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Die Welt: Zomia-Sympathisanten drohen der Stadt mit Gewalt

Neue Ausweichfläche für Bauwagen im Gespräch – Polizei rechnet mit Krawallen bei Demo am Wochenende

Vor einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts lässt Bezirkschef Schreiber den Platz nicht räumen

Der Konflikt um den Bauwagenplatz Zomia droht kurz vor dem Ablauf der Räumungsfrist zu eskalieren. Autonome Gruppen rufen im Internet für den Tag der Räumung zu schweren Gewalttaten auf. Für die Polizei ist es ein einmaliger Fall. Auf einer Karte haben die unbekannten Täter 44 potenzielle Anschlagsziele in Wilhelmsburg und auf der Veddel eingezeichnet. Polizei- und Feuerwehrwachen, Dienststellen des Zolls finden sich darunter ebenso wie die beiden S-Bahnhöfe und Einrichtungen an Gleisanlagen. Auch zahlreiche Firmen, Einrichtungen der Bauausstellung, der Internationalen Gartenschau sowie drei SPD-Büros, darunter die von Bürgerschaftsabgeordneten, finden sich in der Liste. Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Allein für die Veröffentlichung der Karte im Netz drohen den Verantwortlichen bis zu fünf Jahren Haft oder eine Geldstrafe.

Die Frist für die Bauwagenbewohner, die das Gelände am Ernst-August-Kanal im Dezember 2010 besetzt hatten, läuft eigentlich bereits an diesem Donnerstag ab. Der zuständige Bezirk Mitte hatte die dauerhafte Einrichtung eines Wagenplatzes an dieser Stelle abgelehnt. Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) ist entschlossen, das Gelände räumen zu lassen, und hält daran auch ungeachtet der neuen Drohungen fest. Allerdings ist derzeit noch ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht anhängig. Die Räumungsanordnung ist sofort vollziehbar, dagegen hatte der Zomia-Anwalt geklagt.

Bis zu einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts wird Schreiber nicht räumen lassen. „Wir leben in einem Rechtsstaat und werden keine vollendeten Tatsachen schaffen“, sagte Bezirksamtssprecherin Sorina Weiland am Mittwoch. Gerechnet wird damit, dass die Richter Mitte November entscheiden könnten.

Die Stadtentwicklungsbehörde spricht mit den Bewohnern über alternative Plätze für die Bauwagen. Nach Informationen der „Welt“ ist eine Fläche in Altona im Gespräch. Die Verhandlungen darüber sollen schon sehr weit fortgeschritten sein. Bei einer Zustimmung der Bewohner wäre eventuell schon Ende der Woche ein Umzug möglich. Flächen in Niendorf und am Volksdorfer Grenzweg in Hoisbüttel hatte eine Zomia-Sprecherin als ungeeignet abgelehnt. Die Wilhelmsburger Fläche, auf der die Bewohner für eine Überwinterung geduldet wurden, ist als Vorhaltefläche für einen Autobahnausbau verplant.

Schon vor der möglichen Räumung rufen Sympathisanten der Zomia-Bewohner zu einer Demonstration auf. Am Sonnabend wollen sie sich nach dem Spiel des FC St. Pauli um 15 Uhr am Millerntorplatz versammeln. Ort und Termin sind absichtsvoll gewählt. Nach dem St.-Pauli-Spiel schließen sich meist auch ansonsten eher unpolitische Fußballfans Protestkundgebungen an. Zudem jährt sich morgen die Räumung des Wagenplatzes Bambule. Das hatte vor neun Jahren zu heftigen Krawallen geführt. „Für die Szene sind das genau die Anlässe, die sie für eine Mobilisierung braucht“, so ein Beamter. Der Anmelder geht von 1800 Teilnehmern aus. „Diese Zahl ist durchaus realistisch. Es könnten sogar ein paar mehr sein“, so ein Beamter. Bei den Sicherheitsbehörden geht man davon aus, dass kaum bürgerliche Klientel unter den Teilnehmern sein wird. Die Polizei rechnet mit Krawall. Sechs Hundertschaften allein aus anderen Bundesländern sind angefordert. Im Internet geben sich die Bauwagenbewohner martialisch: „Wir werden es nicht akzeptieren, dass es in der Stadt keinen Platz für uns geben soll“, heißt es da. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschehe, könne der Zomia-Bauwagenplatz Ende November Geschichte sein, wird Bezirkschef Schreiber zitiert. „Na dann!“, so die Replik. „Lassen wir das Unvorhergesehene geschehen.“

