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Die Gewalt macht uns kaputt

Sie werden geschlagen, bepöbelt, bespuckt. Jeden Tag gibt es in Hamburg drei Angriffe auf Polizisten. Eine schockierende Zahl! Jetzt spricht ein Beamter in BILD über seine schlimmen Erfahrungen im Streifendienst.

„Beleidigungen und Widerstand sind an der Tagesordnung“, sagt Polizeiobermeister Lutz Schenk (32), Mitglied der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Er arbeitet an der Wache 34 in Langenhorn, hält für 2000 Euro netto im Monat seinen Kopf hin.

„Tritte, Anspucken, Beißen, Würgen. Es kann bei jeder Routinekontrolle passieren“, sagt er und ist froh, dass noch keiner der Angreifer ein Messer oder eine Pistole hatte. „Ein ungutes Gefühl habe ich bei jedem Einsatz. Man gewöhnt sich nie an diese Aggressionen.“

Über den harten Polizeialltag sagt er: „Bei einer Streifenfahrt hörte ich einen Jugendlichen die Nase hochziehen, dann rotzte er mir durchs offene Fenster ins Gesicht.“ Ein anderes Mal bat er einen grölenden Mann um Ruhe. „Völlig unvermittelt sprang er mir an die Kehle.“

Immer wieder gibt es Situationen, in denen er seine Waffe ziehen muss. „Ich frage mich, was in den Köpfen der Täter vorgeht. Polizisten sind Menschen mit Gefühlen, Ängsten und Familien.“

Als ein Bürger sich über Falschparker beschwerte, schrieb Schenk ein Knöllchen. Ein Passant rief: „Ich verstehe, warum Menschen wie Ihnen der Schädel eingeschlagen wird.“ Der junge Polizist: „Das hat mich mehr schockiert als mancher Angriff. Es zeigt, dass die Akzeptanz von Angriffen auf Polizisten zunimmt.“

Und DPolG-Vorstand Thomas Jungfer (40) ergänzt: „Die Gewalt macht uns Polizisten kaputt.“

Hamburgs neuer Bürgermeister Olaf Scholz (52, SPD) zu BILD: „Angriffe auf Polizeibeamte sind nicht hinnehmbar. Ich bin für härtere Bestrafung.“

Jeden Tag drei Angriffe auf Polizisten

Diese Zahlen sind erschreckend. Jeden Tag werden in Hamburg drei Polizisten im Dienst von Gewalttätern angegriffen. Pro Monat werden durchschnittlich 28 Polizisten so schwer verletzt, dass sie ambulant oder im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Letztes Jahr wurden Gewalttaten gegen Polizisten erstmals exakt erfasst. Auslöser war der Brandanschlage auf das Polizeikommissariat Lerchenstraße im Dezember 2009. Die Polizeiführung hält die Zahlen bislang unter Verschluss. Bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2010 wurden sie verschwiegen.

Nach BILD-Informationen registrierte die Polizei insgesamt 984 gewalttätige Angriffe auf Kollegen. Dabei wurden 332 Beamte verletzt. 24 waren für längere Zeit dienstunfähig. Am meisten sind Polizisten gefährdet, wenn sie bei Schlägereien auf der Straße schlichten oder Randalierer beruhigen wollen. 287 kamen bei solchen Einsätzen zu schaden. 108 wurden bei Familienstreitigkeiten angegriffen.

In 88 Fällen schlugen die Täter mit Glasflaschen zu, in 36 Fällen waren Wurfgeschosse, in elf Fällen Messer die Tatwerkzeuge. Die Täter schlugen aber auch mit Knüppeln und Schlagstöcken zu. In einem Fall wurde ein Hund als Waffe missbraucht. Die
meisten verletzten Polizisten meldeten die Kommissariate Davidwache (209), Lerchenstraße (148), St. Georg (76) und Rahlstedt (70). 573 Täter waren Deutsche.,  267 Ausländer, an erster Stelle Türken, dann Polen und Russen.

