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Prekäre Situation für Polizei: Schanzenfest trifft auf Cyclassics

Veranstaltung im August am Vorabend des Radrennens geplant – Offenbar kein Zufall

Auch eine Störung der Sportveranstaltung wird befürchtet. Polizei hat Verstärkung aus anderen Bundesländern angefordert

CDU und FDP erwarten von Innensenator Michael Neumann (SPD) ein schlüssiges Konzept

Etwas früher als gewohnt findet das Schanzenfest in diesem Jahr schon am 20. August statt. Rechtsanwalt Marc Meyer teilte als Vertrauensperson der Veranstalter am Freitag mit, dass seit Längerem ein Termin feststehe. Ob es sich tatsächlich um den Sonnabend in vier Wochen handelt, wollte er weder bestätigen noch dementieren. Die Polizei bereitet sich aber bereits intensiv auf einen Einsatz an dem Abend vor.

Am Tag darauf finden die Vattenfall-Cyclassics statt. Sicherheitsexperten glauben nicht an einen Zufall. Sie vermuten, dass das Schanzenfest, bei dem es im Anschluss meist zu Ausschreitungen kommt, als Basis für Aktionen gegen die vom Energiekonzern gesponserte Sportveranstaltung genutzt werden soll.

In einem internen Schreiben sind bei der Polizei die Dienststellen von dem Termin am 20. August und die damit verbundene „prekäre Einsatzsituation“ hingewiesen worden. In den vergangenen Jahren waren allein rund um das Schanzenfest jeweils weit mehr als 1000 Beamte eingesetzt worden. Für die Cyclassics sind mindestens 500 Beamte eingeplant, die hauptsächlich den Verkehr im Griff behalten sollen.

„Die beiden Einsätze an aufeinander folgenden Tagen sind eine mit Hamburger Polizeikräften nicht zu bewältigende Einsatzlage“, sagte Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Die Brisanz steckt natürlich in dem Datum. Ich glaube nicht, dass es zufällig ausgesucht wurde. Man wird sich auch auf Versuche von Störungen bei den Cyclassiscs einrichten müssen.“

Deshalb hat die Polizeiführung bereits jetzt Anfragen an andere Bundesländer gesandt, die zu dem Augustwochenende Polizeihundertschaften nach Hamburg schicken sollen. Ein Problem: Die Bundespolizei feiert 60. Geburtstag. Von ihr, so die Ansage, kann Hamburg deshalb keine Unterstützung erwarten.

Es gehört zum Prinzip der Veranstalter, nie offiziell als Anmelder in Erscheinung zu treten und den Termin des jährlichen Schanzenfestes erst kurzfristig bekannt zu geben. So hat das zuständige Bezirksamt Altona nach Auskunft einer Sprecherin bislang keine Informationen über das Datum. Ob es wie in den vergangenen beiden Jahren eine „qualifizierte Duldung“ geben wird, ist noch unklar. Mit dieser Bezeichnung wollten die Behörden einen rechtlichen Spagat vermeiden: Denn ohne offizielle Anmeldung müsste das Fest verboten werden. Sobald jedoch Polizisten die Flohmarktstände abbauen würden, sei schon tagsüber deutlich mehr Krawall als ohnehin in der Nacht zu erwarten, heißt es.

Im besonderen Fokus der Bürgerschaftsopposition steht der neue SPD-Innensenator Michael Neumann. Der CDU-Abgeordnete Karl-Heinz Warnholz sagte: „Wichtig ist ein umfassendes Konzept des Senators. Jetzt kann er umsetzen, was er sonst immer gefordert hat. Wir werden dies sehr kritisch beobachten.“ Daneben appellierte Warnholz an die Verantwortlichen im Stadtteil: „Sie müssen dafür sorgen, dass das Fest friedlich abläuft, und auf auswärtige Chaoten achten.“ FDP-Fraktionsvize Thomas-Sönke Kluth erwartet von Neumann ein schlüssiges Handlungskonzept und meinte: „Auf die Dauer kann die Duldung des Schanzenfestes, nach dem es in den letzten Jahren regelmäßig zu Ausschreitungen gekommen ist, keine rechtsstaatlich akzeptable Lösung für die Sicherheit sein.“

Die Grünen und die Linken geben sich zuversichtlich, dass das Fest friedlich verläuft. Antje Möller, die innenpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion, sagte: „Ich erwarte keine Probleme, in den vergangenen Jahren wurde immer eine Möglichkeit gefunden, das Schanzenfest stattfinden zu lassen. Die Notwendigkeit zu einem anderen Umgang sehe ich nicht.“ Christiane Schneider, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken, richtete einen Appell an die verantwortlichen Politiker, Gewalt nicht heraufzubeschwören. „Ich hoffe, dass sich Innensenator Neumann mit Ankündigungen von massiver Polizeipräsenz zurückhält.“ Erneut müsse es eine qualifizierte Duldung geben, so Christiane Schneider.

