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MOPO: Ver.di-Boss Rose am SPD-Pranger

Gewerkschafter fordern seinen Rücktritt

Genossen gegen Genossen: Die Gewerkschaften sind sauer auf die SPD. Die hat Mittwochabend die Gehaltskürzungen bei Beamten abgenickt- und kassiert jetzt wüste Attacken. Ver.di-Chef Wolfgang Rose (SPD) ließ sich von der Abstimmung befreien. Jetzt wird er zum Rücktritt aufgefordert.

„Sie sollten sich überlegen, warum sie noch Mitglied einer Gewerkschaft sind!“ beschimpft der Beamtenbund (dbb) die Gewerkschafter in der SPD. Andrè Schulz, Bundeschef im Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert Roses Rücktritt: „Hätte er Mumm gehabt, hätte Rose gegen die Kürzungen gestimmt. Ich erwarte, dass er sein Amt zur Verfügung stellt.“

Wie man sich in einer solchen Situation fühlt, weiß Joachim Lenders, Chef der Polizeigewerkschaft DPolG. Vor acht Jahren stimmte er als CDU-Abgeordneter gegen Kürzungen beim Weihnachtsgeld- und gegen seine Fraktion. Im Gegenzug wurde er von der Partei nicht wieder aufgestellt. Lenders: „Aber ich bin nicht ausgewichen, habe nicht gekniffen. Ich wusste, wo ich stehe. Nur muss man in Kauf nehmen, keine Diäten mehr zu beziehen. “

Die MOPO fragte Rose wie er zu der Kritik steht:

MOPO: Herr Rose, einfacht nicht abstimmen, was sollte das denn?

Rose: Ich habe maßgeblich dazu beigetragen, dass mehr als die Hälfte der ursprünglich geplanten Kürzungen zurückgenommen wurden, und zwar in meiner Rolle als ver.di-Landesvorsitzender. Mehr war nicht möglich. Deshalb habe ich gesagt, dass ich als Abgeordneter nicht an der Abstimmung teilnehmen kann.

Sie hatten doch eine Meinung?

Klar, aber meine gewerkschaftliche Funktion stand hier im Vordergrund.

Kann der Wähler nicht erwarten, dass Politiker gemäß ihrer Meinung abstimmen?

Im Prinzip ja. Aber Beispiele von Befangenheit gibt es viele, oft wirtschaftlicher Natur. In diesem Fall sind sie organisatorischer Natur.

Wie war denn Ihre Meinung?

Als Gewerkschafter war ich gegen den Beschluss. Die Abkopplung der Beamtenbesoldung von den Tarifabschlüssen ist ein Missbrauch des Beamtenrechts.

Jetzt gibts Rücktrittsforderungen.

Das geht an der Sache völlig vorbei. Ich habe mit dafür gesorgt, dass die Einschnitte zu großen Teilen zurückgenommen wurden. Der BDK sollte sich mit den wirklichen Gegener auseinandersetzen.

 

 

Keine Widersprüche notwendig

DPolG/dbb bereiten nach Vereinbarung mit dem

Personalamt Musterklagen zur amtsangemessenen Alimentation vor

Der dbb hamburg hat für alle seine Fachgewerkschaften folgende Vereinbarung getroffen:

Aufgrund der nachteiligen Auswirkungen des am 26.10.2011 verabschiedeten Gesetzes (Streichung/Kürzung des sog. Weihnachtsgeldes) für die Beamtinnen und Beamten wird der dbb in den Fachgewerkschaften über ihre Mitglieder gerichtliche Musterverfahren führen. Sollten die Klägerinnen und Kläger in diesen Musterverfahren obsiegen, wird die Freie und Hansestadt Hamburg in Vergleichsfällen die endgültige gerichtliche Entscheidung auf alle betroffenen Kolleginnen und Kollegen anwenden und auf die Einrede der Verjährung verzichten. Insoweit bedarf es keines Antrages und keines Rechtsbehelfs (Widerspruch, Klage) gegen die in diesem Gesetz festgelegte Höhe der Besoldung. Die Freie und Hansestadt Hamburg wird von sich aus über den endgültigen Abschluss der Musterverfahren zeitnah informieren und bittet daher, von Nachfragen bezüglich des Verfahrensstandes, der Fundstellen von Veröffentlichungen usw. abzusehen.