„Diese zahlen müssen den neuen Bürgermeister Olaf Scholz und den neuen Innensenator Michael Neumann alarmieren“, sagt Joachim Lenders, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Der Schutz der Beamten muss dringend verbessert werden. Personen, die Polizeibeamte im Dienst angreifen, müssen abschreckend bestraft werden.“ Der Respekt vor der Polizei nehme rapide ab, denn diese Statistik zeigen nur einen Teil: Lenders: „Die zahllosen Beleidigungen, die sich meine Kollegen tagtäglich gefallen lassen müssen, sind überhaupt nicht erfasst. Für mich ist auch das Gewalt.“

Fall Neuwiedenthal Richterin sieht „keine Fluchtgefahr“

Amor S. (32) kommt am Freitagnachmittag aus einem Telefonladen im Einkaufszentrum am Rehrstieg (Neuwiedenthal)

In dem kleinen Telefon-Shop herrscht Partystimmung. Fast im Minutentakt kommen junge Leute herein, klatschen mit dem Mann im Laden ab, umarmen ihn, lachen. Und er lacht zurück. ER, das ist Amor S. (32). Intensivtäter, mutmaßlicher Polizistenschläger von Neuwiedenthal – und auf freiem Fuß!

Nur 100 Meter vom Tatort am Rehrstieg entfernt feiert S. im Geschäft seines Vaters die Freilassung nach sieben Monaten U-Haft. Anwalt Uwe Maeffert, einer der bekanntesten und umstrittensten Strafverteidiger Hamburgs, der zuletzt Jungfernstieg-Killer Elias A. vertrat, hatte Haftverschonung beantragt. Die Große Strafkammer 28 unter dem Vorsitz von Richterin Birgit Woitas gab dem Antrag statt. Begründung: keine Fluchtgefahr!

Seinem Anwalt zufolge ist Amor S. „sozial integriert“. Dabei ist er ein berüchtigter Krimineller!

S. ist 17-fach vorbestraft. Darunter fallen allein sieben Körperverletzungen. Zitat aus einem früheren Urteil: „S. ist treibende Kraft einer Jugendgang, die Angst und Schrecken verbreitet.“ So viel Angst, dass sich der damals 17-jährige Mirco S. vor eine S-Bahn warf. Später stach Amor S. seinen Sozialarbeiter nieder. Zuletzt wurde er 2009 verurteilt.

Dann der Gewalt-Exzess von Neuwiedenthal!

Am 26. Juni 2010 hatte eine Streife am Bahnhof einen „Wildpinkler“ angesprochen. Die Situation eskalierte. Ein Mob warf mit Steinen und Flaschen, fünf Beamte mussten ins Krankenhaus. Ein Polizist erlitt durch einen Fußtritt lebensgefährliche Schädelbrüche. Mutmaßlicher Täter: Amor S.!

Derzeit muss er sich deswegen vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft fordert vier Jahre Haft.

Nun empört sich Andreas Karow, Anwalt eines verletzten Beamten: „S. hätte in Haft bleiben müssen!“ Und auch Joachim Lenders, Landeschef der Polizei-Gewerkschaft, ist entsetzt: „Dass der Angeklagte wieder frei ist, hat eine fatale Wirkung auf sein soziales Umfeld.“ Eine Gefängnisstrafe sei „notwendig, um die Polizei in Zukunft zu schützen“.

Der schwer verletzte Beamte wurde vorgestern ein weiteres Mal operiert.

Chaos-Wochenende für Hamburgs Polizei

Es ist manchmal erschreckend, wofür Hamburgs Polizisten den Kopf hinhalten müssen. Fußball-Chaoten, Neo-Nazis, Autonome, Feuer-Anschläge: Für die Beamten war es ein Horror-Wochenende!

Für knapp 1000 Polizisten begann es Sonnabend um 11 Uhr in Harburg. Rechtsextremist Thomas Wulff hatte zur NPD-„Informationsveranstaltung“ geladen. 68 Gleichgesinnten standen 600 Nazi-Gegner gegenüber Dank des Großaufgebots blieb es weitgehend friedlich. Wenn es zu Übergriffen kam, dann auf Beamte, nicht auf Wulff und seine Kumpane.

