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Senat hat schon 390 Millionen Euro zusammengespart

Finanzsenator besteht zum Auftakt der Rathaus-Klausur auf Volumen von 510 Millionen Euro – Polizisten protestieren gegen Kürzung

 Der Bürgermeister ließ zunächst ausrichten, wie sich die Senatoren den Ablauf der Sparklausur vorzustellen haben: Die nächsten Drei Tage sollten sich die schwarz-grünen Behördenleiter abends nichts vornehmen, mahnte Christoph Ahlhaus. Ab morgens um 10 Uhr wird verhandelt, Ende offen. Gestern begann der Verhandlungsmarathon um das 510-Millionen-Euro-Sparpaket, das Finanzsenator Carsten Frigge (CDU) schnüren möchte.

 Dem Vernehmen nach war die Stimmung gut, zunächst wurden auch nur unstrittige Punkte behandelt. Zu Beginn überreichte Ahlhaus dem Finanzsenator einen Sack mit Schoko-Goldmünzen, anschließend diskutierte die Runde kleinere Kürzungsvorschläge. Aus GAL-Kreisen hieß es, man hätte relativ schnell 390 Millionen Euro kürzen können.

 Heute dürften die Verhandlungen schwieriger werden. Es soll um die Vorschläge der Frigge-Kommission gehen, die Streichungen in den Behördenhaushalten vorsehen.

 Neben den bereits angekündigten massiven Kürzungen beim Weihnachtsgeld für die Beschäftigten der Stadt soll in beinahe allen Bereichen gekürzt werden. Ansonsten stiege das strukturelle Defizit nach Berechnungen von Frigge bis 2014 auf rund 1,02 Milliarden Euro.

 „Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, unsere Konsolidierungsbemühungen bis zum Mittwoch zu einem guten Ergebnis zu bringen“, sagte Frigge. Gleichzeitig verteidigte er den Sparkurs der Landesregierung, der auch Leistungskürzungen vorsieht. „Die Haushaltslage lässt uns keine andere Möglichkeit, als diesen Weg energisch zu beschreiten, und ich bin sicher, dass wir zu vernünftigen und nachhaltigen Ergebnissen kommen.“

 Der schwarz-grüne Senat muss also bis Mittwoch noch rund 120 Millionen Euro im Haushalt einsparen. In der Vergangenheit hatte die Landesregierung bereits festgelegt, dass durch Einsparungen beim Weihnachtsgeld für Beamte rund 100 Millionen Euro reinkommen sollen. Weitere 100 Millionen Euro sollen Kürzungen in der Verwaltung bringen, und um nochmals 100 Millionen Euro sollen Zusatzzahlungen der städtischen Betriebe und der Verzicht auf bereits angemeldete Mehrausgaben bei den Behörden den Haushalt entlasten.

 Heftige Kritik kam bereits von der Opposition und den Gewerkschaften. Die SPD hält den aktuellen Haushalt der Hansestadt für verfassungswidrig und stützt sich dabei auf eine Expertise des Finanzverfassungsrechtlers Professor Arndt Schmehl von der Universität Hamburg. Außerdem verlangen die Sozialdemokraten vom Senat, seine Angaben beim Stabilitätsrat zur Vermeidung von Haushaltsnotlagen richtig zu stellen. Einzelheiten will die SPD-Fraktion an diesem Dienstag erläutern.

 Spektakuläres bot die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und Bund deutscher Kriminalbeamter zum Beginn der Sparklausur. In Sichtweite des Rathauses stieg Thomas Jungfer, Mitglied im DPolG-Landesvorstand, am Jungfernstieg in ein gefülltes, aber zumindest wohl temperiertes Fass. Die Botschaft: „Das Wasser steht uns bis zum Hals.“ Die bei der Polizei angekündigten Einsparungen von 25 Millionen Euro werden nach Einschätzung vom DPolG-Landesvorsitzenden Joachim Lenders zu weiteren Einschnitten und Zusammenlegungen von Dienststellen führen. Einen Teilerfolg konnte zumindest die Behörde für Inneres erzielen: Die Verkehrserziehung samt des „Verkehrskaspers“ bleibt erhalten. Die Stellen bei der Polizei werden aber von der Bildungsbehörde übernommen.