Bereits im Vorfeld der Gesetzesverabschiedung, hat der dbb hamburg Gespräche mit demLeiter des Personalamtes geführt und die jetzige Vorgehensweise abgestimmt.

Dieses vereinfachte Verfahren findet die Unterstützung der DPolG Hamburg. Keine Kollegin und kein Kollege muss einen Antrag auf amtsangemessene Alimentation stellen!

Ungeachtet dessen bleiben die individuellen Ansprüche jedes aktiv oder sich im Ruhestand befindlichen Beamten gewahrt und verjähren nicht.

Die DPolG Hamburg wird über den weiteren Fortgang der Musterklageverfahren informieren.

 

Der Landesvorstand                                                                                                     Hamburg, den 28. Oktober 2011

BILD: Bewachen 45 Polizisten bald EINEN Sex-Gangster?

Der Gedanke ist beängstigend!

Ab Ende November läuft womöglich ein Mann frei durch Hamburg, der sich einer brutalsten Vergewaltigung schuldig gemacht hat und seit 1986 im Knast sitzt – die letzten zehn Jahre in Santa Fu in Sicherungsverwahrung. Im Landeskriminalamt 4 (Kapitaldelikte) wird derzeit bereits der Ernstfall geplant: Zwischen 35 und 45 Beamte sollen Jens B. (51) dann rund um die Uhre bewachen. Kosten: etwa 200000 Euro pro Monat.

Das wären doppelt so viele Beamte wie bei Sexverbrecher Hans-Peter W. (54) der wegen eines umstrittenen  Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ebenfalls aus der Haft entlassen werden musste (BILD berichtete). Hans-Peter W. wird seit Juli 2010 täglich von 20 Polizisten bewacht –  für rund 100000 Euro pro Monat.

Das Problem bei Jens B.: Er hält sich für psychisch völlig gesund, hat jede Therapie verweigert. Deshalb geht die Polizei davon aus, dass er nicht kooperativ auf seine Bewachung reagiert. Heißt: Bei der ersten Gelegenheit könnte der Vergewaltiger versuchen, zu fliehen.

Der ehemalige Gärtner sitzt ein, weil er 1986 bei Göttingen auf einem Feld einer Studentin aufgelauert hatte. Er schleppte sie in einen Wald und verging sich an ihr. Dann stach er mehrmals auf die junge Frau ein, zerschnitt ihr den Kehlkopf. Das Opfer überlebte nur knapp. Gutachter bescheinigten B. „schwere seelische Abartigkeit“.

Gerichtssprecher Conrad-Friedrich Müller-Horn bestätigte: „Im November liegt der Fall B. bei der Strafvollstreckungskammer. “ Jusitzsenatorin Jana Schiedek (SPD) sagte dazu: „Dort gibt es die Möglichkeit, die Fortdauer der Sicherungsverwahrung anzuordnen.“

Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG): „Bis zu 45 Beamte – einen solchen Aufwand bei der Überwachung einer einzelnen Person kann die Polizei nicht leisten.“ CDU-Justiz-Expertin Viviane Spethmann: „Eine Entlassung von Jens B. wäre für meine Partei völlig unverständlich.“ Nach BILD Informationen lässt sich Innensenator Michael Neumann (SPD) regelmäßig berichten, behält sich die Entscheidung über die Schutzmaßnahmen vor.

Die Welt: Weitere Schwächen beim neuen Digitalfunk

Zubehör der Digitalgeräte hat Fehler

Nach Bekanntwerden der Probleme beim Digitalfunk (die „Welt“ berichtete am Sonnabend exklusiv) haben Polizisten von weiteren Schwächen des Systems berichtet. So beklagen Zivilfahnder die Qualität des Zubehörs. Die rund 500 ausgegebenen „Dreikabelsets“, die den Beamten ein verdecktes Tragen der Geräte ermöglichen, seien nicht alltagstauglich. „Es wird zu schnell der Notruf ausgelöst“, so ein Beamter. „Das passiert in der Praxis immer wieder ungewollt.“ Von einem Kabelset, dessen Preis um die 250 Euro pro Stück liegt, sei mehr zu erwarten.