Neues Unheil nahte um 12.35 Uhr mit der Ankunft von 770 Anhängern des 1. FC Köln am Hauptbahnhof. Schon aus dem Zug flogen Böller. Später versuchten sogenannte Fans, Lokale zu stürmen und zu verwüsten. Mit Schlagstöcken und Pfefferspray bekamen 200 Bundespolizisten die Lage in den Griff, doch nach dem Spiel gingen die Randale auf dem Kiez weiter! Insgesamt 538 Beamte nahmen 112 Kölner in Gewahrsam.

Auf dem Rückweg aus Nürnberg sorgten HSV-Anhänger für Ärger: In Lüneburg streikte ein ICE-Lokführer, weil 150 Fans immer wieder die Notbremse zogen. Erst nachdem Bundespolizisten zugestiegen waren, ging die Fahrt weiter.

Viele Beamte hatten ihren Dienst am Sonnabend gegen 8 Uhr begonnen und kamen erst nach Mitternacht in den Feierabend. Da ging es für ihre Kollegen erst richtig los! Unbekannte zündeten in Rotherbaum, Altona und Billstedt fünf Autos an, 40 Streifenwagen rückten aus.

Joachim Lenders, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Unsere Polizisten werden an ihre Belastungsgrenze getrieben. Allein 2010 gab es über 800 000 Überstunden.“

Der Demo- und Fußball-Sonnabend kostete Hamburg rund 300 000 Euro.

Anwalt gibt Polizisten Schuld an Gewalt-Exzess Nach dem Großeinsatz in Neuwiedenthal

Im Prozess gegen die mutmaßlichen Polizistenprügler von Neuwiedenthal geraten die Anwälte der Angeklagten und die der verletzten Polizisten immer heftiger aneinander. Uwe Maeffert, einer der bekanntesten Strafverteidiger
Hamburgs, vertritt in dem Verfahren den Hauptangeklagten Amor S. Gestern forderte er die Aussetzung des Verfahrens und Aufhebung des Haftbefehls gegen den 32-Jährigen.

Begründung: Er war dem Nebenklagevertrer Andreas Karow, anmaßende Zensur vor. Maeffert: „Der wirft mir Knüppel zwischen die Beine.“ Anwalt Karow: „Unsachgemäße Zermürbungstaktik!“ Das Gericht lehnte beide Anträge ab.

Dagegen sieht Joachim Lenders, Landeschef der Polizeigewerkschaft, in den Vorwürfen von Maeffert „nur Nebelkerzen.“Lenders: Das war eine brutale Gewaltorgie. Die Angeklagten haben die Polizisten schwer verletzt. Herr Maeffert versucht, den Prozess zu drehen und die Polizisten zu Tätern zu machen.“

Der Fall: Am Abend des 26.06.2010 hatte eine Polizeistreife am Neuwiedenthaler Bahnhof einen 27-Jährigen wegen „Wildpinkelei“ angesprochen, um seine Personalien festzustellen. Die Situation eskalierte, Polizist Günter J. setze einen Schlagstock ein. Daraufhin versuchten rund zehn junge Männer, den Streifenwagen, in dem der „Wildpinkler“ saß, zu stürmen. Steine und Flaschen flogen, fünf Polizisten mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Polizist Jürgen J. erlitt schwerste Kopfverletzungen.

Ein Polizeibeamter belastete den Angeklagten Amor S. gestern schwer: „Der hat den Kollegen J. mit einem Fußtritt am Kopf getroffen.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

Die Opfer leiden ewig, die Täter kriegen Geld

Straßburg – Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte sorgt in Deutschland für Empörung.

Die Straßburger Richter sprachen drei mehrfach vorbestraften und als gefährlich eingestuften Sexualstraftätern wegen nachträglich verhängter Sicherungsverwahrung insgesamt 125 000 Euro Haftentschädigung zu – auf Steuerzahlerkosten! Zudem müssen die Männer freigelassen werden.

Die Praxis in Deutschland verstoße gegen die Menschenrechte, entschied der Gerichtshof.

Aber was ist mit den Opfern der Straftäter? In BILD sprechen Betroffene und Experten.

• Joachim R.s (54) Tochter Stephanie wurde im Jahr 2006 in Dresden von Sextäter Mario M. gefangenen gehalten, immer wieder vergewaltigt.