„Der Versuch, die Stadt unter Druck zu setzen und zu erpressen, darf auf keinen Fall Wirkung zeigen“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Hier muss ganz klar Kante gezeigt werden.“ Laut Polizeisprecher Mirko Streiber nehmen die Sicherheitsbehörden die Karte und einen dazu in Umlauf gebrachten Flyer ernst, auf dem angekündigt wird, dass bei einer Räumung des Bauwagenplatzes „die Luft brennen wird“ und man „mit allen Mitteln“ die Polizei bekämpfen werde. Von einer neuen Stufe der Eskalation will er nichts wissen. „So eine Karte ist in der Form zwar noch nicht dagewesen“, sagt er. „Sie wird aber in der Szene sehr kontrovers diskutiert. Viele Meinungen spiegeln wider, dass man es nicht für den richtigen Weg hält.“

Bild: Gewerkschafts-Boss Rose und die Angst vor klarer Kante

Ver.di-Landeschef und SPD-Abgeordneter Wolfgang Rose hat gekniffen. Bei der Abstimmung der Bürgerschaft über die Kürzung des Weihnachtsgelds für die Beamten verweigerte er die Stimmabgabe. Kurz vorher hatte der Gewerkschaftsboss noch erklären lassen: „Der Senat missbraucht das Instrument des Beamtenrechts zum Zwecke der Haushaltskonsolidierung.“ Rose hatte sich seine Nicht-Teilnahme an der Abstimmung von der SPD-Fraktionsspitze absegnen lassen. Der SPD-Abgeordnete Arno Münster, HHLA-Konzernbetriebsvorsitzender und wie Rose Ver.di-Mitglied, dagegen musste der Weihnachtsgeldkürzung zustimmen, ebenso wie 16 weitere SPD-Abgeordnete, die ebenfalls bei Ver.di sind. Hätten sie wie Rose die Hintertür genommen, wäre die Weihnachtsgeldkürzung gekippt. Sicher ist richtig, dass im letzten Jahr der schwarz-grüne Senat beschlossen hatte, das Weihnachtsgeld ganz zu streichen. Aber damals waren noch sinkende Steuereinnahmen befürchtet worden. Der seit März allein regierende SPD-Senat aber kann sich jetzt über rund 700 Millionen Euro Mehreinnahmen freuen. Da hätte Rose schon etwas mehr Druck machen können, wenn er gewollt hätte. Aber als Gewerkschaft aufheulen und als Chef dieser Gewerkschaft in der SPD abtauchen, geht nicht. Joachim Lenders, der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, war 2003 als CDU-Abgeordneter in einer ähnlichen Lage. Damals beschloss die Bürgerkoalition (CDU, Schill, FDP) erstmals eine Kürzung des Weihnachtsgelds für Beamte. Lenders stimmte als einziger Koalitionsabgeordneter dagegen. Die Standhaftigkeit kostete ihn die politische Karriere. Auch Wolfgang Rose muss sich entscheiden, ob er Gewerkschaftsvorsitzender bleiben oder eine Polit-Karriere machen will. Die rund 95 000 Hamburger Ver.di-Mitglieder werden sich seinen Wackelkurs nicht lange ansehen, zumal sie mit ihren Beiträgen sein Gehalt bezahlen.

MOPO: Ver.di-Boss Rose am SPD-Pranger

Gewerkschafter fordern seinen Rücktritt

Genossen gegen Genossen: Die Gewerkschaften sind sauer auf die SPD. Die hat Mittwochabend die Gehaltskürzungen bei Beamten abgenickt- und kassiert jetzt wüste Attacken. Ver.di-Chef Wolfgang Rose (SPD) ließ sich von der Abstimmung befreien. Jetzt wird er zum Rücktritt aufgefordert.