Senat schaltet heute Kameras auf der Reeperbahn ab

Einst hochgelobtes Überwachungsprojekt hat nach Urteilsspruch kaum noch Nutzen

Oberverwaltungsgericht hatte verfügt, dass keine Hauseingänge mehr gefilmt werden dürfen.

Doch gerade hier gab es für die Polizei viele Anhaltspunkte

Insgesamt waren 14 Beamte damit beschäftigt, die Bilder der zwölf Kameras auszuwerten

Mit einem Knopfdruck wird heute eine der groß gefeierten Sicherheitsmaßnahmen in Hamburg beendet – dann wird die am 31. März 2006 um exakt 12.27 Uhr gestartete Videoüberwachung auf der Reeperbahn wieder eingestellt. Der Grund ist denkbar einfach: Sie bringt nichts mehr. Seitdem das Oberverwaltungsgericht im Juni 2010 die Möglichkeiten erheblich einschränkte, blickten die eingesetzten Beamten fast nur noch auf schwarze Bildschirme oder besahen sich Szenen, die für Kriminalisten wenig Nutzen hatten. So durften Hauseingänge oder Fensterbereiche nicht mehr aufgenommen werden. Diese Maßnahme könnte der Anfang einer allgemeinen Entwicklung sein. Der Datenschutzbeauftragte der Stadt hat noch viele andere Polizeikameras im Visier, deren Einsatz er einschränken möchte.

Die hohe Zahl der Straftaten auf der nur 980 Meter langen Reeperbahn und den angrenzenden Straßen lieferte der Innenbehörde vor fünf Jahren den Grund für den aufwendigen Technikeinsatz. Zwölf 360-Grad-Kameras mit Zoom-Funktion, Anschaffungspreis insgesamt 620 000 Euro, lieferten Bilder auf eine Großbildleinwand ins Polizeipräsidium, von wo aus per Standleitung die Einsatzkräfte an der Davidwache informiert wurden. 397 Einsätze wurden im ersten Jahr durch Videoüberwachung ausgelöst oder „begleitet“. Die Zahl ist auf exakt 100 Fälle im fünften Überwachungsjahr, das im März 2011 endete, gesunken. „Die Zahl der Einsätze war kontinuierlich rückläufig. Ein besonders großes Absacken gab es im letzten Überwachungsjahr“, sagt ein Beamter. „Der Grund dafür ist eindeutig das Urteil des Oberverwaltungsgerichts.“

Auch die Zahl der Fälle, in denen Bilder der Überwachungskameras für Verfahren als Beweismittel benutzt werden konnten, ging auf einen Tiefststand von 111 zurück. „Seitdem die Videoüberwachung eingeschränkt ist, wurden pro Monat lediglich noch 5,3 Einsätze durch Videoüberwachung ausgelöst. Daran haben auch technische Verbesserungen, die das System anwenderfreundlicher für die Kollegen machen sollten, nichts geändert“, so ein Polizist. Intern ist die Entwicklung so zusammengefasst worden: „Aufgrund der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes vom 22. Juni 2010 ist der räumliche Überwachungsbereich derart eingeschränkt worden, dass die Videoüberwachung der Reeperbahn nicht mehr effizient ist.“ Trotz Ausnutzung sämtlicher technischer Möglichkeiten haben die Beamten festgestellt, dass sie kaum noch etwas per Videoüberwachung feststellen und die Bilder nur noch in Ausnahmefällen als Beweismaterial zu nutzen sind. Fazit: Der personelle Aufwand, bis zu 14 Beamte sind für die Videoüberwachung eingesetzt, ist zu hoch und stehe in keinem akzeptablen Verhältnis zu den Ergebnissen.

Dabei hatte aus Sicht der Polizei das geschnürte Sicherheitspaket für den Kiez, bestehend aus Videoüberwachung, hoher Polizeipräsenz und Flaschenverbot, vor dem Urteil gerade angefangen zu wirken. War nach der Einführung der Videoüberwachung die Zahl der Straftaten von 856 im ersten Jahr auf 979, 1008 und 1236 erwartungsgemäß laut Polizei durch „Dunkelfeldaufhellung“ gestiegen, so wurde im fünften Überwachungsjahr ein starker Rückgang um fast 22 Prozent auf 888 Fälle erfasst. Abgebaut werden die Kameras übrigens nicht. Sie sollen zu besonderen Anlässen wie Veranstaltungen oder Ansammlungen eingeschaltet werden, bei denen Gewalttaten erwartet werden.