In BILD klagt der Vater an: „Es ist eine Schweinerei, dass diese Straftäter jetzt eine Entschädigung erhalten. Wir müssen für Geld betteln und kämpfen. Es geht uns hundsmiserabel bei solchen Meldungen. Wie Betroffene auf solche Gerichtsentscheidungen reagieren, interessiert offenbar niemanden.“

• CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach (58) kritisiert das Urteil scharf:
„Entschädigungen für die Schwerverbrecher wären eine erneute Demütigung der Opfer. Die zuständigen Regierungen sollten deshalb jetzt genau prüfen, ob die Entscheidung für Deutschland tatsächlich bindend sein muss.” Und weiter: „Das Urteil steht im Gegensatz zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das zu Recht eine nachträgliche Sicherungsverwahrung erlaubt. In manchen Fällen kann ein Richter bei der Urteilsverkündung nicht wissen, dass ein Schwerverbrecher in der Haft jede Therapie ablehnen wird und deshalb eine Gefahr für die Öffentlichkeit ist.“

Joachim Lenders von der Deutschen Polizeigewerkschaft:
„Polizisten müssen die Straftäter nicht nur fangen, sondern auch noch bewachen, wenn sie entlassen werden, damit sie nicht wieder etwas anstellen. Man fasst sich an den Kopf, wenn man hört, dass die Verbrecher auch noch Entschädigungen bekommen.“

• Polizeihauptkommissar Lothar Engel (54, Mitglied der GdP) überwacht mit Kollegen in Heinsberg (NRW) einen weiteren bereits aus der Haft entlassenen Sexualstraftäter:
„Es kann nicht sein, dass gefährliche Verbrecher wie Mörder oder Sexualstraftäter frei kommen, weil die Gesetze lückenhaft sind. Hier müssen wir schon eine 24-Stunden-Überwachung für einen freigelassenen Gewalttäter stemmen. Dadurch fehlen die Kollegen natürlich an anderen Stellen, das Personal ist ohnehin knapp. Die Fälle in Duisburg und Steinfurt, wo aus der Sicherungsverwahrung entlassene Sexualstraftäter wieder rückfällig geworden sind, sind klare Belege, dass wir mit unserer kritischen Haltung recht haben.

• Opfer-Jurist Thomas Kämmer betreut seit sieben Jahren bundesweit Gewaltopfer:
„Dass die Beschwerdeführer jetzt mit Geld entschädigt werden und Hoffnung auf Freiheit haben, ist ein absolutes Armutszeugnis für die deutschen Politiker. Das sind Schwerverbrecher, die Opfern viel Leid zugefügt haben. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass die Verurteilten wieder eine Straftat begehen.“

Beamten–Demo gegen Kürzung beim Gehalt

City – Der Hamburger Senat kommt nicht zur Ruhe.

Nach den Kita-Eltern gingen jetzt die Beamten gegen die Regierung auf die Straße. Fast 7000 Richter, Staatsanwälte, Polizisten, Lehrer und Feuerwehrleute machten ihrem Unmut gestern mit Trillerpfeifgen in der City Luft, zogen vom CCH zur Petrikirche.

Was die Staatsdiener so auf Zinne bringt: Der Senat will ihnen das Weihnachtsgeld teilweise oder ab einem gewissen Einkommen sogar ganz streichen. Das soll 100 Millionen Euro in die Stadtkasse bringen.

Hamburgs DGB-Chef Uwe Grund: „Vergleicht man die Besoldung in den einzelnen Bundesländern, würde Hamburg im Ranking auf Platz 15 fallen. Das ist nichts anderes als organisierter Lohnraub.“

Innensenator Heino Vahldieck (CDU) musste schon vor der Demo einen Proteststurm über sich ergehen lassen. Bei der Personalversammlung der Innenbehörde im CCH wurde er von 3000 Leuten ausgepfiffen. Die Gewerkschaft der Polizei trug wenig später die „Innere Sicherheit“ symbolisch in einem Sarg zu Grabe.