„Sie sollten sich überlegen, warum sie noch Mitglied einer Gewerkschaft sind!“ beschimpft der Beamtenbund (dbb) die Gewerkschafter in der SPD. Andrè Schulz, Bundeschef im Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert Roses Rücktritt: „Hätte er Mumm gehabt, hätte Rose gegen die Kürzungen gestimmt. Ich erwarte, dass er sein Amt zur Verfügung stellt.“

Wie man sich in einer solchen Situation fühlt, weiß Joachim Lenders, Chef der Polizeigewerkschaft DPolG. Vor acht Jahren stimmte er als CDU-Abgeordneter gegen Kürzungen beim Weihnachtsgeld- und gegen seine Fraktion. Im Gegenzug wurde er von der Partei nicht wieder aufgestellt. Lenders: „Aber ich bin nicht ausgewichen, habe nicht gekniffen. Ich wusste, wo ich stehe. Nur muss man in Kauf nehmen, keine Diäten mehr zu beziehen. “

Die MOPO fragte Rose wie er zu der Kritik steht:

MOPO: Herr Rose, einfacht nicht abstimmen, was sollte das denn?

Rose: Ich habe maßgeblich dazu beigetragen, dass mehr als die Hälfte der ursprünglich geplanten Kürzungen zurückgenommen wurden, und zwar in meiner Rolle als ver.di-Landesvorsitzender. Mehr war nicht möglich. Deshalb habe ich gesagt, dass ich als Abgeordneter nicht an der Abstimmung teilnehmen kann.

Sie hatten doch eine Meinung?

Klar, aber meine gewerkschaftliche Funktion stand hier im Vordergrund.

Kann der Wähler nicht erwarten, dass Politiker gemäß ihrer Meinung abstimmen?

Im Prinzip ja. Aber Beispiele von Befangenheit gibt es viele, oft wirtschaftlicher Natur. In diesem Fall sind sie organisatorischer Natur.

Wie war denn Ihre Meinung?

Als Gewerkschafter war ich gegen den Beschluss. Die Abkopplung der Beamtenbesoldung von den Tarifabschlüssen ist ein Missbrauch des Beamtenrechts.

Jetzt gibts Rücktrittsforderungen.

Das geht an der Sache völlig vorbei. Ich habe mit dafür gesorgt, dass die Einschnitte zu großen Teilen zurückgenommen wurden. Der BDK sollte sich mit den wirklichen Gegener auseinandersetzen.

 

 

BILD: Bewachen 45 Polizisten bald EINEN Sex-Gangster?

Der Gedanke ist beängstigend!

Ab Ende November läuft womöglich ein Mann frei durch Hamburg, der sich einer brutalsten Vergewaltigung schuldig gemacht hat und seit 1986 im Knast sitzt – die letzten zehn Jahre in Santa Fu in Sicherungsverwahrung. Im Landeskriminalamt 4 (Kapitaldelikte) wird derzeit bereits der Ernstfall geplant: Zwischen 35 und 45 Beamte sollen Jens B. (51) dann rund um die Uhre bewachen. Kosten: etwa 200000 Euro pro Monat.

Das wären doppelt so viele Beamte wie bei Sexverbrecher Hans-Peter W. (54) der wegen eines umstrittenen  Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ebenfalls aus der Haft entlassen werden musste (BILD berichtete). Hans-Peter W. wird seit Juli 2010 täglich von 20 Polizisten bewacht –  für rund 100000 Euro pro Monat.

Das Problem bei Jens B.: Er hält sich für psychisch völlig gesund, hat jede Therapie verweigert. Deshalb geht die Polizei davon aus, dass er nicht kooperativ auf seine Bewachung reagiert. Heißt: Bei der ersten Gelegenheit könnte der Vergewaltiger versuchen, zu fliehen.

Der ehemalige Gärtner sitzt ein, weil er 1986 bei Göttingen auf einem Feld einer Studentin aufgelauert hatte. Er schleppte sie in einen Wald und verging sich an ihr. Dann stach er mehrmals auf die junge Frau ein, zerschnitt ihr den Kehlkopf. Das Opfer überlebte nur knapp. Gutachter bescheinigten B. „schwere seelische Abartigkeit“.