Für die Polizei ist das „Kameraproblem“ damit nicht ausgestanden. Mittlerweile sind die Kameras an den Wachen im Visier des Datenschutzes. Sie sind bislang zur Gefahrenabwehr installiert. Das soll in jedem einzelnen Fall überprüft und begründet werden. Ansonsten müssten sie nach anderen rechtlichen Maßstäben eingesetzt werden, die nur in bestimmten Fällen Aufnahmen zulassen. „Sollte das der Fall werden, werden wir uns mit aller Macht dagegen wehren“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Hier geht es um konkrete Gefahren sowie den Schutz und die Eigensicherung der Kollegen. Wie nötig das ist, haben der gezielte Angriff auf die Wache Stresemannstraße, bei dem Kollegen in Lebensgefahr waren, gezeigt.“

Vor Saisonstart: Polizei rechnet mit deutlich steigender Fan-Gewalt

Interne Analyse weist wachsende Zahl an Problemspielen aus – Mehr gewaltbereite Anhänger bei Pauli als beim HSV

Allein in der Hinrunde geht die Polizei von 26 brisanten Partien in Hamburg aus – nicht nur in den oberen Ligen, sondern auch bei den zweiten Mannschaften

Auf die am Wochenende beginnende Fußballbundesliga-Saison blickt die Hamburger Polizei mit großer Sorge – laut einer aktuellen Lageeinschätzung wird das Gewaltpotenzial einiger Fangruppen als erheblich eingeschätzt. Allein in der Hinrunde erwarten die Sicherheitsbehörden 26 der sogenannten Risiko- oder Sicherheitsspiele. Diese Einstufung ist aus Einschätzung des bisherigen Fanverhaltens der jeweils beteiligten Vereine entwickelt worden. „Man kann sich vorstellen, was das für eine Belastung ist und mit welchem Gewaltpotenzial es die Polizei zu tun hat“, sagte ein leitender Polizeibeamter. In einer internen und bisher unveröffentlichten Studie, die der „Welt“ vorliegt, wurde zudem die abgelaufene Saison analysiert. Das Ergebnis: Dem HSV werden 400 gewaltbereite Problemfans zugerechnet, beim FC St. Pauli, der am kommenden Sonnabend die Saison eröffnet, sind es sogar 500 Personen.

„Die letzte Fußballsaison war für die Polizei bereits von hohen Belastungen geprägt. Das Gewaltpotenzial hat ein noch nicht gekanntes Ausmaß erreicht“, heißt es. Bei den Einsätzen rund um die Fußballspiele der vergangenen Saison wurden rund 70 Polizisten verletzt. Es gab über 300 Fest- oder Ingewahrsamnahmen. Mehr als 250 Strafanzeigen fertigten Polizisten im Zusammenhang mit Fußballgewalt.

„Dieses Jahr werden vermutlich wegen der Vielzahl der Einsätze diese Zahlen weit überstiegen werden“, heißt es in der Lageeinschätzung. Die Polizei rechnet bei den Risiko- und Sicherheitsspielen mit einem Kräfteansatz von 500 bis 1600 Beamten. In vielen Fällen werden Hundertschaften der Bereitschaftspolizei aus anderen Bundesländern angefordert werden müssen.

„Wir stehen diese Saison vor einer erheblichen Herausforderung“, sagt auch der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Joachim Lenders. „Die Zahl der Sicherheitsspiele wird sich mehr als verdoppeln. Vergangenes Jahr hatten wir lediglich elf solcher Spiele. Das Personal, das wir diese Saison einsetzen müssen, wird woanders fehlen.“ Lenders erneuert in diesem Zusammenhang noch einmal seine Forderung nach einer Abgabe der Vereine für die Polizeieinsätze. „Gerade die Situation hier in Hamburg führt doch jedem deutlich vor Augen, dass es längst nicht mehr nur die erste, sonder mittlerweile sogar die vierte Liga ist, in der es zu Problemspielen kommt, zu denen die Polizei mehrere Hundertschaften einsetzen muss.“ Es sei nicht hinnehmbar, dass in diesem Fall die Leistung der Polizei kostenfrei in Anspruch genommen werden könne, während jeder andere vergleichbare Veranstalter zur Kasse gebeten werden, so der Standpunkt der Polizeigewerkschaft.

Dabei spielt der Gewerkschafter darauf an, dass neben dem Erstligisten HSV und dem Zweitligisten St. Pauli auch deren jeweils zweite Mannschaft so hochklassig spielt, dass es zu Begegnungen mit gewalttätig eingestuften Fangruppen kommt. Beide Teams spielen in der kommenden Saison in der Regionalliga und treffen also auch im Derby aufeinander. Außerdem erwartet St. Pauli Mannschaften wie Magdeburg, Cottbus II, Meppen,Hannover II, Kiel, Halle, Lübeck und Wolfsburg II, bei denen laut Polizeieinschätzung ein „feindschaftliches Verhältnis“ zwischen Teilen der Fangruppen besteht. Der HSV II hat sechs Begegnungen in Hamburg mit auswärtigen Mannschaften, die „feindschaftlich“ gesinnte Fans mitbringt.

Die Spitzenmannschaften sind dagegen beinahe harmlos. Auf „nur“ zehn Risikospiele bringen es beide Vereine zusammen in der Hinrunde. Besonders problematisch werden dabei die Anhänger von Eintracht Frankfurt eingestuft, die kurz vor Weihnachten ans Millerntor reisen. Das brisante Spiel der Rostocker auf dem Kiez wird erst im kommenden April stattfinden, die Hamburger Polizei wird im Herbst allerdings auch mit zum Auswärtsspiel reisen müssen.