Joachim Lenders, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Die innere Sicherheit hat nicht erst seit den aktuellen Terrorwarnungen Hochkonjunktur. Worte des Dankes und der Anerkennung machen aber nicht satt. Das Weihnachtsgeld ist ein fest eingeplanter Bestandteil des nicht gerade üppigen Gehalts von Polizisten. Eine Gehaltskürzung per Senatsbeschluss werden wir nicht kampflos hinnehmen.“.

Nach BILD-Informationen gibt es bereits erste Überlegungen in der Regierungs-Koalition, die Kürzung abzumildern.

Der Senat schickt immer weniger Polizisten zum Patrouillieren auf die Straße.

An fast allen Wachen werden die Stunden reduziert, in denen die Beamten ohne konkreten Einsatz unterwegs sind – in vielen Stadtteilen gehören Polizisten auf Streife nicht mehr zum alltäglichen Straßenbild.

„Für das Sicherheitsempfinden der Hamburger ist dieser Trend alles andere als erfreulich“, sagt SPD-Innenexperte Andreas Dressel.

Seine Anfrage an den Senat ergab: In diesem Jahr wurden im Vergleich zu 2006 32,85 Prozent Präsenzstunden der Polizei weniger verzeichnet. Im Vergleich zu 2009 sind es 21,92 Prozent weniger. Während die Präsenz in der Schanze (plus 85 Prozent) gestiegen ist, gab es z. B. in Wilhelmsburg 57 Prozent weniger Stunden als 2006.

Die Innenbehörde sieht darin kein Problem. Sprecher Ralf Kunz: „Die Kennzahl allein sagt nichts über die tatsächliche Präsenz der Polizei auf der Straße aus. Der Begriff ,Präsenzstunden‘ ist nur ein Teilaspekt der polizeilichen Aufgabenvielfalt.“ Ansprechbarkeit und Sichtbarkeit der Polizei blieben auf hohem Niveau gewährleistet.

Dressel widerspricht: „Das stimmt nicht! Die Präsenzstunden sind genau dafür entwickelt worden, um dem Bürger sichtbar zu machen, wie lange und häufig unsere Polizeibeamten auf der Straße präsent sind.“

Freddi Lohse, Vize-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, bestätigt: „Die Präsenzschichten wurden aufgelöst, um die Funkstreifenwagen ausreichend zu besetzen. Die Wachen sind personell dramatisch unterbesetzt.“

Rund 40 Zivilfahnder-Stellen seien derzeit vakant. Es finde zum großen Teil nur noch Einsatzbewältigung der Notrufe statt.

Die Situation dürfte sich noch verschlimmern: Laut Haushaltsentwurf plant der Senat für die nächsten Jahre statt 600 000 nur noch 430 000 Präsenzstunden hamburgweit.

Dressel: „Bürgermeister Ahlhaus hat sein Versprechen gebrochen, nicht bei der Polizeipräsenz auf der Straße zu sparen. Erstaunlich, wie schnell er sein altes Steckenpferd Innenpolitik vergessen hat.“

So werden unsere Polizisten verheizt

20 000 Polizisten, 28 Stunden ohne Pause im Dienst, ohne Verpflegung, dafür im Stein-, Flaschen- und Molotowcocktail-Hagel.

Verletzt von prügelnden Horden, sogar angegriffen mit Mordwerkzeugen. Von vielen Medien beschimpft, von einigen Politikern belächelt. Und das alles für einen Monatsverdienst von 1800 bis 2000 Euro.

Was in den letzten drei Tagen rund um den Atommüll-Transport nach Gorleben mit unseren Polizisten passiert, ist eine Schande.

Jetzt sagt Joachim Lenders (48), stellv. Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Unsere Kollegen, die im Einsatz für den Staat ihr Leben riskieren, sind die Deppen, ja die Ärsche der Nation.“

BILD erfuhr aus Polizeikreisen, was in den Wäldern vom Wendland passierte: Die Gewalttäter unter den Demonstranten spitzten Holzpflöcke an, gingen damit auf die Beamten los. Sie schleuderten Brandsätze, Steine und Flaschen auf Polizisten, setzten ein besetztes Räumfahrzeug in Flammen.