Die Bereitschaftspolizei und andere geschlossene Einheiten haben ganz andere Probleme. Die neuen Geräte sind zu klein für die Taschen der Einsatzanzüge. Diese sind nämlich noch nach den Maßen der alten, analogen Funkgeräte geschneidert. Ein weiteres Problem: Ist die Tastensperre bei den Geräten aktiviert, lässt sich die Lautstärke nicht regeln. Vor allem beim Tragen des Schutzhelms sei das ein Problem.

Wie berichtet, waren im Sommer zahlreiche Geräte ausgefallen, wenn sie von der Sonne beschienen wurden. Die Mischung aus Sonneneinstrahlung und Hitze führte zum Totalausfall. Peterwagenbesatzungen konnten teilweise nicht funken. Außerdem kommt es bis heute immer wieder zu Phantomrufen. Geräte schalten sich aus unerklärlichen Gründen selbst auf Sendung und blockieren auf diese Weise die gesamte Rufgruppe.

Die Polizei spricht von Einzelfällen. „Das mag sein. Aber genau die Schwächen gilt es, jetzt abzustellen, bevor man das Projekt Digitalfunk weiter ausbaut“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender.

 

Aufruf zur Demo am 26.10.2011

Am Mittwoch, den 26. Oktober 2011 wird sich die Hamburger Bürgerschaft erstmalig mit der Neuregelung des Hamburger Sonderzahlungsgesetzes und der Besoldungs- und Versorgungsanpassung 2011/12 befassen. Geplant ist, dass sogenannte Weihnachtsgeld auf 1.000,- Euro abzusenken! Pensionäre sollen zukünftig mit 500,- Euro abgespeist werden!

Diese beabsichtigte Senats-Sparmaßnahme ist nichts anderes als eine gesetzlich verordnete Gehaltskürzung! Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) Hamburg ruft alle Kolleginnen und Kollegen auf, ihren Protest erneut unüberhörbar auf die Straße zu bringen!  Zeigen WIR dem Senat und der Bürgerschaft, was WIR und unsere Familien von diesem Gehaltsdiebstahl per Dekret halten! Seid solidarisch und kommt alle zur Protestdemonstration.

 WO? WANN?

 26.10.11,   16.00 Uhr Auftaktkundgebung Jungfernstieg/Ecke Ballindamm

Es sprechen: Uwe Grund (DGB), Rudi Klüver (dbb)

 16.30 Uhr Demo-Aufzug rund um die Bannmeile des Hamburger Rathauses

 17.30 Uhr Abschlusskunggebung Jungfernstieg

Es sprechen: Klaus Bullan (GEW), Joachim Lenders (DPolG)

 

BILD: Sonne stört digitalen Polizeifunk

Rund 53 Mio Euro hat die Hansestadt in den Digitalfunk der Polizei investiert, die Testphase begann 2006- jetzt wurde bekannt: Die Geräte haben eine Art Sonnenallergie, streiken bei gutem Wetter! Nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ fällt bei den Geräten des britischen Herstellers „Sepura“ bei Sonnenstrahlung immer wieder das Display aus. Folge: Funken unmöglich, der Notrufknopf löst nicht aus. Joachim Lenders von der Deutschen Polizeigewerkschaft:

„Das stellt eine kolossale Gefährdung von Kollegen dar. Wenn das System nicht läuft, muss es abgestellt werden, bis es funktioniert.“
Aktuell wird in Rahlstedt, Wandsbek, Billstedt, Bergedorf, Harburg, Wilhelmsburg, Finkenwerder und Neugraben mit den anfälligen Geräten gefunkt. Die anderen
Stadtteile sollen bis 2012 folgen. Unklar, ob der Termin nun eingehalten werden kann.

