allem um Solidarität und gerechte Verteilung auch zwischen den Bundesländern.

SPD-Innenpolitiker Andreas Dressel verlangte gestern Klarheit. „In dieser für die Menschenrechte und unsere Sicherheit zentralen Frage reichen lauwarme Dementis nicht“, so Dressel. „Hier erwarte ich vom schwarz-grünen Senat und vom Innensenator eine klare Ansage. Der Innensenator ist als Vorsitzender der Innenminister-Konferenz in der Pflicht, die Kakophonie der unionsgeführten Länder zu beenden.“

Schanze droht Krawall-Sommer

Im Schanzenviertelbraut sich was zusammen. Das Straßenfest im vergangenen Jahr wurde zum Symbol für Gewalt und Zerstörung. Dieses Jahr soll das Fest von vornherein verboten werden – die autonome Szene wird das nicht kümmern.

MIt dem angekündigten Verbot zieht Altonas Bezirkschef Jürgen Warmke-Rose (parteilos) die Konsequenz aus dem politischen Ärger von 2009. Werde in diesem Jahr erneut kein offizieller Veranstalter benannt, sei Schluss. Das Amt prüft eine Verfügung, mit der jedes nicht genehmigte Stadtteilfest untersagt werden kann.

Heißt: Meldet sich kein Veranstalter, wird schon der traditionelle Flohmarkt vor dem Fest von der Polizei geräumt.

Mit seinem Vorstoß macht sich Warmke-Rose in seinem Bezirk nicht nur Freunde. Altonaer Politiker befürchten: Sein Befreiungsschlag könnte nach hinten losgehen und die Spirale der Gewalt verschärfen.

Andreas Grutzeck (CDU) kritisiert: „Das ist ein Alleingang, der nicht mit der Politik abgestimmt ist und der ohne Not zur Eskalation beitragen kann.“

Beunruhigt ist auch SPD-Fraktionschef Thomas Adrian: „Diese Entscheidung birgt die Gefahr, die Schanzen-Bewohner in die Arme der gewaltbereiten Hooligans zu treiben.“ CDU-Fraktionsvize Sven Hielscher vermutet, dass Warmke-Rose nicht länger vom Innensenator den Schwarzen Peter für die Ausschreitungen zugeschoben bekommen will. SPD-Innenexperte Andreas Dressel: „Wer so agiert, nimmt einen Krawall-Sommer in Kauf.“

Allein von Joachim Lenders, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, kommt Lob: „Man darf den Chaoten nicht das Spielfeld Schanze überlassen.“

Stürmt der Mob den Frühlings-Dom?

Alarmstufe Rot vor dem St. Pauli-Spiel gegen Rostock. So schätzen Schausteller, Polizei und Experten die Lage ein

St. Pauli gegen Hansa Rostock ­ wenn die beiden Zweitligisten aufeinandertreffen, sorgt das stets für Zündstoff. Das Spiel an diesem Sonntag steht unter besonderer Hochspannung, weil dem Gegner aus Ostdeutschland wegen der befürchteten Krawalle nur 500 Karten zur Verfügung gestellt wurden (MOPO berichtete).

Die hat der Verein aus Protest zurückgewiesen, Fans riefen per Flyer zum Randale-Trip nach Hamburg auf. Vor allem auf dem Dom herrscht nun Nervosität, denn das Volksfest neben dem Stadion haben die Gewaltbereiten speziell im Visier.

„Sonntag 13.12 Uhr ­- Spuk unterm Riesenrad“. Den aufrührerischen Flyer der Rostocker Fans kennt auf dem Heiligengeistfeld jeder. Jeder Imbissbesitzer, jeder Autoscooter-Betreiber, jeder Schießstand-Inhaber. Sie alle sind verunsichert.