Nasser Sparprotest: Die Polizei geht baden

„Uns steht das Wasser bis zum Hals“ – unter diesem Motto demonstrierte gestern die Deutsche Polizeigewerkschaft zu Beginn der Sparklausur vor dem Rathaus. Bei der Hamburger Polizei stehen Einsparungen in Höhe von 25 Millionen Euro an. U. a. sollen die Verkehrslehrer an den Schulen wegfallen, die Polizeihubschrauberstaffel soll aufgelöst werden, Kürzungen der Gehälter sind im Gespräch ebenso wie weitere Zusammenlegungen von Kommissariaten. „Die erneute Sparorgie des Senats würde etwa 400 Stellenstreichungen bei der Hamburger Polizei zur Folge haben“, heißt es. Die Innere Sicherheit sei „kurz vor dem Absaufen“, so die Demonstranten. Einer von ihnen stieg symbolisch in eine mit Wasser gefüllte Tonne.

Schwarz-Grün plant Auflösung der Bezirksämter

Fachbehörden könnten Aufgaben übernehmen – Bezirksversammlungen sollen erhalten bleiben

 Der Senat plant eine weitgehende Reform der Hamburger Verwaltungsstruktur. Die sieben Bezirksämter sollen ihre Eigenständigkeit verlieren und nur noch als erweiterte Kundenzentren fungieren. Ihre Aufgaben könnten die Behörden des Senats übernehmen. Während die Bürger vor Ort ihre Ansprechpartner behalten, fallen die Entscheidungen dann woanders. Die Bezirksversammlungen würden nach diesem Plan erhalten bleiben, um die Bevölkerung politisch zu vertreten.

 Der Plan entstand in den Diskussionen um die Sparziele des Senats. Er soll im Weiteren verfeinert und noch in diesem Jahr in einer Enquetekommission weiter verfolgt werden. Das erfuhr die WELT aus Senatskreisen.

 Die Verwaltungsreform soll die Ämter und Behörden verschlanken. In der Finanzbehörde wurden auch zwei weitere Pläne zur Bezirksreform diskutiert: So sollten die sieben Bezirke zu sechs oder gar vier zusammengeschlossen werden. Ein weiterer sah vor, die Bezirke aufzulösen und sie durch 22 „Bürgerämter“ zu ersetzen. Beide Varianten verwarfen die Politiker jedoch.

 Der neue Plan gerät offenbar auch nicht in Konflikt mit der Ankündigung des Bürgermeisters, „alle sieben Bezirke, die Bezirksversammlungen und Bezirksamtsleiter“ erhalten zu wollen. CDU- und GAL-Fraktion signalisierten bereits Zustimmung zu dem Vorhaben.

 Unterdessen scheint der Streit zwischen den Hamburger Bezirken und Finanzsenator Carsten Frigge (CDU) über Einsparungen im Sozialbereich ist beigelegt. Nach Informationen von NDR 90,3 wird es in den Bezirken bei der Familien- und Seniorenberatung keine Kürzungen geben. Wesentliche Bereiche bleiben damit unangetastet.

 Die Einigung wurde in einem vertraulichen Gespräch während der Bürgerschaftssitzung am Mittwoch getroffen. Vier CDU-Fraktionschefs aus den Bezirken hatten sich mit Finanzsenator Frigge und dessen Staatsrat getroffen, um die Streitigkeiten über das Sparpaket beizulegen.

 In dem Gespräch habe die Finanzbehörde Fehler eingeräumt, sagte der Harburger CDU-Chef Ralf-Dieter Fischer. Demnach werde die Behauptung, die Bezirke hätten bei einer in der vergangenen Woche präsentierten Sparliste mitgearbeitet, nicht aufrechterhalten. Es sei eine weitgehende Einigung über die wesentlichen Streitpunkte des Sparpakets erzielt worden, so Fischer. Geprüft würden allerdings Einsparungen beim Schulmedizinischen Dienst. Möglicherweise wird es zukünftig keine Schulzahnärzte mehr geben.