Polizeisprecher Holger Vehren: Es handelt sich um Einzelfälle. Wir sind mit Hochdruck dabei, diese Probleme gemeinsam mit dem Hersteller zu lösen.“

Die Welt: Gravierende Pannen beim neuen Digitalfunk der Polizei

Gravierende Pannen beim neuen Digitalfunk der Polizei

Sonnenschein macht Geräte unbrauchbar – Mysteriöse Phantomrufe blockieren FrequenzenFällt ein Gerät aus, funktioniert auch der Notknopf zum Herbeirufen von Hilfe nicht Das neue Funksystem hat die Hansestadt bereits 53 Millionen Euro gekostet

Bislang gilt der 53 Millionen Euro teure Digitalfunk als Vorzeigeprojekt der Hamburger Innenbehörde. Das könnte sich jedoch bald ändern. Denn nach Informationen der „Welt“ weist das seit 2004 geplante, aber bis heute nicht hamburgweit eingeführte neue System gravierende Schwächen auf. Die Bedienelemente der Funkgeräte der Polizei leiden unter einer Art Sonnenbrand. Sobald die Sonne stärker scheint, kann es vorkommen, dass das Display am Hörer des Funkgerätes ausfällt. Das Funkgerät selbst funktioniert zwar weiter. Doch die Beamten können es nicht mehr bedienen. „Funken ist dann unmöglich, selbst der Notrufknopf, der benutzt wird, wenn es zu einer kritischen Situation kommt und dringend Verstärkung gebraucht wird, löst in diesem Fall nicht mehr aus, weil er Teil des Bedienhörers ist“, erläutert ein Beamter.

Das zweite Problem ist kaum weniger gravierend. Es werden immer wieder Phantomrufe ausgelöst. Digitalfunkgeräte der Polizei schalten sich wie von Geisterhand ein und gehen auf Sendung. Die Folge: Sie blockieren die Funkrufgruppe. Auch in diesem Fall können Peterwagenbesatzungen nicht mehr funken. Allerdings funktioniert bei dieser Blockierung zumindest der Notrufknopf. „Es gab Fälle, in denen das Gerät eines abgestellten Funkstreifenwagens eine ganze Nacht lang auf Sendung war und damit den Funkverkehr störte“, so der Beamte. „Es ist erst einmal schwierig, den Verursacher zu finden. Dann muss jemand hinfahren und das Gerät abstellen.“

Günter Krebs, Projektleiter Digitalfunk, bestätigt beide Probleme. „Ja es gibt sie“, sagt er. „Beides sind Probleme, die beseitigt werden müssen.“ Daran arbeiteten die Polizei und der Hersteller mit Hochdruck. Bislang allerdings vergebens. Beim „Sonnenbrandproblem“ ist man der Ursache auf der Spur. Es hat bereits vielfältige Versuche gegeben. Unter anderem wurden Funkgeräte in einen Backofen gesteckt. Das Ergebnis: Das Gerät schmilzt, funktioniert aber noch. „Es ist offensichtlich eine Mischung aus Sonne und Wärme, die den Ausfall verursacht“, so Krebs. Je heller und wärmer es werde, desto eher trete der Fehler auf. „Wir hatten Glück, dass dieser Sommer nicht besonders sonnig war. Trotzdem kam es etwa 50 Mal zu derartigen Ausfällen“, so der Insider. „Das Fatale ist, dass man erst den Ausfall des Bedienteils bemerkt, wenn man funken will. Dann kann es im Ernstfall zu spät sein.“

Noch komplexer ist laut Krebs das Problem der Phantomrufe, das bundesweit existiert. Netzbetreiber und die zuständige Bundesanstalt suchen den Fehler. Bislang ebenfalls erfolglos. „Das Gerät springt von sich aus an und schaltet sich nach zwei Minuten wieder ab“, sagt Krebs. „Manchmal schaltet es sich nach dem Abschalten sofort wieder an.“ Krebs beteuert, dass es sich um Einzelfälle handle. „Sie sind nervig, aber angesichts der Vorteile vertretbar.“ Die Funkabdeckung habe sich wesentlich verbessert. „Deswegen werden wir die Nachteile zunächst hinnehmen, aber vom Hersteller eine Lösung einfordern“, so Krebs. Vorwürfen, dass die Geräte auch billig eingekaufte, nicht optimale Bauteile enthielten, widerspricht er.

Anders sieht das Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Jetzt zeigt sich, dass wir den hochwertigsten und nicht den ökonomischsten Anbieter gebraucht hätten“, sagt er. „Hier geht es um einen der Kernbereich für die Sicherheit der Kollegen. Da darf null Risiko hingenommen werden.“ Komme keine schnelle Lösung, müsse man den Digitalfunk „abschalten“.