„Ich habe Angst“, sagt Bierzelt-Inhaber Thomas Lübcke. Vor allem um seine Zwillinge, zwei 14-jährige Mädchen, die für die Zeit des Frühlingsdoms mit ihm und seiner Frau im Wohnwagen auf dem Platz leben, macht der 42-Jährige sich Sorgen. „Ich werde sie am Sonntag nicht aus dem Wagen lassen.“ Auch Adolf Fischer (73) von „Elektronikschießen Koken“ fühlt sich nicht wohl: „Was da auf uns zukommt, da kann einem angst und bange werden!“

Um eine komplette Eskalation zu verhindern, hat Dom-Referatsleiter Michael Jenke vorgeschlagen, die Schausteller sollten alle beweglichen Gegenstände vor ihren Buden wegräumen, damit sie nicht von den Hooligans als Wurfgeschosse eingesetzt werden können. Thomas Lübcke findet das gut: „Ich werde die Blumenvasen und Aschenbecher reinstellen.“ Adolf Fischer wird die Infrarot-Gewehre auf den Boden legen. Nur Yvonne Vorlop von der „Bowling-Bahn“, die um ihr Geschäft fürchtet, weil am Sonntag vermutlich weniger Menschen auf den Dom kommen, meint: „Es ist nicht unsere Sache, für Sicherheit zu sorgen, sondern die der Polizei.“

Das meint auch Andy Grote (SPD Mitte): „Damit werden die Schausteller verantwortlich gemacht, dabei ist die Polizei zuständig. Der Dom muss in die Bannmeile rund um das Stadion miteinbezogen werden.“ Nach MOPO-Informationen werden rund 250 gewaltbereite Pauli-Fans und 300 bis 500 Hansa-Hooligans erwartet. Hinzu kommen etwa 250 Anhänger des SV Babelsberg 03. Die Potsdamer pflegen aufgrund ähnlicher politischer Ansichten eine Fan-Freundschaft mit dem FC St. Pauli. Sie sollen offenbar bei möglichen Krawallen mit den eher rechten Rostock-Hools „aushelfen“.

„Das ist eine schwierige Situation. Es gibt Anzeichen für eine sogenannte dritte Halbzeit mit Ausschreitungen“, sagt Joachim Lendersvon der Polizeigewerkschaft. Die Polizei wird mit rund 800 Beamten im Einsatz sein.

Am Sonntagnachmittag ist es Rostock-Fans verboten, sich zwischen Schanze, Reeperbahn, Messe und Heiligengeistfeld aufzuhalten. „Da es keine Tickets für Gäste gibt, gibt es für Rostocker Fußball-Fans auch keinen Grund, sich in der Nähe des Millerntors aufzuhalten“, so Polizeisprecher Ralf Meyer. Wer sich nicht daran hält, muss mit Platzverweis und Ingewahrsamnahme rechnen.

Es gibt auch friedliche Signale von der Ostsee. Ex-Hansa-Spieler Stefan Beinlich forderte die Rostocker auf, nicht nach Hamburg zu reisen: „Alles andere wäre mehr als kontraproduktiv.“

Riesenwirbel um Verbotsdrohungen

Zündelt der Bezirks-Chef in der Schanze? Jürgen Warmke-Rose will gegen Straßenfest vorgehen. Alle Parteien sind darüber empört

Kurz nach Mitternacht ließ Altonas Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose (parteilos) die Bombe im „Elysee“-Hotel platzen: Wenn sich auch diesmal beim Schanzenfest kein Veranstalter meldet, will der Bezirkliche Ordnungsdienst das Fest nicht mehr dulden. Seine Drohung: Die Stände der friedlichen Teilnehmer werden abgeräumt. Die CDU ging gestern auf Distanz zu Warmke-Rose.

Auch Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) hörte bei der Veranstaltung der Landespressekonferenz im Hotel „Grand Elysee“ die vollmundige Ankündigung Warmke-Roses, nahm sie offenbar nicht ernst. Gestern ließ seine Pressestelle verlauten, die Innenbehörde wisse von nichts. Bei NDR 90,3 konkretisierte der Bezirkschef dann sein Vorhaben: „Stadtteilfeste ohne Anmeldung und damit auch ohne Verantwortliche vor Ort können nicht mehr geduldet werden.“ Der parteilose Verwaltungschef erklärte weiter: „Aus dem Schanzenfest heraus kommt es ja immer wieder zu unerträglichen Gewaltanwendungen.“ Man habe in den Vorjahren immer wieder versucht, im Vorfeld durch Gespräche Krawalle zu verhindern – ohne Erfolg.

Die CDU in Altona reagierte überrascht. Der Präsident der Bezirksversammlung Altona, Andreas Grutzek: „Das ist ein Alleingang, der nicht abgestimmt ist und ohne Not zur Eskalation beitragen kann.“ Auch die GAL, die in Altona mit der CDU koaliert, distanzierte sich.