Gerichtssprecher Conrad-Friedrich Müller-Horn bestätigte: „Im November liegt der Fall B. bei der Strafvollstreckungskammer. “ Jusitzsenatorin Jana Schiedek (SPD) sagte dazu: „Dort gibt es die Möglichkeit, die Fortdauer der Sicherungsverwahrung anzuordnen.“

Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG): „Bis zu 45 Beamte – einen solchen Aufwand bei der Überwachung einer einzelnen Person kann die Polizei nicht leisten.“ CDU-Justiz-Expertin Viviane Spethmann: „Eine Entlassung von Jens B. wäre für meine Partei völlig unverständlich.“ Nach BILD Informationen lässt sich Innensenator Michael Neumann (SPD) regelmäßig berichten, behält sich die Entscheidung über die Schutzmaßnahmen vor.

Die Welt: Weitere Schwächen beim neuen Digitalfunk

Zubehör der Digitalgeräte hat Fehler

Nach Bekanntwerden der Probleme beim Digitalfunk (die „Welt“ berichtete am Sonnabend exklusiv) haben Polizisten von weiteren Schwächen des Systems berichtet. So beklagen Zivilfahnder die Qualität des Zubehörs. Die rund 500 ausgegebenen „Dreikabelsets“, die den Beamten ein verdecktes Tragen der Geräte ermöglichen, seien nicht alltagstauglich. „Es wird zu schnell der Notruf ausgelöst“, so ein Beamter. „Das passiert in der Praxis immer wieder ungewollt.“ Von einem Kabelset, dessen Preis um die 250 Euro pro Stück liegt, sei mehr zu erwarten.

Die Bereitschaftspolizei und andere geschlossene Einheiten haben ganz andere Probleme. Die neuen Geräte sind zu klein für die Taschen der Einsatzanzüge. Diese sind nämlich noch nach den Maßen der alten, analogen Funkgeräte geschneidert. Ein weiteres Problem: Ist die Tastensperre bei den Geräten aktiviert, lässt sich die Lautstärke nicht regeln. Vor allem beim Tragen des Schutzhelms sei das ein Problem.

Wie berichtet, waren im Sommer zahlreiche Geräte ausgefallen, wenn sie von der Sonne beschienen wurden. Die Mischung aus Sonneneinstrahlung und Hitze führte zum Totalausfall. Peterwagenbesatzungen konnten teilweise nicht funken. Außerdem kommt es bis heute immer wieder zu Phantomrufen. Geräte schalten sich aus unerklärlichen Gründen selbst auf Sendung und blockieren auf diese Weise die gesamte Rufgruppe.

Die Polizei spricht von Einzelfällen. „Das mag sein. Aber genau die Schwächen gilt es, jetzt abzustellen, bevor man das Projekt Digitalfunk weiter ausbaut“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender.

 

Die Welt: Gravierende Pannen beim neuen Digitalfunk der Polizei

Gravierende Pannen beim neuen Digitalfunk der Polizei

Sonnenschein macht Geräte unbrauchbar – Mysteriöse Phantomrufe blockieren FrequenzenFällt ein Gerät aus, funktioniert auch der Notknopf zum Herbeirufen von Hilfe nicht Das neue Funksystem hat die Hansestadt bereits 53 Millionen Euro gekostet

Bislang gilt der 53 Millionen Euro teure Digitalfunk als Vorzeigeprojekt der Hamburger Innenbehörde. Das könnte sich jedoch bald ändern. Denn nach Informationen der „Welt“ weist das seit 2004 geplante, aber bis heute nicht hamburgweit eingeführte neue System gravierende Schwächen auf. Die Bedienelemente der Funkgeräte der Polizei leiden unter einer Art Sonnenbrand. Sobald die Sonne stärker scheint, kann es vorkommen, dass das Display am Hörer des Funkgerätes ausfällt. Das Funkgerät selbst funktioniert zwar weiter. Doch die Beamten können es nicht mehr bedienen. „Funken ist dann unmöglich, selbst der Notrufknopf, der benutzt wird, wenn es zu einer kritischen Situation kommt und dringend Verstärkung gebraucht wird, löst in diesem Fall nicht mehr aus, weil er Teil des Bedienhörers ist“, erläutert ein Beamter.