Das Sparvolumen, das die Bezirke erbringen müssen, schrumpfe nach Einschätzung Fischers von rund 13 Millionen auf zehn Millionen Euro. Jetzt wollten Bezirksamtsleiter und Finanzbehörde ein einvernehmliches Sparpaket schnüren.

Für Wirbel sorgt die mögliche Streichung der Polizei-Hubschrauberstaffel mit ihren beiden Maschinen vom Typ EC 135. Aus CDU-Kreisen hieß es, die Staffel könne man zur Not entbehren, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Der Wegfall der vier Piloten und fünf Bordtechniker würde Einsparungen von rund 1,8 Millionen Euro jährlich bringen. Zusätzlich könnte die Stadt beim Verkauf der beiden erst 2004 für 11,4 Millionen Euro angeschafften Hubschrauber rund sechs Millionen Euro kassieren.

Für die Polizei ginge ein Einsatzmittel verloren, das im Jahr 700 Stunden in der Luft ist und bei Fahndungen, zur Personensuche mit der erst vergangenes Jahr angeschafften Wärmebildkamera, zur Beweissicherung bei Umweltdelikten oder zur Verkehrsaufklärung eingesetzt wird.

Eine Abschaffung der beiden Helikopter mit den Rufzeichen „Libelle 1“ und „Libelle 2“ stößt auf massive Kritik. „Wir schaffen Pferde an und Hubschrauber ab. Das ist nicht ansatzweise nachvollziehbar“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft.

„Die Hubschrauber sind unverzichtbar“, heißt es von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die in Bad Bramstedt stationierten Hubschrauber der Bundespolizei seien kein adäquater Ersatz.

Wut über Kürzungen bei Polizei vom 17.09.2010

Ab 2011 wird die Hamburger Polizei auf ihre Hubschrauberstaffel sowie das Orchester verzichten müssen. Sie sind dem Rotstift der Innenbehörde zum Opfer gefallen (BILD berichtete) – sehr zum Unmut der Betroffenen! „Der Verlust der Hubschrauberstaffel führt zu einer drastischen Einschränkung der inneren Sicherheit“, sagt der Landesvorsitzene der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders. „Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben, das führt bei den Kollegen zu großer Verunsicherung.“ Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist entrüstet: „Die Hubschrauberstaffel kann Menschenleben retten und spielt eine wichtige Rolle bei Fahndungsaktionen!“ Mit dem Orchester verliert die Stadt eine Hamburgensie. Klarinettist und GdP-Mitglied Michael Meiners (49): „Wir sind das älteste Polizeiorchester der Welt, erfüllen auch eine soziale Aufgabe.“

„Krawalltouristen“ zünden erneut die Schanze an

Polizei kann Randale nach dem Straßenfest jedoch eindämmen. Anwohner treten der Gewalt entgegen

Den ganzen Tag über blieb das Schanzenfest mit Flohmärkten der Anwohner friedlich. Doch als die letzten Händler abgezogen waren, begannen am Samstagabend im Schanzenviertel die Krawalle. Wie schon in den Vorjahren lieferten sich die Randalierer im Anschluss an das Straßenfest schwere Auseinandersetzungen mit der Polizei. Barrikaden brannten, Steine und Flaschen flogen. 14 Menschen wurden dabei leicht verletzt, darunter elf Polizisten. Die Beamten nahmen 42 Randalierer vorläufig fest, drei weitere kamen in Gewahrsam. Zwei Brandstifter sollen dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Randalierer waren erneut zumeist jugendliche „Krawalltouristen“, die aus anderen Stadtteilen oder von außerhalb Hamburgs angereist waren. Unter den Festgenommenen ist nach Polizeiangaben nicht einer, der in dem Viertel selbst wohnt.