Die SPD Altona griff Warmke-Rose scharf an. Fraktionschef Thomas Adrian: „Diese Entscheidung birgt die Gefahr, die Bewohner im Schanzenviertel in die Arme gewaltbereiter Hooligans zu treiben.“ Er forderte einen Runden Tisch, um eine Strategie zu entwickeln, die eine Eskalation wirkungsvoll verhindert. Warmke-Rose dagegen würde nur „Öl ins Feuer gießen“.

Zustimmung bekam Warmke-Rose dagegen von Joachim Lenders, dem Hamburger Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Für die Polizei würde das größere Handlungs- und Rechtssicherheit bringen. Die Chaoten hätten das Problem, dass sie sich nicht mehr hinter den friedlichen Besuchern des Festes verstecken können.“

DNA-Dusche: Hightech-Flüssigkeit markiert Räuber und Einbrecher

Nach großen Erfolgen in Großbritannien wird auch in Hamburg über die Einführung sogenannter DNA-Duschen nachgedacht. Die künstliche DNA schreckt Kriminelle ab.

Großbritannien feiert sie bereits als „Wunderwaffe“ gegen Überfälle: künstliche DNA. Laut Polizei schreckt die synthetische Flüssigkeit die dortigen Kriminellen derart ab, dass die Zahl der Überfälle auf Geschäfte und Tankstellen schlagartig gesunken ist. Jetzt wird auch in Hamburg über die Einführung sogenannter DNA-Duschen nachgedacht.

Das Ganze funktioniert so: Über dem Eingang des Geschäfts wird ein schuhkartongroßer Kasten angebracht. Inhalt: 140 Milliliter künstliche DNA (Info-Kasten). Wird der Laden überfallen, sprühen die am Boden des Kastens installierten Drüsen den flüchtenden Täter mit der farblosen Lösung ein. Die Anlage kann auf zwei Arten scharf gestellt werden: Entweder der Angestellte aktiviert das System per Knopfdruck oder aber das Geschäft verfügt über eine „intelligente Kasse“, die, wenn sie auf einen Schlag komplett entleert wird, automatisch Alarm auslöst.

Die Substanz hält mindestens eine Woche auf der Haut. Der Räuber kann sich so oft waschen, wie er will – die DNA-Spuren bleiben. Sinn der Sache: Die Polizei kann bei der Überprüfung von Verdächtigen mithilfe spezieller UV-Taschenlampen sofort erkennen, ob es sich um den Täter handelt. Selbst wenn der Räuber die Beute längst versteckt oder verprasst hat, kann ihm die Tat nachgewiesen werden.

Die Technik stammt aus England. Nach Polizeiangaben ist dort seit ihrer Einführung im Jahr 2001 die Anzahl der Raubüberfälle in einigen Städten um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. In Deutschland gibt es die Duschen bislang nur in Bremen. Das Bundesland wurde auserkoren, ein Pilotprojekt zu starten. Hintergrund: In keiner anderen deutschen Stadt wird statistisch gesehen so viel eingebrochen und geraubt wie in Bremen. Günther Wiechert vom Bremer LKA: „Die Anlagen haben vor allem präventiven Charakter. Wenn ein potenzieller Täter das Warnschild sieht, überlegt er es sich zwei Mal, ob er einen Raub begeht.“ Zwei besonders von Überfällen geplagte Bremer Tankstellen haben die Duschen seit drei Monaten in Betrieb. „Seitdem hatten wir keinen einzigen Überfall mehr,“ sagt deren Sprecher Willi Winckel.

Auch in Hamburg wird über die Einführung von DNA-Duschen nachgedacht. Joachim Lenders, Hamburg-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Ich halte das für eine revolutionäre Sache und eine tolle Idee. Die Technik ist eine entscheidende Neuerung bei der Beweissicherung.“ Bei der Innenbehörde gibt man sich zurückhaltender. „Wir müssen erst einmal den Abschlussbericht abwarten. Dann sehen wir weiter“, sagt Sprecher Ralf Kunz.

Das Bremer Pilotprojekt läuft noch bis November. Wenig später könnten dann auch in Hamburg die ersten DNA-Duschen montiert werden.