 

Die Welt: Jetzt wird’s bierernst in der Bahn

Wer beim HVV Alkohol trinkt, zahlt bald Buße – Angst vor „Last Order“-Besäufnis am Freitag

Vom 1. Oktober an droht Alkoholkonsumenten beim HVV ein Bußgeld von 40 Euro

In London gab es vor Start des Alkoholverbots 2008 ein Massenbesäufnis in der U-Bahn

Alkoholverbot in Bus, S- und U-Bahn – bislang war das kein ganz so ernstes Thema in Hamburg. Denn statt Bußgeldern gab es bisher nur den erhobenen Zeigefinger und mahnende Worte der Kontrolleure für Bierflaschenträger. Damit ist vom Sonnabend an Schluss. Vom 1. Oktober an sollen Verstöße gegen das seit 1. September geltende Alkoholverbot auch Bußgeld kosten. Vorher wollen vor allem jüngere Leute es noch einmal ordentlich krachen lassen.

„HVV Abschiedstrinken“ heißt die inoffizielle Veranstaltung, zu der bereits seit Monaten auch über Facebook mobilisiert wird. Allein über das soziale Netzwerk hatten mehr als 20 000 Menschen ihre Teilnahme am Abschiedsbesäufnis in Bussen und Bahnen angekündigt. Die Seite ist mittlerweile gelöscht worden. Die Idee aber ist damit noch lange nicht tot. Großes Interesse an derlei Aktionen hatte sich bereits im Jahr 2008 in London gezeigt. Feierwütige hatten damals die Waggons in Bars verwandelt. Motto; „last order“, also: letzte Runde.

Ob auch in Hamburg Tausende betrunkene Jugendliche in der Nacht zum Sonnabend die öffentlichen Verkehrsmittel unsicher machen, ist unklar. Die Planungen sind diffus. Mal war die U3, dann die S1 als „Party-Strecke“ auserkoren. Mittlerweile ist sich niemand mehr sicher, wann, wo, und wie viele beim angesagten „Abschiedstrinken“ dabei sind.

Beim HVV stuft man die Situation für den Abend als besonders, aber nicht als vollkommen ungewöhnlich ein. „Das ist ein Standard, wie er jedes Jahr mehrfach vorkommt“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Für Angetrunkene seien die öffentlichen Verkehrsmittel stets die Transportmittel der Wahl. Denn selbst angetrunken auf dem Fahrrad unterwegs zu sein, könne den Führerschein kosten. „Wir gehen davon aus, dass es abläuft wie beim Public Viewing bei der Weltmeisterschaft“, so Kreienbaum. „Es ist ja nicht so, dass es um Aggression geht. Die Leute wollen ganz überwiegend einfach Party machen.“ Wenn es aber zu Vandalismus komme oder andere Fahrgäste bedrängt würden, wolle man einschreiten.

Bei der Polizei gibt man sich entsprechend gelassen. „Das ist eine Angelegenheit des Hausrechts und damit Sache der Verkehrsbetriebe“, heißt es aus den Reihen der Hamburger Ordnungshüter. Die Bundespolizei, zuständig für den Bereich S-Bahn im HVV, stößt in dasselbe Horn. „Wir sind natürlich in engem Kontakt mit den Nahverkehrsbetrieben“, sagt Bundespolizeisprecher-Sprecher Rüdiger Carstens. Das ist natürlich nur die „halbe Wahrheit“. Weitaus mehr Beamte als üblich werden in der Nacht von Freitag auf Sonnabend im Einsatz sein, um schnell eingreifen zu können. Die Hochbahn wird mit 100 Mann in Bussen und Bahnen präsent sein. Die Bundespolizei holt eine komplette Hundertschaft nach Hamburg. Die Landespolizei wird sogar rund 250 Bereitschaftspolizisten und Angehörigen der Einsatzzüge sowie rund 50 Beamten aus Einheiten wie Jugendschutz ab Freitagabend 19 Uhr bereitstellen. Dabei werden die Einsatzkräfte sogenannten „Raumschutz“ praktizieren. Sie halten sich von den Bussen und Bahnen fern und rücken nur auf Anforderung an. Das ist ein Zeichen, dass sehr wohl schon in der Nacht Kontrollen durchgeführt werden. Kitzelig wird es, wenn bei Verstößen gegen das Alkoholverbot die Angabe der Personalien verweigert wird. Dann ist Polizei gefragt, die dafür im Rahmen des Raumschutzkonzeptes flächendeckend zur Verfügung steht. Immerhin geht es um 40 Euro, die für das Trinken von Bier, Schnaps, Prosecco oder anderen alkoholhaltigen Getränken in öffentlichen Verkehrsmitteln vom Sonnabend an fällig werden. Theoretisch ist sogar der Verzehr von Mon Chéri verboten. Denn in der Praline sind 0,66 Gramm Branntwein enthalten.