Das zweite Problem ist kaum weniger gravierend. Es werden immer wieder Phantomrufe ausgelöst. Digitalfunkgeräte der Polizei schalten sich wie von Geisterhand ein und gehen auf Sendung. Die Folge: Sie blockieren die Funkrufgruppe. Auch in diesem Fall können Peterwagenbesatzungen nicht mehr funken. Allerdings funktioniert bei dieser Blockierung zumindest der Notrufknopf. „Es gab Fälle, in denen das Gerät eines abgestellten Funkstreifenwagens eine ganze Nacht lang auf Sendung war und damit den Funkverkehr störte“, so der Beamte. „Es ist erst einmal schwierig, den Verursacher zu finden. Dann muss jemand hinfahren und das Gerät abstellen.“

Günter Krebs, Projektleiter Digitalfunk, bestätigt beide Probleme. „Ja es gibt sie“, sagt er. „Beides sind Probleme, die beseitigt werden müssen.“ Daran arbeiteten die Polizei und der Hersteller mit Hochdruck. Bislang allerdings vergebens. Beim „Sonnenbrandproblem“ ist man der Ursache auf der Spur. Es hat bereits vielfältige Versuche gegeben. Unter anderem wurden Funkgeräte in einen Backofen gesteckt. Das Ergebnis: Das Gerät schmilzt, funktioniert aber noch. „Es ist offensichtlich eine Mischung aus Sonne und Wärme, die den Ausfall verursacht“, so Krebs. Je heller und wärmer es werde, desto eher trete der Fehler auf. „Wir hatten Glück, dass dieser Sommer nicht besonders sonnig war. Trotzdem kam es etwa 50 Mal zu derartigen Ausfällen“, so der Insider. „Das Fatale ist, dass man erst den Ausfall des Bedienteils bemerkt, wenn man funken will. Dann kann es im Ernstfall zu spät sein.“

Noch komplexer ist laut Krebs das Problem der Phantomrufe, das bundesweit existiert. Netzbetreiber und die zuständige Bundesanstalt suchen den Fehler. Bislang ebenfalls erfolglos. „Das Gerät springt von sich aus an und schaltet sich nach zwei Minuten wieder ab“, sagt Krebs. „Manchmal schaltet es sich nach dem Abschalten sofort wieder an.“ Krebs beteuert, dass es sich um Einzelfälle handle. „Sie sind nervig, aber angesichts der Vorteile vertretbar.“ Die Funkabdeckung habe sich wesentlich verbessert. „Deswegen werden wir die Nachteile zunächst hinnehmen, aber vom Hersteller eine Lösung einfordern“, so Krebs. Vorwürfen, dass die Geräte auch billig eingekaufte, nicht optimale Bauteile enthielten, widerspricht er.

Anders sieht das Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Jetzt zeigt sich, dass wir den hochwertigsten und nicht den ökonomischsten Anbieter gebraucht hätten“, sagt er. „Hier geht es um einen der Kernbereich für die Sicherheit der Kollegen. Da darf null Risiko hingenommen werden.“ Komme keine schnelle Lösung, müsse man den Digitalfunk „abschalten“.

 

Die Welt: Jetzt wird’s bierernst in der Bahn

Wer beim HVV Alkohol trinkt, zahlt bald Buße – Angst vor „Last Order“-Besäufnis am Freitag

Vom 1. Oktober an droht Alkoholkonsumenten beim HVV ein Bußgeld von 40 Euro

In London gab es vor Start des Alkoholverbots 2008 ein Massenbesäufnis in der U-Bahn

Alkoholverbot in Bus, S- und U-Bahn – bislang war das kein ganz so ernstes Thema in Hamburg. Denn statt Bußgeldern gab es bisher nur den erhobenen Zeigefinger und mahnende Worte der Kontrolleure für Bierflaschenträger. Damit ist vom Sonnabend an Schluss. Vom 1. Oktober an sollen Verstöße gegen das seit 1. September geltende Alkoholverbot auch Bußgeld kosten. Vorher wollen vor allem jüngere Leute es noch einmal ordentlich krachen lassen.