Hochrisiko-Verbrecher sollen nach Fuhlsbüttel

Niedersachsens Justizminister: Hamburg und Rosdorf Standorte für Sicherungsverwahrte

Norddeutsche Länder hätten sich auf gemeinsame Lösung zur Umsetzung des Karlsruher Urteils geeinigt

Hamburgs Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) dementiert das: Noch keine Einigung über die Unterbringung

Hamburg soll offenbar einen Großteil der in Norddeutschland einsitzenden Schwerverbrecher aufnehmen, für die die Gerichte wegen ihrer Gefährlichkeit Sicherungsverwahrung nach der normalen Haft angeordnet haben. Die fünf norddeutschen Bundesländer hatten bei einer Sitzung der Justizminister kürzlich vereinbart, die Sicherungsverwahrung langfristig gefährlicher Straftäter künftig an zwei zentralen Standorten zu konzentrieren. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) sagte jetzt in Hannover, die Unterbringung sei voraussichtlich in Hamburg und Rosdorf bei Göttingen geplant. Bisher wurden Hochrisiko-Verbrecher auf besondere Abteilungen unterschiedlicher Gefängnisse verteilt. Hintergrund der Neuregelung ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach Sicherungsverwahrte bis Mai 2013 eine Unterbringung bekommen müssen, die sich deutlich von der Strafhaft unterscheidet. So müssen etwa die Wohnräume größer sein als herkömmliche Gefängniszellen.

Auf dem Gelände von Niedersachsens angeblich sicherster Haftanstalt in Rosdorf im Landkreis Göttingen sollen in die Errichtung eines neuen Gebäudes zehn bis 12,5 Millionen Euro investiert werden. Die 54 geplanten Plätze sollen für Straftäter aus Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern genutzt werden können. In der Hamburger Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel wurde zu Jahresbeginn eine neue Abteilung für Sicherungsverwahrte mit 31 Plätzen eröffnet, sodass „Santa Fu“ für die Unterbringung der norddeutschen Sicherungsverwahrten ebenfalls infrage kommt. Derzeit gibt es im Hamburger Justizvollzug 22 Sicherungsverwahrte.

Hamburgs Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD) allerdings dementierte gestern, dass es bereits eine Entscheidung gebe. „Wir sind zu einer Zusammenarbeit mit den norddeutschen Ländern bereit“, sagte Schiedek. „Es gibt allerdings noch keinerlei Festlegungen. Für uns kommt es darauf an, dass es eine gute Lösung für Unterbringung, Entlassungsvorbereitung und Nachsorge zwischen den Ländern gibt. Dafür haben wir eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die ein Gesamtkonzept erstellen soll.“ Dieses solle so schnell wie möglich vorliegen, hieß es aus der Justizbehörde.

CDU-Justizpolitikerin Viviane Spethmann sagte, eine gemeinsame Lösung sei zu begrüßen. Die JVA Fuhlsbüttel bringe die Voraussetzungen mit. Es sei aber „merkwürdig“, dass weder die Senatorin noch SPD-Fraktionschef Andreas Dressel die Bürgerschaft im Rechtsausschuss unterrichtet hätten.

Noch deutlicher wurde GAL-Rechtspolitiker Farid Müller. „Wenn diese Nachricht aus Niedersachsen zutrifft, dann hat die Senatorin bewusst die Bürgerschaft getäuscht“, so Müller. „Mit Täuschung und Desinformation schafft Politik aber kein Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Senats, wie mit gefährlichen ehemaligen Straftätern zukünftig umzugehen ist.“

SPD-Rechtspolitiker Urs Tabbert betonte dagegen, ihm sei keine Entscheidung für bestimmte Standorte bekannt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Busemann da schon weiter ist als die Arbeitsgruppe, die die Standorte suchen soll“, sagte Tabbert.

„Wir begrüßen eine solche Einrichtung in ,Santa Fu'“, sagte dagegen Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Eine adäquate Unterbringung nach den Vorgaben der Gerichte verhindere, „dass diese gefährlichen Menschen freigelassen werden und dann rund um die Uhr überwacht werden müssen“, so Lenders.

Welche Auswirkungen solche Entlassungen haben können, zeigt das Beispiel Hans-Peter W. (53), der für 30 Jahre in Haft saß, bevor er aufgrund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte auf freien Fuß gesetzt werden musste. Der Mann kam nach Hamburg, war hier zunächst in Hammerbrook, Harburg und Niendorf untergebracht, bevor er nach Eilbek zog. Seit dem ersten Tag wird er rund um die Uhr von der Polizei bewacht. Wie aufwendig das ist, zeigte sich erst mit der Zeit. „Am Anfang war er viel im Haus“, sagt ein Beamter. Mittlerweile hat Hans-Peter W. einen Hund, den er auf ausgedehnten Touren mit dem Fahrrad begleitet. Die Polizei, die für die Bewachung dauerhaft mit einem Zug der Bereitschaftspolizei gebunden ist, hat deswegen kürzlich zwei Dienstfahrräder angeschafft.