Info:

Künstliche DNA

Künstliche DNA ist eine farb- und geruchlose Substanz, die nur unter ultraviolettem Licht sichtbar wird. Die Flüssigkeit besteht aus Wasser, einem UV-Indikator und künstlicher DNA. Mit dem Erbgut von Lebewesen hat die Labor-Flüssigkeit allerdings nichts gemein. Die Bezeichnung „DNA“ hat lediglich etwas mit der Einzigartigkeit zu tun: Der Code der Flüssigkeit ist in jedem Fläschchen einzigartig und kann so dem Herkunftsort zugeordnet werden. Die Substanz ist nicht gesundheitsschädlich.

Zitat:

„Das ist eine revolutionäre Sache und eine tolle Idee“ J. Lenders, Polizeigewerkschaft

Wenn ein Polizist schießen muss

Wie lebt man mit der Gewissheit, einen Menschen getötet zu haben? Christian S. erzählt seine Geschichte

Einen Menschen zu erschießen, ihm sein Leben zu nehmen – nein, das gehört nicht zu seinem Beruf – auch wenn er im Dienst eine Pistole trägt. Christian S. weiß das. Dennoch ist es ihm passiert. Am 5. März 2009 in einem Treppenhaus an der Hamburger Hochstraße auf St. Pauli. Es war Notwehr. Als Polizist müsse man damit rechnen, sagen ihm Freunde. Doch das hilft nicht. „Man lebt mit dem Bewusstsein, einen Menschen getötet zu haben. Wer das nicht selber erlebt hat, kann das nicht nachvollziehen“, sagt der Polizist.

An den 5. März erinnert sich der Beamte der Davidwache ganz genau. Minutiös schildert er auf der Fachtagung „Gewalt gegen Polizeibeamte“, den die Deutsche Polizeigewerkschaft organisierte, was damals passierte. „Ich war mit einer Kollegin und einer Praktikantin auf den Peterwagen 15/2 eingeteilt“, erzählt er. Gegen 22 Uhr erhielten sie den Einsatzbefehl: In einer Wohnung randalierte ein mit einem Messer bewaffneter Mann. „Auf der Anfahrt haben wir noch den Zusatz bekommen, dass die Person unberechenbar sei, dass sie jeden angreifen würde, der sich ihr nähert“, erinnert sich der 36-Jährige.

Was dann passierte, könne er nur schwer in Worte fassen. Es sei wie in einem schlechten Horrorfilm gewesen. „Die Tür wurde schlagartig aufgerissen. Ein Mann erschien. Er hat nicht gezögert oder auch nur irgendwie inne gehalten. Er ist sofort mit einem hoch erhobenen Fleischermesser auf mich los“, erzählt der Polizist. „Alles was ich noch weiß ist, dass ich die Waffe hochgerissen und mehrfach geschossen habe.“

Der Angreifer brach zusammen. Etwas später, so erzählt er, „lief alles wie durch Watte ab“. Hinzu kam die Angst. „Man hat Angst vor der beruflichen Zukunft, Angst, dass man jetzt vor Gericht gestellt wird.“

Am Tag danach ging Christan S. zum Dienst. Auf viele wirkte das cool. „Aber ich wollte einfach nicht Zuhause sein. Ich wäre die Wände hochgegangen“, erinnert er sich. Die Nächte waren geprägt von Schlaflosigkeit. In den folgenden Monaten durchlebte er den Vorfall vom 5. März in seinen Träumen immer wieder. Jedes Mal wachte er schreiend auf. Heute gehe es ihm wieder so gut, dass er, wie er sagt, „völlig normal arbeiten kann“. Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Ein Psychologe half ihm, das Erlebte zu bewältigen. Vielleicht ist es auch die Tonbandaufnahme aus der Polizeieinsatzzentrale, die ihm bewusst macht, dass er nicht anders hätte handeln können. Bis zuletzt hatte der Angreifer eine Beamtin am Hörer. Seine letzte Worte waren: „Jetzt kannst du zuhören, wie ich die Bullen absteche“. Dann fielen die Schüsse.

Allein in diesem Jahr gab es bereits 94 Angriffe auf Hamburger Polizisten. 19 Polizisten wurden verletzt. Vier so schwer, dass sie dienstunfähig sind. Die Angriffe passierten nicht bei gewalttätigen Demos, sondern bei Routineeinsätzen.