 Trotz dieser Bilanz scheint die Polizeitaktik in diesem Jahr besser aufgegangen zu sein als zuvor: Die Beamten hielten sich zunächst im Hintergrund und griffen erst bei massiven Straftaten ein. Deshalb verliefen die Auseinandersetzungen weniger gewalttätig als im vergangenen Jahr, als 40 Polizisten zum Teil schwer verletzt wurden. Dazu mag auch das Verhalten vieler Anwohner beigetragen haben, die sich erkennbar gegen die Krawalle wendeten. So hatten acht Gastronomen ihre Bars und Cafés am Abend geschlossen.

Das Großaufgebot der Polizei hatte sich auf dem benachbarten Heiligengeistfeld und in der Umgebung aufgebaut. „Der konsequente, mit hohem Kräfteaufwand geführte Einsatz führte dazu, dass weitere Ausschreitungen unterbunden werden konnten“, sagt Polizeisprecher Mirko Streiber. 2300 Polizisten standen bereit. Bereits im Vorfeld war Verstärkung aus verschiedenen Bundesländern angefordert worden. Diesmal hatte die Polizei auch sehr viele Zivilfahnder eingesetzt. Sie beobachteten nicht nur, wo sich Krawalle entzündeten, sondern auch, wie Anwohner einschritten und zum Beispiel Brände wieder löschten.

 Am Nachmittag hatten rund 9000 Menschen friedlich das Schanzenfest gefeiert. Gegen 22 Uhr eskalierte die Lage dann. Während viele friedliche Besucher das Viertel verließen, begannen mehrere Hundert Krawallmacher Polizisten mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern zu bewerfen. Zudem wurden mehrere Mülltonnen und ein Auto angezündet sowie die Scheiben von zwei Polizeiwagen, einem Supermarkt und einem Modegeschäft eingeschlagen. Die Schaufenster einer Bankfiliale wurden ebenfalls mit Steinen attackiert, hielten aber stand. Die Einsatzkräfte gingen mit Wasserwerfern und Straßensperren gegen die Unruhestifter vor. Zeitweise wurde der S-Bahn-Verkehr im Viertel unterbrochen, da einzelne Randalierer die Gleise überquerten, um von einer Eisenbahnbrücke aus Beamte mit Flaschen zu bewerfen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.

 Hamburgs Innensenator Heino Vahldieck (CDU) verurteilte die Ausschreitungen: „Jeder Steinwurf auf einen Polizisten ist einer zu viel, jede eingeschlagene Schaufensterscheibe ist ein Akt sinnloser Zerstörungswut“, sagte er. Die Einsatztaktik der Polizei habe sich als „goldrichtig“ erwiesen. Laut Vahldieck habe auch dies dazu beigetragen, dass „die Ausschreitungen im Vergleich zu früheren Jahren in Grenzen gehalten werden konnten“.

Die SPD verurteilte die Randale ebenfalls. „Alle Aufrufe zur Gewaltfreiheit haben leider nicht verhindert, dass es wieder Randale im Schanzenviertel auch mit verletzten Polizisten gegeben hat. Wieder haben Krawalltouristen die Schanze als Bühne für ihre sinnlose Gewaltlust missbraucht“, sagte der SPD-Innenexperte Andreas Dressel. „Positiv ist aber zu bemerken, dass es immer wieder Menschen aus dem Viertel gegeben hat, die deeskalierend eingegriffen haben.“ Weniger erfreut äußerte sich Joachim Lenders von der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Die Hoffnung auf ein friedliches Schanzenfest haben wir Polizisten zumindest aufgegeben. Wir müssen den Kopf dafür hinhalten – vermutlich auch nächstes Jahr“, sagte er und kritisierte die „Gewaltexzesse“.

 Auch am Schlump und an der Schäferkampsallee schlugen Krawallmacher, die aus der Schanze kamen, zu. Sie richteten nach Polizeiangaben eine „Orgie der Zerstörung“ an, zerrten Blumenkübel und Bauzäune auf die Straße und setzten Müllcontainer in Brand. An der Schäferkampsallee wurden zwei 17 und 28 Jahre alte Brandstifter festgenommen, die versucht hatten, mehrere Autos anzuzünden.