Senat gegen Verbot von Facebook-Partys

SPD-Innensenator Neumann will Verantwortliche jedoch für Kosten aufkommen lassen

Polizeigewerkschaft fordert konsequentes Vorgehen gegen im Internet verabredete Feiern

Das Verbot von Facebook-Partys, wie es Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) gefordert hat, stößt in Hamburg auf keine Unterstützung. Allerdings will man in der Hansestadt nach den Erfahrungen mit der „Thessas-Party“, zu der mehrere Tausend feierlaunige Jugendliche nach Bramfeld gekommen waren, eine härtere Gangart einlegen. Nach reichlich Alkoholkonsum war es auch zu Ausschreitungen und Straftaten gekommen. „Wer so etwas bewusst herbeiführt, den werden wir nach allen rechtlichen Möglichkeiten nach dem Verursacherprinzip zur Kasse bitten“, sagt Innensenator Michael Neumann (SPD). Zudem werde die Polizei niederschwellig eingreifen. Gleichzeitig sehe man Facebook in der Pflicht. Gerade der Fall „Thessa“ habe gezeigt, dass auch ein kleiner Fehler ungeheure Auswirkungen und eine nicht mehr zu kontrollierende Eigendynamik haben könne. Die Schülerin hatte aus Versehen die Einladung für alle Facebook-Nutzer sichtbar gemacht. Mehr als 16 000 Nutzer hatten daraufhin ihr Kommen angekündigt. Neumann will Kontakt zu Facebook aufnehmen, um Möglichkeiten zu erörtern, wie die Firma mithelfen kann eine Wiederholung zu verhindern.

Unterstützung bekommt Neumann von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) „Wir brauchen kein Versammlungsgesetz für Facebook“, sagt deren Landesvorsitzender Joachim Lenders. Das bedeute nicht, dass man Ausschreitungen hinnehmen müsse. „Wir haben das Hamburger Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Damit lassen sich natürlich Exzesse verhindern. Das betrifft nicht nur Facebook-Partys, sondern auch Flashmobs oder jede andere Veranstaltung“, so Lenders. „Man muss es aber auch konsequent anwenden.“ Dabei seien auch Ingewahrsamnahmen oder ein Abbruch einer Veranstaltung durch die Polizei adäquate Mittel. Dass die „Verursacher“ solcher Partys zur Kasse gebeten werden sollen, findet ebenfalls die Unterstützung von Lenders. „Wer so etwas anzettelt, muss auch die finanziellen Konsequenzen tragen und sich auf eine Rechnung der Polizei oder anderer betroffener Firmen und Organisationen, wie der Stadtreinigung, einstellen.“

Die nächste Facebook-Party steht schon an. Am 30. September wollen sich viele Gegner des dann in Kraft tretenden Alkoholverbots in Hamburgs U-Bahnen zu einem „Abschiedstrinken“ in Zügen und Bahnhöfen treffen. Das Vorbild ist London, wo es 2008 ein „Abschiedstrinken“ gab. Hier hatten sich innerhalb kurzer Zeit bei Facebook um die 20 000 Menschen dazu angemeldet.

Hamburgs Polizei mit schlechtester Bilanz

Hansestadt hat die geringste Aufklärungsquote bei Verbrechen

Die Zahl der Polizeibeamten pro Einwohner ist so hoch wie in München. Dort werden aber weitaus mehr Fälle aufgeklärt.

Rückschlag für die innere Sicherheit in Hamburg. Im bundesweiten Vergleich der 38 Großstädte ist die Hansestadt trotz allgemein rückläufiger Kriminalität in der Liste der Städte mit der höchsten Kriminalität von Platz acht in 2009 auf Platz sieben im vergangenen Jahr gestiegen. Demnach gab es in Hamburg im vergangenen Jahr 12 669 Straftaten pro 100 000 Einwohner. In Frankfurt, der Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate, waren es 15 977 Straftaten pro 100 000 Einwohner. In München, der sichersten Großstadt Deutschlands, waren es 7684 Taten. Damit konnte Hamburg zwar einen Rückgang von 5,1 Prozent der Fälle vorweisen. In anderen Städten war die Entwicklung aber ein wenig besser.

Schlecht sieht es in Hamburg bei der Aufklärungsquote aus. Im Vergleich zu anderen Großstädten rangiert die Hansestadt mit 46,2 Prozent auf einem der hinteren Plätze. Nur Köln, Gelsenkirchen, Düsseldorf und Bonn sind schlechter. In Augsburg dagegen werden fast drei von vier Straftaten aufgeklärt. 73,8 Prozent beträgt dort die Aufklärungsquote. Im Vergleich der Bundesländer, inklusive der anderen Stadtstaaten Berlin und Bremen, ist die Aufklärungsquote in Hamburg am schlechtesten.