Weitaus mehr als das Abschlusstrinken am Wochenende beschäftigt die Polizeigewerkschaften das, was danach kommt. „Es ist eine neue Aufgabe, für die die Polizei zwar erst in zweiter Linie zuständig ist“, sagt Freddi Lohse von der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Es ist aber absehbar, dass wir regelmäßig gerufen werden. Das ist wieder eine neue Aufgabe für die Hamburger Polizei.“

Die Welt: Zoff am Zaun

Wiederholte Proteste gegen Obdachlosen-Absperrung unter einer Brücke auf St. Pauli

Ausschreitungen nach Spiel des FC St. Pauli, weitere Demonstrationen am Sonnabend und Sonntag

Polizei geht von weiteren Aktionen dieser Art aus. GAL fordert den Senat auf, gegen den Zaun einzuschreiten

Die Linke Szene hat ihr neues Thema. Der mehr als 18 000 Euro teure Zaun, den Bezirksamtsleiter Markus Schreiber unter der Kersten-Miles-Brücke aufstellen ließ, mobilisiert offenbar mehr Protest als erwartet. Am Sonnabend und Sonntag kam es zu kleineren Protestkundgebungen. Die Polizei geht davon aus, dass auch in den kommenden Wochen zu dem Thema zahlreiche Aktionen und Demonstrationen stattfinden werden. Bereits am Freitag war dort eine größere Massenkundgebung abgehalten worden. Dabei war, wie schon in der Vergangenheit, im Zusammenhang mit Demonstrationen gegen die Räumung des Bauwagenplatzes Bambule gezielt nach Heimspielen des FC St. Pauli mobilisiert worden.

Rund 150 Menschen kamen am Sonnabend zu dem silbrig glänzenden Metallgitterzaun, der das Areal unterhalb der Brücke absperrt, das von Obdachlosen als Schlafplatz genutzt wurde. Die Demonstranten legten Blumen und Kränze nieder. Rote Friedhofslichter wurden aufgestellt. „Am 19.11.2011 verstarb hier die Hamburger Nächstenliebe“, stand auf einem Spruchband zu lesen. „Der Protest blieb friedlich. Es kam zu keinen Zwischenfällen“, sagt Hauptkommissar Andreas Schöpflin. Auch am Sonntag war dort Protest angesagt. Der Landesverband der Partei Die Linke hatte sich bei einer Kunstaktion eingeklinkt. Rund 50 Teilnehmer wurden erwartet.

Am Freitag gestaltete sich die Situation für die Polizei schwieriger. Rund 1200 Menschen demonstrierten gegen den Zaun, viele schlossen sich spontan dem Protestzug an. Dabei kam es zu Rangeleien. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot von 950 Beamten im Einsatz war, setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Einsatzkräfte nahmen vier Demonstranten fest.

Überrascht war die Einsatzführung von der Teilnehmerzahl. Es waren mehr Demonstranten, als die Polizei im Vorfeld erwartet hatte. In einer Lageeinschätzung des Staatsschutzes war von 500 bis 1000 Personen die Rede gewesen, die sich aus den St. Pauli Ultras, Linksautonomen und dem besonders aktiven Teil des Bündnisses Recht auf Stadt zusammensetzen. Ein darüber hinaus gehende Teilnehmerzahl, so die Einschätzung, wäre „einer nicht erwarteten Resonanz aus dem gemäßigten bürgerlichen Spektrum geschuldet“.