„HVV Abschiedstrinken“ heißt die inoffizielle Veranstaltung, zu der bereits seit Monaten auch über Facebook mobilisiert wird. Allein über das soziale Netzwerk hatten mehr als 20 000 Menschen ihre Teilnahme am Abschiedsbesäufnis in Bussen und Bahnen angekündigt. Die Seite ist mittlerweile gelöscht worden. Die Idee aber ist damit noch lange nicht tot. Großes Interesse an derlei Aktionen hatte sich bereits im Jahr 2008 in London gezeigt. Feierwütige hatten damals die Waggons in Bars verwandelt. Motto; „last order“, also: letzte Runde.

Ob auch in Hamburg Tausende betrunkene Jugendliche in der Nacht zum Sonnabend die öffentlichen Verkehrsmittel unsicher machen, ist unklar. Die Planungen sind diffus. Mal war die U3, dann die S1 als „Party-Strecke“ auserkoren. Mittlerweile ist sich niemand mehr sicher, wann, wo, und wie viele beim angesagten „Abschiedstrinken“ dabei sind.

Beim HVV stuft man die Situation für den Abend als besonders, aber nicht als vollkommen ungewöhnlich ein. „Das ist ein Standard, wie er jedes Jahr mehrfach vorkommt“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Für Angetrunkene seien die öffentlichen Verkehrsmittel stets die Transportmittel der Wahl. Denn selbst angetrunken auf dem Fahrrad unterwegs zu sein, könne den Führerschein kosten. „Wir gehen davon aus, dass es abläuft wie beim Public Viewing bei der Weltmeisterschaft“, so Kreienbaum. „Es ist ja nicht so, dass es um Aggression geht. Die Leute wollen ganz überwiegend einfach Party machen.“ Wenn es aber zu Vandalismus komme oder andere Fahrgäste bedrängt würden, wolle man einschreiten.

Bei der Polizei gibt man sich entsprechend gelassen. „Das ist eine Angelegenheit des Hausrechts und damit Sache der Verkehrsbetriebe“, heißt es aus den Reihen der Hamburger Ordnungshüter. Die Bundespolizei, zuständig für den Bereich S-Bahn im HVV, stößt in dasselbe Horn. „Wir sind natürlich in engem Kontakt mit den Nahverkehrsbetrieben“, sagt Bundespolizeisprecher-Sprecher Rüdiger Carstens. Das ist natürlich nur die „halbe Wahrheit“. Weitaus mehr Beamte als üblich werden in der Nacht von Freitag auf Sonnabend im Einsatz sein, um schnell eingreifen zu können. Die Hochbahn wird mit 100 Mann in Bussen und Bahnen präsent sein. Die Bundespolizei holt eine komplette Hundertschaft nach Hamburg. Die Landespolizei wird sogar rund 250 Bereitschaftspolizisten und Angehörigen der Einsatzzüge sowie rund 50 Beamten aus Einheiten wie Jugendschutz ab Freitagabend 19 Uhr bereitstellen. Dabei werden die Einsatzkräfte sogenannten „Raumschutz“ praktizieren. Sie halten sich von den Bussen und Bahnen fern und rücken nur auf Anforderung an. Das ist ein Zeichen, dass sehr wohl schon in der Nacht Kontrollen durchgeführt werden. Kitzelig wird es, wenn bei Verstößen gegen das Alkoholverbot die Angabe der Personalien verweigert wird. Dann ist Polizei gefragt, die dafür im Rahmen des Raumschutzkonzeptes flächendeckend zur Verfügung steht. Immerhin geht es um 40 Euro, die für das Trinken von Bier, Schnaps, Prosecco oder anderen alkoholhaltigen Getränken in öffentlichen Verkehrsmitteln vom Sonnabend an fällig werden. Theoretisch ist sogar der Verzehr von Mon Chéri verboten. Denn in der Praline sind 0,66 Gramm Branntwein enthalten.