Bei besonders schweren Straftaten kann sich die Erfolgsquote der Hamburger Polizei immerhin punktuell sehen lassen. 89,6 Prozent der Tötungsdelikte, 78,1 Prozent der Vergewaltigungen oder 74,7 Prozent der schweren und gefährlichen Körperverletzungen klärte die Kripo auf. Bei Raubüberfällen gelang es dagegen nur, 40,7 Prozent der Täter zu ermitteln. Das ist der drittletzte Platz unter den 38 Großstädten. Auch bei der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen liegt Hamburg auf einem hinteren Platz. „Natürlich ist die Aufklärungsquote ein Indiz dafür, dass man nicht nur intelligente Konzepte schreiben kann“, sagt Joachim Lenders von der Deutschen Polizeigewerkschaft. In Hamburg seien zu wenig Polizisten „auf der Straße“. Allerdings sind in München rund 6000 Polizisten für 1,3 Millionen Einwohner zuständig. Rechnerisch kommt in Hamburg und München je ein Polizist auf rund 221 Einwohner. „Ein wesentlicher Faktor ist die Justiz“, so Lenders. Die meisten Straftaten würden von einem kleinen Teil der Täter begangen werden. „Viele Fälle zeigen, dass Täter in Hamburg erst spät Konsequenzen wie Haft fürchten müssen.“

Massives Polizeiaufgebot verhindert größere Krawalle im Schanzenviertel



Elf verletzte Beamte und 17 festgenommene Randalierer – Innenbehörde mit Einsatzkonzept zufrieden

 

Die Ausschreitungen begannen, als ein Demonstrationszug mit rund 4000 Teilnehmern vor die Rote Flora zog

 

Viele Autobrände in mehreren Hamburger Stadtteilen – CDU fordert jetzt härtere Gesetze

 

Den Fehler des Vorjahrs, als zu wenige Polizeibeamte im Schanzenviertel Präsenz zeigten, wollte die Innenbehörde nicht erneut begehen – und so wurden in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag 2300 Beamte eingesetzt, um die befürchteten Ausschreitungen, Plünderungen und brennende Barrikaden zu verhindern. Mit Erfolg: Die Nacht verlief – vergleichsweise – ruhig. Mögliche Randalierer erhielten im Vorfeld Aufenthaltsverbote für das zum Gefahrengebiet erklärte Schanzenviertel. Und erstmals wurden Wasserwerfer präventiv an wichtigen Punkten postiert. Nicht verhindern konnte die Polizei, dass es im Umfeld des Viertels, aber auch in entfernten Stadtteilen zu zahlreichen Autobränden kam. 27 Fahrzeuge wurden an 13 Tatorten zerstört oder beschädigt. Ein Teil der Taten dürften auf das Konto frustrierter Krawallmacher gehen.

 

Am Sonnabendnachmittag hatte noch vieles auf einer Wiederholung der Straßenschlacht-Szenen von 2010 hingedeutet. Zu der angemeldeten Demonstration, die um 16 Uhr im Schulterblatt unter dem Tenor „Stadt selber machen – für das Recht auf Stadt. Rote Flora und Bauwagen Zomia verteidigen“ begann, waren weit mehr als die 1900 vom Anmelder erwarteten Teilnehmer gekommen. Die Polizei zählte rund 4000 Demonstranten, die im Zickzack-Kurs durch das Viertel und St. Pauli in Richtung Altona zogen. Darunter waren auch über 1000 als gewaltbereit eingestufte Linksautonome, die als Schwarzer Block die Spitze bildeten. Als sich der Aufzug um kurz nach 17 Uhr in Bewegung setzte, vermummten sich viele der Teilnehmer. Böller flogen. Erst nachdem die Polizei die Demonstranten stoppte, beruhigte sich die Lage etwas.

 

Schon zuvor war es für die Szene nicht sonderlich gut gelaufen. Vermummte Aktivisten hatten beinahe die Rote Flora selbst in Brand gesetzt, als sie gestenreich auf dem Dach des Gebäudes bengalische Feuer schwenkten. Dann gab es unter den Demonstranten mehrere Verletzte, die Knallschäden durch die aus den eigenen Reihen geworfenen Böller erlitten.