Randalierer liefern sich Straßenschlacht mit der Polizei

Brennende Mülltonnen, eingeschlagene Scheiben sowie ein Hagel aus Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern: Bei einem Straßenfest der linken Szene ist es im Hamburger Schanzenviertel am Wochenende erneut zu Krawallen zwischen Randalierern und Polizei gekommen.

Insgesamt wurden in der Nacht zu Sonntag 14 Menschen leicht verletzt, darunter elf Polizisten. Die Beamten nahmen 42 Randalierer vorläufig fest, drei weitere wurden in Gewahrsam genommen. Die Polizei zog dennoch eine positive Bilanz: Das übliche Katz-und-Maus-Spiel zwischen Randalierern und Einsatzkräften sei ausgeblieben.

Tausende Menschen hatten am Sonnabend zuvor friedlich das Schanzenfest gefeiert. Gegen 22.Uhr eskalierte dann die Lage. Mehrere Hundert Krawallmacher bewarfen Polizisten mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern. Sie zündeten mehrere Mülltonnen sowie Autos an und schlugen die Scheiben von vier Polizeiwagen, einem Supermarkt und einem Modegeschäft ein. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Straßen rund um das Autonomenzentrum „Rote Flora“ im Schanzenviertel zu räumen. Nach Angaben der Polizeigewerkschaft befanden sich bis zu 1500 hoch aggressive Gewalttäter im Umfeld der Flora.

Auch in dem Bereich des %S-Bahnhofs Sternschanze kam es zu Zwischenfällen. Vermummte Randalierer kletterten auf mehrere Eisenbahnbrücken, hielten sich auf den Gleisen auf und bewarfen Poli-%zisten mit Flaschen. Die Bundespolizei veranlasste zwischen 23.15 und 1.20 Uhr eine Streckensperrung für den Fern- und S-Bahnverkehr zwischen Dammtor und Sternschanze. Um 3.20 Uhr sei der Einsatz beendet worden und weitgehend Ruhe eingekehrt.

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren hielten sich die nächtlichen Krawalle in Grenzen, wie ein Polizeisprecher gestern betonte. Das Konzept der Polizei sei aufgegangen. Zunächst hätten sich die Beamten zurückgehalten und später erst nach den ersten Ausschreitungen eingegriffen. Dadurch hätten die Beamten die Lage schnell im Griff gehabt. 2300 Hamburger Polizisten waren im Einsatz. Diese seien von acht Hundertschaften aus anderen Bundesländern und der Bundespolizei verstärkt worden.

Innensenator Heino Vahldieck (CDU) verurteilte die Ausschreitungen: „Jeder Steinwurf auf einen Polizisten ist %einer zu viel, jede eingeschlagene Schaufensterscheibe ist ein Akt sinnloser Zerstörungswut.“ Die Polizeigewerkschaft kritisierte unterdessen die %zunehmende Respektlosigkeit und die aggressive Stimmung gegen ihre Einsatzkräfte. „Bürger in Uniform müssen das aushalten und ertragen, was in der Gesellschaft aus dem Ruder gelaufen ist“, sagte der Hamburger Landesvorsitzende Joachim Lenders. Er forderte härtere Strafen bei Angriffen auf Einsatzkräfte.

In dem Hamburger Szeneviertel kommt es seit Jahren immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Linksradikalen und Polizei. Zuletzt waren im Juli und vor einem Jahr zahlreiche Menschen nach dem Schanzenfest rund um den Autonomentreff „Rote Flora“ verletzt worden. Zunehmend mischen sich aber auch „erlebnisorientierte Randalierer“ unter die Unruhestifter.

So entschärfte die Polizei die Krawalle

Lage im Schanzenviertel schnell unter Kontrolle. Innensenator Vahldieck: „Die Taktik war goldrichtig.“ Trotzdem gab’s elf verletzte Beamte.