„Das Thema ist geeignet, ein bürgerliches Spektrum zu mobilisieren. Gleichzeitig wird auch das Thema Gentrifizierung berührt, das ebenfalls bürgerliches Protestpotenzial anspricht“, sagt ein Beamter. „Schon deshalb wird man es nicht fallen lassen.“ Das sieht Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, auch so. „Die Szene hat wieder Aufwind. Die gewalttätigen Aktionen gegen die Riverkasematten und ein Café in der Mitte vergangener Woche und die Demonstration am Freitag werden dort sicherlich als großer Erfolg gewertet. Während die Ausschreitungen in der Nacht zum Donnerstag, die ja im Zusammenhang mit einer Räumung in Spanien stand, eher eine einmalige Sache war, ist der Zaun ein thematisches Angebot, das die linke Szene nutzen wird.“ Antje Möller, Innenpolitische Sprecherin der GAL-Fraktion, kann den hohen Mobilisierungsgrad nachvollziehen. „Ich kann den Protest verstehen. Der Zaun ist nach meinem Verständnis rechtlich höchst fragwürdig und menschenverachtend. Es ist ein Unding, so öffentlichen Raum abzusperren.“ Die Maßnahme sei ein Symbol für die gezielte Vertreibung von den Teilen der Bevölkerung, die man nicht haben will. „Ich kann verstehen, dass das viele Menschen aufregt“, sagt die Politikerin. Der Senat müsse jetzt reagieren. Karl Jarchow, innenpolitischer Sprecher der FDP, nannte den Zaunbau „eine martialische, ausgrenzende Maßnahme„.

DIE WELT: CDU nimmt Polizei in Schutz

Beamte stünden unter Druck und jammerten nicht

Hamburgs Polizisten klagten zu viel über tatsächliche und vermeintliche Belastungen, obwohl Gewalt gegen Beamte in den vergangenen Jahren abgenommen habe: Mit dieser These begann am Dienstag Rafael Behr, Professor an der Hochschule der Polizei, im „Hamburger Abendblatt“ eine Diskussion über das Selbstverständnis der Polizei. Viele Beamte „jammern“ in der Wahrnehmung des Professors, obwohl nicht die Gewalt gegen Polizeibeamte stark zugenommen, sondern sich lediglich die subjektive Wahrnehmung von Gewalt verstärkt habe. Zudem müssten die Beamten als Vertreter des Gewaltmonopols damit rechnen, beschädigt zu werde.

Die CDU-Fraktion dagegen nimmt die Polizisten gegen die Anwürfe Behrs in Schutz. Gewalt gegen Polizeibeamte sei in keiner Situation tolerierbar. „Jeder Beamte kann erwarten, dass man ihm und seiner Arbeit respektvoll begegnet. Es befremdet mich außerordentlich, dass Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber unseren Polizeibeamten als etwas dargestellt werden, das hingenommen werden muss“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Kai Voet van Vormizeele. „Den Hinweis auf Missstände in diesem Bereich als ‚Realitätsflucht‘ abzutun, ist unangemessen. Der Senat ist gefordert, der Fürsorgepflicht für seine Beamten aktiv nachzukommen“, so Voet van Vormizeele.

„Dass sich die Polizei als Opfer darstellt, ist unprofessionell“, sagte dagegen der 53-jährige Wissenschaftler. Die Gesellschaft wolle von der Polizei beschützt werden. „Wenn sich die Beschützer jedoch als Opfer, als Spielmaterial für Randalierer definieren, entstehen Irritationen in der Bevölkerung.“ Dieses Rollenverständnis hält Behr für fatal. „Die Polizei ist schließlich kein passives Opfer, sondern muss aktiv werden, wenn sie sich ohnmächtig fühlt.“

Behrs Argumente riefen auch Widerspruch bei der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) auf den Plan. Sie fordert die Ablösung des Polizei-Dozenten. Die Aussagen Behrs seien „ehrverletzende, diffamierende und verleumderische Attacken auf Hamburger Polizistinnen und Polizisten“, heißt es in einer Stellungnahme. DPolG-Chef Joachim Lenders fordert Schritte gegen Behr. „Ich halte die Einleitung dienstrechtlicher Maßnahmen, bis hin zur Ablösung, für zwingend erforderlich“, sagte Lenders.

Behr habe mit seinen Äußerungen das Recht von Polizisten auf körperliche Unversehrtheit infrage gestellt, sagte Gewerkschafts-Chef Lenders am Mittwoch. „Wir sind als Polizisten und Gewerkschafter einiges gewohnt, Attacken aus den eigenen Reihen gehören eher nicht dazu“, so Lenders.