 

Die illegale Pyrotechnik forderte aber auch unter den Polizisten Opfer. „Zwei der 14 im Rahmen des Einsatzes verletzten Beamten erlitten Hörschäden“, sagt Hauptkommissar Andreas Schöpflin. „Sie kamen ins Krankenhaus und mussten zunächst stationär aufgenommen werden.“ In der Bernhard-Nocht-Straße steckten Krawallmacher ein Bundeswehrfahrzeug an. Gegen zwei Gebäude flogen Steine und Farbbeutel. Am Zielort in der Großen Bergstraße drohte die Situation zu eskalieren, als Vermummte einen Zaun des Ikea-Neubaus einrissen und Einsatzkräfte mit Flaschen, Böllern und Steinen bewarfen. Hier kam es zu einem kurzen Wasserwerfereinsatz durch die Polizei. Der Veranstalter beendete danach vorzeitig den Aufzug, die Endkundgebung fiel aus. „Gleich nach der Demonstration kam es noch zu einigen Sachbeschädigungen. Vermummte beschädigten einige Autos und schmissen Scheiben an Gebäuden ein“, so Schöpflin. Betroffen waren auch das Bezirksamt Eimsbüttel, zwei Gaststätten an der Balduinstraße und an der Großen Elbstraße. An der Osterstraße flogen Steine gegen Geldinstitute.

„Die Anzahl von etwa 1200 gewaltbereiten, teilweise vermummten Autonomen im Demonstrationszug zeigt einmal mehr, dass es vielen nur um Randale und Krawall geht“, bilanzierte Joachim Lenders, Landesvorsitzender der deutschen Polizeigewerkschaft. „Nur dem konsequenten Einschreiten der Polizei und der erfolgreichen Einsatzstrategie ist es zu verdanken, dass nicht noch mehr passiert ist.“ GAL-Politikerin Antje Möller , die selbst mitdemonstrierte, setzte einen anderen Schwerpunkt: „Es war eine überraschend große Demonstration, sehr politisch und mit vielen unterschiedlichen Gruppen.“

 

Zufrieden äußerte sich auch Hamburgs neuer Innensenator Michael Neumann. Am Sonnabend besuchte er Einsatzkräfte in deren Bereitstellungsräumen. „Ich habe der Polizei bei der Durchführung des Einsatzes freie Hand gelassen“, sagt Neumann. „Ich kann nur sagen, dass das Konzept aufgegangen ist.“ Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Kai Voet van Vormizeele, will hingegen die Beteiligung von gewaltbereiten Jugendlichen nicht mehr hinnehmen: „Das muss uns veranlassen, über weitere gesetzliche Konsequenzen nachzudenken. Es kann nicht hingenommen werden, dass die Eltern dieser Jugendlichen sich aus jeder Verantwortung herausstehlen. Eltern tragen für dieses gewalttätige Verhalten ihrer Kinder eine erhebliche Mitverantwortung.“

Am Sonntagabend versammelte sich die Szene zur „revolutionären Mai-Demo“. Die Polizei war erneut mit einem Großaufgebot vor Ort. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe dauerte die Demonstration noch an.

„Walpurgisnacht“ ruhiger als erwartet

Unter einem massivem Polizeiaufgebot haben am 1.-Mai-Wochenende Anhänger der linken Szene in Hamburg demonstriert. In der «Walpurgisnacht» kam es zwar zu einzelnen Ausschreitungen, doch große Krawalle, wie sie befürchtet wurden, gab es nicht. Auch eine sogenannte revolutionäre 1. Mai-Demonstration am Sonntagabend startete zunächst friedlich. Auseinandersetzungen mit den teils als gewaltbereit eingestuften Demonstranten schloss die Polizei aber nicht aus. 2300 bis 2500 Beamte waren an beiden Abenden im Einsatz.

 Mehr als 800 Demonstranten zogen am Sonntagabend unter dem Motto «Heraus zum revolutionären 1. Mai – Klasse gegen Klasse» vom Bahnhof Altona Richtung Schanzenviertel. Viele trugen schwarze Kapuzen oder Kappen und Sonnenbrillen. Auf Transparenten stand: «Zum Teufel mit dem Kapital» oder «Organisiert den Widerstand gegn Faschismus und Kapitalismus.» Die Polizei richtete am Sonntag erneut ein Gefahrengebiet im Schanzenviertel ein, in dem die Beamten ohne konkreten Verdacht Menschen durchsuchen oder in Gewahrsam nehmen sowie Platzverweise erteilen können.

Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) zog am Sonntag eine positive Bilanz des Polizeieinsatzes vom Sonnabend, an dem rund 4000 Menschen für den Erhalt des linksautonomen Zentrums «Rote Flora» demonstriert hatten. «Die Polizei hat durch entschlossenes Eingreifen Schlimmeres verhindert», erklärte er. Gleichzeitig verurteilte der Innensenator die Gewalttätigkeiten. «Es ist durch nichts zu rechtfertigen, dass es rund um den 1. Mai auch in diesem Jahr wieder zu gewalttätigen Aktionen in der Stadt gekommen ist.»

Bei vereinzelten Auseinandersetzungen am Samstagabend zwischen Demonstranten und Einsatzkräften waren elf Polizisten verletzt worden, einer von ihnen musste mit einem Hörschaden im Krankenhaus behandelt werden. Die Beamten hatten am Sonnabend 17 Demonstranten vorläufig fest und 50 in Gewahrsam genommen.