Sie blieben ruhig, nahmen vieles hin. Die Pöbeleien, die gereckten Stinkefinger, einige geworfene Feuerzeuge. Erst als schließlich Steine flogen, rückte die Polizei mit aller Härte im Schanzenviertel ein – und konnte die Lage noch vor Mitternacht weitestgehend unter Kontrolle bringen. Politiker sind sich sicher: Die Strategie der Polizei ist aufgegangen.

„Die Taktik hat sich als goldrichtig erwiesen“, lobt der neue Innensenator Heino Vahldieck (CDU). Vor allem die vielen Personenkontrollen am frühen Abend und gezielte Ansprachen an potenzielle Gefährder hätten Wirkung gezeigt. „Dank gebührt auch der Feuerwehr, die den schwierigen Einsatz im Schanzenviertel mit Bravour gemeistert hat.“

Statt direkt vor der Roten Flora in der Schanze präsent zu sein, hatten die rund 2300 Polizisten aus dem ganzen Bundesgebiet zunächst einen weiten Ring um das Viertel gebildet. Dann wurde das Zentrum des Krawalls am Schulterblatt mit Wasserwerfern schnell geräumt und mit Polizeiketten abgesichert, die kleinen Scharmützel mit Autonomen wurden gemieden.

Polizeisprecher Andreas Schöpflin: „Das übliche Katz-und-Maus-Spiel der vergangenen Jahre ist in diesem Jahr zum Glück ausgeblieben.“ Dennoch zählte die Polizei am Ende der Krawalle elf Verletzte in ihren Reihen. SPD-Innenxperte Andreas Dressel will deshalb mit einer Anfrage an den Senat klären, wie die Strategie der Polizei für das Schanzenfest verbessert werden kann. „Wir müssen weiter alles versuchen, aus diesem alljährlichen Gewaltritual herauszukommen.“

Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert unterdessen erneut schärfere Strafen für Attacken auf Polizisten und die Feuerwehr. „Den Diskussionen zu diesem Thema müssen jetzt auch die entsprechenden Rechtsnormen folgen“, sagt der Landesvorsitzende Joachim Lenders. Die „Bürger in Uniform“ müssten aushalten, was in der Gesellschaft aus dem Ruder gelaufen ist. Lenders: „Die Hoffnung auf ein friedliches Schanzenfest haben zumindest wir Polizisten bereits aufgegeben. Wir müssen den Kopf hinhalten – vermutlich auch im nächsten Jahr.“

Polizeichef: „Diesmal wird es schlimm!“

Wieder 19 Fahrzeuge in Brand gesetzt: Die Polizei rechnet beim Schanzenfest am Sonnabend mit schweren Krawallen. Die Organisatoren sagen: „Innenbehörde ist schuld an drohender Eskalation.“ 3000 Polizisten im Einsatz.

Es sind die krawalligen Vorboten des Schanzenfestes. Bereits die zweite Nacht in Folge haben unbekannte Täter etliche Autos angezündet. „Wir rechnen mit dem Schlimmsten. Es könnte zu den schwersten Krawallen kommen, die wir jemals beim Schanzenfest hatten“, sagt Joachim Lenders, Landes-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG).

Insgesamt wurden in der Nacht zu Freitag 19 Fahrzeuge bei Brandanschlägen zerstört oder beschädigt, davon etliche Luxus-Schlitten (unter anderem Mercedes, Landrover und Audi). Die Tatorte: Borchlingweg (Othmarschen), Heinrich-Hertz-Straße (Barmbek), Gothaer Weg (Billstedt) und Kelloggstraße (Jenfeld). Zwar waren Dutzende Beamte im Einsatz, fassen konnten sie die Täter jedoch nicht. Die Ermittler (Tel. 428656789) suchen Zeugen.