Weitaus mehr als das Abschlusstrinken am Wochenende beschäftigt die Polizeigewerkschaften das, was danach kommt. „Es ist eine neue Aufgabe, für die die Polizei zwar erst in zweiter Linie zuständig ist“, sagt Freddi Lohse von der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Es ist aber absehbar, dass wir regelmäßig gerufen werden. Das ist wieder eine neue Aufgabe für die Hamburger Polizei.“

Die Welt: Zoff am Zaun

Wiederholte Proteste gegen Obdachlosen-Absperrung unter einer Brücke auf St. Pauli

Ausschreitungen nach Spiel des FC St. Pauli, weitere Demonstrationen am Sonnabend und Sonntag

Polizei geht von weiteren Aktionen dieser Art aus. GAL fordert den Senat auf, gegen den Zaun einzuschreiten

Die Linke Szene hat ihr neues Thema. Der mehr als 18 000 Euro teure Zaun, den Bezirksamtsleiter Markus Schreiber unter der Kersten-Miles-Brücke aufstellen ließ, mobilisiert offenbar mehr Protest als erwartet. Am Sonnabend und Sonntag kam es zu kleineren Protestkundgebungen. Die Polizei geht davon aus, dass auch in den kommenden Wochen zu dem Thema zahlreiche Aktionen und Demonstrationen stattfinden werden. Bereits am Freitag war dort eine größere Massenkundgebung abgehalten worden. Dabei war, wie schon in der Vergangenheit, im Zusammenhang mit Demonstrationen gegen die Räumung des Bauwagenplatzes Bambule gezielt nach Heimspielen des FC St. Pauli mobilisiert worden.

Rund 150 Menschen kamen am Sonnabend zu dem silbrig glänzenden Metallgitterzaun, der das Areal unterhalb der Brücke absperrt, das von Obdachlosen als Schlafplatz genutzt wurde. Die Demonstranten legten Blumen und Kränze nieder. Rote Friedhofslichter wurden aufgestellt. „Am 19.11.2011 verstarb hier die Hamburger Nächstenliebe“, stand auf einem Spruchband zu lesen. „Der Protest blieb friedlich. Es kam zu keinen Zwischenfällen“, sagt Hauptkommissar Andreas Schöpflin. Auch am Sonntag war dort Protest angesagt. Der Landesverband der Partei Die Linke hatte sich bei einer Kunstaktion eingeklinkt. Rund 50 Teilnehmer wurden erwartet.

Am Freitag gestaltete sich die Situation für die Polizei schwieriger. Rund 1200 Menschen demonstrierten gegen den Zaun, viele schlossen sich spontan dem Protestzug an. Dabei kam es zu Rangeleien. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot von 950 Beamten im Einsatz war, setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Einsatzkräfte nahmen vier Demonstranten fest.

Überrascht war die Einsatzführung von der Teilnehmerzahl. Es waren mehr Demonstranten, als die Polizei im Vorfeld erwartet hatte. In einer Lageeinschätzung des Staatsschutzes war von 500 bis 1000 Personen die Rede gewesen, die sich aus den St. Pauli Ultras, Linksautonomen und dem besonders aktiven Teil des Bündnisses Recht auf Stadt zusammensetzen. Ein darüber hinaus gehende Teilnehmerzahl, so die Einschätzung, wäre „einer nicht erwarteten Resonanz aus dem gemäßigten bürgerlichen Spektrum geschuldet“.

„Das Thema ist geeignet, ein bürgerliches Spektrum zu mobilisieren. Gleichzeitig wird auch das Thema Gentrifizierung berührt, das ebenfalls bürgerliches Protestpotenzial anspricht“, sagt ein Beamter. „Schon deshalb wird man es nicht fallen lassen.“ Das sieht Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, auch so. „Die Szene hat wieder Aufwind. Die gewalttätigen Aktionen gegen die Riverkasematten und ein Café in der Mitte vergangener Woche und die Demonstration am Freitag werden dort sicherlich als großer Erfolg gewertet. Während die Ausschreitungen in der Nacht zum Donnerstag, die ja im Zusammenhang mit einer Räumung in Spanien stand, eher eine einmalige Sache war, ist der Zaun ein thematisches Angebot, das die linke Szene nutzen wird.“ Antje Möller, Innenpolitische Sprecherin der GAL-Fraktion, kann den hohen Mobilisierungsgrad nachvollziehen. „Ich kann den Protest verstehen. Der Zaun ist nach meinem Verständnis rechtlich höchst fragwürdig und menschenverachtend. Es ist ein Unding, so öffentlichen Raum abzusperren.“ Die Maßnahme sei ein Symbol für die gezielte Vertreibung von den Teilen der Bevölkerung, die man nicht haben will. „Ich kann verstehen, dass das viele Menschen aufregt“, sagt die Politikerin. Der Senat müsse jetzt reagieren. Karl Jarchow, innenpolitischer Sprecher der FDP, nannte den Zaunbau „eine martialische, ausgrenzende Maßnahme„.