Joachim Lenders: „Es ist doch egal, ob die Kollegen für oder gegen Atomkraft sind – sie machen ihren Job! Und stehen wie Schießbudenfiguren im Stein- und Brandbombenhagel der Chaos-Horde.“

Eine Hamburger Beamtin: „Wenn mir im Restaurant das Essen nicht schmeckt, werfe ich doch auch keine Brandbomben auf den Kellner.“

Bundespolizist Jürgen D. (42) aus Köln über seine Arbeit auf den Castor-Gleisen: „Man trägt die Leute weg, und dann stellt man sich wieder hinten an und trägt den Nächsten weg. Und zwischendurch denkt man: Hoffentlich ist das bald vorbei.“

Das dauerte allerdings.

Hauptkommissar Joachim Lenders: „Die meisten Einsatzkräfte waren von Sonntag, 7 Uhr, bis Montag, 11 Uhr, im Einsatz. 28 Stunden! Die Krawallmacher hatten sämtliche Versorgungswege abgeschnitten. Es konnte für die völlig erschöpften Polizisten keine Verpflegung angeliefert werden. Nichts zu essen, nichts zu trinken. Dazu die Kälte!

Schlimm auch vor allem für weibliche Polizisten: Auch Dixi-Klos konnten nicht in die Wälder geliefert werden.“

Entsetzt ist der Polizei-Gewerkschafter auch über Teile der Politik: „Da pflanzt sich die Grünen-Chefin Claudia Roth mit als Demonstrantin auf die Straße und schafft es nicht einmal, Verständnis für die Polizisten zu äußern, die dort einfach nur ihren Job machen.“

Übrigens: Die Polizisten, die gestern nach 28 Stunden Kampf ein paar Stunden Ruhe hatten, mussten ab 22 Uhr wieder in den Wald. Um sich beschimpfen, bewerfen, bespucken, schlagen zu lassen. Als Deppen der Nation.

Graffiti-Gesetz kann Schmierer nicht stoppen!

Mehr Fälle trotz härterer Strafen +++ Aufklärungsquote unter 25 Prozent

Der Gesetzgeber wollte die Schmierereien endlich stoppen – doch es wurde nur noch schlimmer! Die Zahl der Graffiti-Deliktein Hamburg ist in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen.

2694 Fälle waren es noch 2005, im vergangenen Jahr wurden 4368 angezeigt – ein Anstieg von über 60 Prozent!

Weniger als ein Viertel der Delikte wird aufgeklärt. Der Sachschaden bleibt so zum allergrößten Teil an Privatleuten und der Stadt hängen.

Dabei wurde 2005 bundesweit das sogenannte Graffiti-Bekämpfungsgesetz eingeführt. Heißt: Illegales Sprayen ist immer eine Straftat und kann Geldbußen und Haft zur Folge haben.

„Die Zahlen zeigen leider, dass es nicht gelungen ist, die Täter abzuschrecken“, so Joachim Lenders (48), Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft.

WORAN LIEGT’S?

„Ein Grund könnten die allgemeinen Verrohungstendenzen der Jugendlichen sein. Zwischen steigender Jugendgewalt und Vandalismus gibt es Zusammenhänge“, so SPD-Innenexperte Andreas Dressel. Fast die Hälfte aller überführten Sprayer sind männliche Jugendliche.

Laut Ermittlungsgruppe Graffiti der Hamburger Polizei (10 Mitarbeiter) lassen sich Sprayer durch Gesetze wenig beeindrucken: „Sie wollen den Ruhm in ihrer Szene haben.“

Besonders betroffen: der öffentliche Nahverkehr!

Die Beseitigung der Vandalismus-Schäden beliefen sich 2009 für die Hochbahn auf 3,8 Millionen Euro (U-Bahn 1,6 Mio., S-Bahn: 1 Mio., Busse 1,2 Mio.). Allein die Beseitigung der Graffiti an U-Bahnen schlug mit 394 000 Euro zu Buche.

Bedeutet: Dauereinsatz für die Reinigungsteams. So sind bei der Hochbahn täglich Mitarbeiter unterwegs, die Graffiti entfernen.

Sprecher Christoph Kreienbaum: „Eine saubere Wand schreckt ab. Bei uns geht keine U-Bahn mit Graffiti auf die Strecke.“