Vor der «Roten Flora» wurden immer wieder Feuerwerkskörper auf Polizeiautos geworfen. Die Polizisten setzten mehrfach Wasserwerfer ein. Ein Fahrzeug der Bundeswehr ging in Flammen auf, mehrere wurden beschädigt. Zudem warfen einige Demonstranten nach Polizeiangaben Steine und Glasflaschen auf ein Hotel. Gewalttäter setzten mehrere Papierkörbe und Müllcontainer in Brand. In Altona wurde der Zaun einer Baustelle teilweise niedergerissen.

Auch aus Sicht der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG Hamburg) war die Einsatzstrategie erfolgreich. Der Landesvorsitzende Joachim Lenders erklärte aber: «Die Anzahl von etwa 1200 gewaltbereiten, teilweise vermummten Autonomen im Demonstrationsaufzug, zeigt einmal mehr, dass es vielen nur um Randale und Krawall geht.» Er forderte eine schnelle und harte Verurteilung der Straftäter, betonte aber: «Wir benötigen für die Verurteilung dieser Straftäter weder schärfere, noch neue Gesetze, sondern lediglich die konsequente Ausschöpfung des vorhandenen Strafrahmens durch die Justiz.»

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion verlangte dagegen auch Gesetzesänderungen. «Die erneut hohe Anzahl von gewaltbereiten Jugendlichen muss uns veranlassen, über weitere gesetzliche Konsequenzen nachzudenken», hieß es in einer Mitteilung des innenpolitischen Sprechers der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Kai Voet van Vormizeele.

Großaufgebot der Polizist im Einsatz

Die Polizei bereitet sich mit einem Großaufgebot auf mögliche Krawalle in Hamburg rund um die Walpurgisnacht vor. Es seien insgesamt 2300 bis 2500 Polizisten aus der Hansestadt und anderen Bundesländern im Einsatz, sagte der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders, am Sonnabend. Es sei mit etwa 1000 Randalierern zu rechnen. «Diese Gewaltexzesse in der Walpurgisnacht sind ja leider Gottes schon ritualisiert.» Am Sonnabendnachmittag wollen Anhänger der linken Szene gegen den geplanten Verkauf des linksautonomen Zentrums «Rote Flora» im Schanzenviertel demonstrieren. Vor allem danach werden Ausschreitungen befürchtet. Auch am 1. Mai sind Demos geplant.

1. Mai: Polizei rechnet mit Krawallen

Aktion vor der Roten Flora angekündigt

Mit massiver Polizeipräsenz sollen in der Nacht zum 1. Mai in Hamburg Ausschreitungen verhindert werden. Neben den eigenen Hundertschaften, den Alarmabteilungen und den Einsatzzügen sollen kommendes Wochenende auch zehn auswärtige Hundertschaften hauptsächlich im Schanzenviertel im Einsatz sein. Experten, wie der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders, rechnen dennoch mit „erheblichen Ausschreitungen“, die es vor dem Hintergrund eines möglichen Verkaufs der Roten Flora in dieser „traditionellen“ Krawallnacht geben wird.

Bereits für Sonnabendnachmittag hat der Sprecher der Roten Flora, Andreas Blechschmidt, eine Kundgebung angemeldet, zu der er 1900 Teilnehmer erwartet. Ob diese Zahl erreicht wird, ist unklar. Am Vormittag findet eine Kundgebung der NPD in Bremen statt. Bei der Polizei geht man davon aus, dass ein Teil der Szene dorthin fahren wird, um den Aufmarsch der Neonazis zu stören. So wurde die von Blechschmidt angemeldete Demo extra um eine Stunde weiter in den Nachmittag gelegt, um das „Zeitfenster“ für die Teilnahme an Aktionen in Bremen zu vergrößern.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die Hamburger Klientel am Abend wieder zurück ist“, meint ein Einsatzführer der Polizei. Was dann passiert, lässt sich schwer vorhersagen.

„Wir rufen für den 30. April 2011 auf zu einem antikapitalistischen Tanz in den Mai, einer Demonstration in Hamburg für die Rote Flora, den lockeren Aufstand und das Recht auf Stadt“, heißt es in einer Ankündigung der Szene. Deshalb sollen allein in dieser Nacht sechs Hundertschaften aus anderen Bundesländern die Polizei verstärken. Am 1. Mai sind noch einmal vier auswärtige Hundertschaften mit eingeplant. Neben den Mai-Kundgebungen, bei denen Linksautonome spezielle „Blöcke“ bilden sollen, wird es am Sonntag eine „Revolutionäre 1.-Mai-Demo“ geben. Vier zusätzliche Hundertschaften sollen dann aushelfen. Das Problem: Bis vor Ostern waren die Zusagen spärlich. Bremen hat wegen der Kundgebung eigenen Bedarf. In Berlin ist in der Nacht zum 1. Mai, wie in Hamburg, traditionell Randale angesagt. Jeweils zehn Hundertschaften hätten die Polizeiführer beider Städte gern zusätzlich.