DIE WELT: CDU nimmt Polizei in Schutz

Beamte stünden unter Druck und jammerten nicht

Hamburgs Polizisten klagten zu viel über tatsächliche und vermeintliche Belastungen, obwohl Gewalt gegen Beamte in den vergangenen Jahren abgenommen habe: Mit dieser These begann am Dienstag Rafael Behr, Professor an der Hochschule der Polizei, im „Hamburger Abendblatt“ eine Diskussion über das Selbstverständnis der Polizei. Viele Beamte „jammern“ in der Wahrnehmung des Professors, obwohl nicht die Gewalt gegen Polizeibeamte stark zugenommen, sondern sich lediglich die subjektive Wahrnehmung von Gewalt verstärkt habe. Zudem müssten die Beamten als Vertreter des Gewaltmonopols damit rechnen, beschädigt zu werde.

Die CDU-Fraktion dagegen nimmt die Polizisten gegen die Anwürfe Behrs in Schutz. Gewalt gegen Polizeibeamte sei in keiner Situation tolerierbar. „Jeder Beamte kann erwarten, dass man ihm und seiner Arbeit respektvoll begegnet. Es befremdet mich außerordentlich, dass Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber unseren Polizeibeamten als etwas dargestellt werden, das hingenommen werden muss“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Kai Voet van Vormizeele. „Den Hinweis auf Missstände in diesem Bereich als ‚Realitätsflucht‘ abzutun, ist unangemessen. Der Senat ist gefordert, der Fürsorgepflicht für seine Beamten aktiv nachzukommen“, so Voet van Vormizeele.

„Dass sich die Polizei als Opfer darstellt, ist unprofessionell“, sagte dagegen der 53-jährige Wissenschaftler. Die Gesellschaft wolle von der Polizei beschützt werden. „Wenn sich die Beschützer jedoch als Opfer, als Spielmaterial für Randalierer definieren, entstehen Irritationen in der Bevölkerung.“ Dieses Rollenverständnis hält Behr für fatal. „Die Polizei ist schließlich kein passives Opfer, sondern muss aktiv werden, wenn sie sich ohnmächtig fühlt.“

Behrs Argumente riefen auch Widerspruch bei der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) auf den Plan. Sie fordert die Ablösung des Polizei-Dozenten. Die Aussagen Behrs seien „ehrverletzende, diffamierende und verleumderische Attacken auf Hamburger Polizistinnen und Polizisten“, heißt es in einer Stellungnahme. DPolG-Chef Joachim Lenders fordert Schritte gegen Behr. „Ich halte die Einleitung dienstrechtlicher Maßnahmen, bis hin zur Ablösung, für zwingend erforderlich“, sagte Lenders.

Behr habe mit seinen Äußerungen das Recht von Polizisten auf körperliche Unversehrtheit infrage gestellt, sagte Gewerkschafts-Chef Lenders am Mittwoch. „Wir sind als Polizisten und Gewerkschafter einiges gewohnt, Attacken aus den eigenen Reihen gehören eher nicht dazu“, so Lenders.

BILD: Beamte wütend auf Polizei-Professor

Hamburgs Polizisten sind stocksauer auf Prof. Rafael Behr von der Hamburger Polizeihochschule.

Der hatte im „Hamburger Abendblatt“ behauptet, dass „die Polizei zu viel jammert“. Gewalt gegen Polizeibeamte habe nicht zugenommen. Die Deutsche Polizeigerwerkschaft (DPolG) fordert deshalb die Ablösung des Kriminologen.

DPolG-Chef Joachim Lenders: „Der Mann ist untragbar. Ich halte die Einleitung dienstrechtlicher Maßnahmen für erforderlich.“ Rückendeckung erhält Lenders offenbar von Innensenator Michael Neumann (SPD). Der sehe in dieser Sache „dringenden Gesprächsbedarf.“