Schon in der Nacht zu Donnerstag waren in Bramfeld acht Fahrzeuge in Flammen aufgegangen (MOPO berichtete). „Wir vermuten einen Zusammenhang mit dem Schanzenfest“, sagt Polizeisprecher Mirko Streiber. Die Beamten planen einen massiven Einsatz: Knapp 3000 Polizisten, unter anderem aus Berlin und Bayern, werden vor Ort sein. „Wir haben alles auf der Straße, was laufen kann. Dieser Einsatz wird Millionen kosten“, sagt Uwe Koßel, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

Unterdessen ließen die Mitglieder der „Schanzenfestvorbereitung“ am Freitag in einer Mitteilung verkünden, dass die Innenbehörde die Schuld an der Eskalation trage. Die Begründung: Im Vorfeld des Schanzenfestes hatten Polizisten Aufenthaltsverbote gegen bekannte Krawallmacher ausgesprochen (MOPO berichtete). Zudem wurde das Schanzenviertel von Sonnabend 18 Uhr bis Sonntag 8 Uhr zum Gefahrengebiet erklärt. Das bedeutet: Auch ohne, dass ein Tatverdacht vorliegt, können die Beamten Personen kontrollieren, durchsuchen und gegebenenfalls Platzverweise erteilen.

Außerdem steht in der Mitteilung, dass man versucht hätte, Privatwohnungen in der Schanze anzumieten, um „Stützpunkte mit Beamten einzurichten, die das Fest heimlich filmen und überwachen. Diese Aufnahmen sind illegal.“ Zu der Anmietung wollte sich die Polizei nicht äußern.

Die Mitglieder der „Schanzenfestvorbereitung“ riefen letztlich insbesondere „Menschen mit Aufenthaltsverboten“ dazu auf, am Fest teilzunehmen und sich nicht einschüchtern zu lassen.

Brandserie erreicht neuen Höhepunkt

Kurz vor dem Schanzenfest gehen 19 Autos in Flammen auf – Sicherheitsbehörden rechnen mit schwersten Krawallen

 Unmittelbar vor dem Schanzenfest, das heute Nachmittag ab 14 Uhr stattfindet, sind in Hamburg in einer Nacht 19 Autos bei Brandanschlägen beschädigt oder zerstört worden, so viele wie nie zuvor. In vier verschiedenen Stadtteilen geschahen die Taten, dabei kam es in Othmarschen zum schwersten Anschlag: Am Borchlingweg gingen sechs Autos in Flammen auf, zwei weitere wurden beschädigt.

Jetzt ermittelt der Staatsschutz gegen die Brandstifter. Die Anschläge haben auch zu einer verschärften Lageeinschätzung geführt. Dabei ist das gesamte Schanzenviertel schon von heute Abend, 18 Uhr, bis Sonntagmorgen um acht Uhr ein „Gefahrengebiet“. Hier darf die Polizei ohne dringenden Tatverdacht Personen überprüfen. Rund 2800 Polizisten werden voraussichtlich am Wochenende in Hamburg auf der Straße sein: Dazu zählt die komplette Bereitschaftspolizei mit rund 900 Beamten, etwa 700 Beamte der Alarmabteilung sowie rund 1200 zusätzlich angeforderte Polizisten. Diese kommen aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Berlin und von der Bundespolizei. Die Einsatztaktik und die genaue Anzahl an Beamten will die Polizei offiziell nicht preisgeben.

Doch auch in der Nacht zum Sonntag werden noch einmal 100 Beamte in ganz Hamburg gegen Autobrandstifter eingesetzt, weil befürchtet wird, dass auch weiter vom Viertel entfernt Brände gelegt werden. Außerdem befürchten Experten des Staatsschutzes, dass eine größere Zahl von Krawalltouristen von außerhalb nach Hamburg kommt: Angehörige der linksautonomen Szene aus Berlin, die zu einer Demonstration gegen einen Neonaziaufmarsch in Düsseldorf gefahren sind, planen offenbar, auf dem Rückweg in Hamburg einen „Zwischenstopp“ einzulegen. „Wir rechnen mit zusätzlich 50 bis 100 gewaltbereiten Personen“, so ein Beamter. Allein für die Bewachung der Wache 16 im Schanzenviertel wird eine halbe Hundertschaft Polizisten abgestellt.

Die meisten Experten gehen davon aus, dass es auch nach diesem Schanzenfest zu den mittlerweile ritualartigen Krawallen kommt. Polizeisprecher Mirko Streiber formuliert es vorsichtig. „Wir müssen davon ausgehen, dass ein gewaltorientiertes Publikum angezogen wird. Das zeigen die Erfahrungen.“ Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, befürchtet schwere Krawalle. „Wenn man von den Vorboten, den Brandstiftungen an den Fahrzeugen und den Krawallaufrufen, ausgeht, wird es diesmal besonders heftig.“

Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) kündigt ein entschlossenes Eingreifen an, wenn es zu Straftaten kommen sollte. „Wir sind uns mit dem Bezirksamt einig, das Konzept der qualifizierten Duldung auch diesmal anzuwenden.“ So werde man schon beim friedlichen Teil des Festes genau hinschauen, etwa, um die technischen Voraussetzungen zu erfüllen – etwa beim Aufbau der Bühne und bei den Fluchtwegen. „Es ist die klare Vereinbarung mit dem Bezirk, dass er sich darum kümmert.“ Woran sich der Protest beim Schanzenfest entzünden soll, wisse er nicht, aber „Krawallmacher“ gingen auch selten nach logischen Mustern vor.

Alle Polizeireviere auf neuestem Stand – aber jetzt muss gespart werden

Innensenator Vahldieck beim Richtfest am Wiesendamm – CDU-interne Debatte über Streichlisten bei der Inneren Sicherheit

 

Die Sicherheit und der Service für die Bürger in Winterhude und Alsterdorf wird durch das neue Polizeirevier am Wiesendamm entscheidend verbessert, wie Hamburgs Innensenator Heino Vahldieck (CDU) beim Richtfest für das neue Revier am Mittwoch feststellte. „Das Raumangebot wird künftig eine gemeinsame Unterbringung von Schutz- und Kriminalpolizei in einem Dienstgebäude ermöglichen, bei der keine Raumnot mehr bestehen wird.“ In gut drei Monaten sollen die 117 Mitarbeiter des Kommissariats in das neue Gebäude einziehen können.

 

„Die Hamburger Polizei wird nach Fertigstellung dieses Gebäudes durchgehend über moderne, funktionale Polizeikommissariate verfügen – so wie es sich für eine Großstadtpolizei gehört“, fügte Vahldieck hinzu, da mit dem Wiesendamm auch das Modernisierungsprogramm der Reviere der Hamburger Polizei unter dem Stichwort „Projekt Polizeikommissariate der Zentraldirektion“ abgeschlossen sein wird.

 

Doch ungeachtet des Richtfestes für das neue Kommissariat hängt weiter die Befürchtung, dass es zu neuen Sparmaßnahmen bei der Hamburger Polizei kommen werde. Vahldieck selbst hatte erst in dieser Woche Sparmaßnahmen „bei der Polizei auf der Straße“ ausgeschlossen. Aber die SPD hatte davor gewarnt, dass es zu Zusammenlegungen weiterer Kommissariate kommen könnte, wie es schon bei früheren Sparrunden geplant war. Der CDU-Innenexperte Kai Voet Van Vormizeele wies diese Befürchtungen zurück (die WELT berichtete). Das ruft die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) auf den Plan. Die Botschaft, dass der Innensenator sich gegen Sparmaßnahmen ausspreche, sei bei seinem Parteikollegen offenbar nicht angekommen, kritisiert Joachim Lenders, Vorsitzender der DPolG. Van Vormizeele habe sich selbst disqualifiziert, meint Lenders mit Blick auf die Aussage des CDU-Innenpolitikers, die SPD habe verpasst, nachzuweisen, dass sie in der Innenpolitik eine ernst zu nehmende Größe sei. Lenders zitiert Van Vormizeele: „Statt in dem notwendigen Sparprozess eigene Akzente zu setzen, listet sie auf, was sie nicht machen möchte.“ Dazu meint der Gewerkschafter, der ebenfalls der CDU angehört: „Es ist absurd und nicht mehr nachvollziehbar, wenn Herr van Vormizeele glaubt, dass man in der Inneren Sicherheit eigene Sparakzente setzen muss, um eine ernst zu nehmende Größe in der Innenpolitik darzustellen.“